Schachweltmeisterschaft 2012

Schachweltmeisterschaft 2012
Die Kontrahenten der Schachweltmeisterschaft 2012
VishyAnand09.jpg Boris Gelfand.jpg
Viswanathan Anand Boris Gelfand
Nation
Flag of India.svg
Indien
Flag of Israel.svg
Israel
Status Titelverteidiger
Weltmeister seit 2007
Herausforderer
Gewinner des Kandidatenturniers
Elo-Zahl
(November 2011)
2811 2744

Die Schachweltmeisterschaft 2012 wird im Mai 2012 als Zweikampf zwischen Weltmeister Viswanathan Anand und dem Sieger des Kandidatenturniers Boris Gelfand in Moskau ausgetragen. Es sollen 12 Partien gespielt werden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Seit seinem Sieg beim Weltmeisterschaftsturnier 2007 hat Anand seinen Titel zweimal in Zweikämpfen verteidigt: 2008 spielte er in Bonn ein Revanchematch gegen den vorherigen Weltmeister Wladimir Kramnik (6,5:4,5), und 2010 besiegte er den Gewinner des Kandidatenfinales und früheren FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow (6,5:5,5).

Ursprunglich war London als Austragungsort der Schach-WM 2012 im Gespräch. Nach Unstimmigkeiten mit der FIDE zogen die englischen Organisatoren im Februar 2011 ihr Angebot zurück.[2] Im August 2011 vergab die FIDE die Ausrichtung nach Moskau. Der Preisfonds wird 2.550.000 US-Dollar betragen. Ein Angebot der All India Chess Federation, den Wettkampf in Chennai auszurichten, wurde trotz eines höheren Gebotes abgelehnt.[3]

Kandidatenturnier

Die Regularien zur Ermittlung des Herausforderers bei der WM 2012 waren häufigen Änderungen unterworfen: Nach ersten Planungen hätte der Gewinner des Schach-Weltpokals 2009 gegen den Sieger des FIDE Grand Prix 2008–2010 einen Zweikampf spielen sollen, dessen Sieger direkt als Herausforderer qualifiziert gewesen wäre.[4] Diese Planung verwarf die FIDE zugunsten eines Kandidatenturniers mit acht Teilnehmern[5], was heftigen Protest unter den Spielern[6][7][8] und der Großmeisterorganisation ACP[9] hervorrief. Anfangs herrschte noch Unklarheit über den Austragungsmodus, da sowohl ein Rundenturnier als auch ein K.-o.-Turnier im Gespräch waren.[10] Man entschied sich für letzteres. Nach ersten Äußerungen der FIDE sollte das Turnier vom 1. März bis 31. Mai 2011 in Baku, Aserbaidschan[11] und einem anderen Land ausgetragen werden.[12] Nach erneuten Änderungen wurde das Turnier Ende November 2010 auf die Zeit vom 3. bis 27. Mai 2011 in Kasan, Tatarstan, Russland datiert.[13] Trotz dieser Änderung des austragenden Landes durfte Şəhriyar Məmmədyarov, der vom aserbaidschanischen Schachverband nominiert wurde, seinen Startplatz behalten.

Auf Grund des langen WM-Zyklusses und der Bedingungen der Qualifikation für den Zweikampf, namentlich der seines Erachtens mangelnden Transparenz der Qualifikationskriterien, zu kurzen Matches und der fehlenden Pause zwischen Halbfinale und Finale, hatte der norwegische Großmeister Magnus Carlsen Anfang November 2010 seinen Rückzug aus dem Kandidatenturnier erklärt, für das er über seine Elo-Zahl qualifiziert gewesen wäre. Dabei regte Carlsen für zukünftige Zyklen Rundenturniere an.[14] Er wurde durch Alexander Grischtschuk ersetzt, der beim FIDE Grand Prix 2008–2010 Dritter geworden war.

Qualifiziert durch Spieler
Verlierer der Schachweltmeisterschaft 2010 BulgarienBulgarien Wesselin Topalow
Verlierer des Kandidatenfinales 2009 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Gata Kamsky
Gewinner des FIDE Grand Prix 2008–2010 ArmenienArmenien Lewon Aronjan
Zweiter beim FIDE Grand Prix 2008–2010 AserbaidschanAserbaidschan Teymur Rəcəbov
Gewinner des Schach-Weltpokals 2009 IsraelIsrael Boris Gelfand
Zwei Spieler mit nächsthöheren Elo-Zahlen
(Durchschnitt vom Juli 2009[15] und Januar 2010[16])
NorwegenNorwegen Magnus Carlsen (Verzicht), ersetzt durch RusslandRussland Alexander Grischtschuk (Dritter beim FIDE Grand Prix 2008–2010)
RusslandRussland Wladimir Kramnik
Nominierung durch den Turnierveranstalter
(Elo-Zahl über 2700 nötig)
AserbaidschanAserbaidschanŞəhriyar Məmmədyarov

In der ersten und zweiten Runde (Viertel- und Halbfinale) wurden vier und in der dritten Runde (Finale) sechs Partien gespielt mit einer Bedenkzeit von 120 Minuten für die ersten 40 Züge, 60 Minuten für die nächsten 20 Züge und dann 15 Minuten für den Rest der Partie plus zusätzlichen 30 Sekunden pro Zug beginnend mit dem 61. Zug. War der Zweikampf danach nicht entschieden folgten vier Schnellschachpartien mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten pro Partie plus 10 Sekunden pro Zug. Stand es dann immer noch unentschieden, folgten zunächst zwei Blitzpartien mit jeweils 5 Minuten Bedenkzeit plus 3 Sekunden pro Zug. Danach folgten bei weiterem Unentschieden bis zu vier weitere Zwei-Blitzpartien-Duelle, und stand es dann (nach zehn Blitzpartien) immer noch unentschieden, wäre eine letzte Partie gespielt worden, bei der Weiß 5 Minuten, Schwarz 4 Minuten Bedenkzeit sowie beide ab dem 61. Zug 3 Sekunden zusätzlich erhalten hätte. Hätte die Partie Remis geendet, wäre der schwarz-führende Spieler der Sieger des Matches gewesen.[17] Das Kandidatenturnier lief nach folgendem Spielplan ab:[18]

  Viertelfinale Halbfinale Finale
                           
  1  Wesselin Topalow 1,5  
8  Gata Kamsky 2,5  
     Gata Kamsky 2(2)  
     Boris Gelfand 2(4)  
4  Boris Gelfand 2,5
5  Şəhriyar Məmmədyarov 1,5  
     Boris Gelfand 3,5
     Alexander Grischtschuk 2,5
3  Lewon Aronjan 2(1,5)  
6  Alexander Grischtschuk 2(2,5)  
   Alexander Grischtschuk 2(3,5)
     Wladimir Kramnik 2(2,5)  
2  Wladimir Kramnik 2(4,5)
  7  Teymur Rəcəbov 2(3,5)  

Bemerkenswert war die hohe Remisquote bei diesem Turnier: Von den insgesamt 30 Partien mit „normaler“ Bedenkzeit endeten nicht weniger als 27 Remis, einige schon nach wenigen Zügen. Der Präsident der Europäischen Schachvereinigung, Silvio Danailow kritisierte dieses Ergebnis und machte den Turniermodus dafür verantwortlich.[19]

Einzelnachweise

  1. Regulations auf fide.com, abgerufen am 8. August 2011
  2. London withdraws its 2012 World Championship bid, Chessbase.com, 3. Februar 2011
  3. Moscow wins bid to host 2012 World Championship, Whychess.org, 8. August 2011
  4. New World Chess Championship cycle Auf: chessbase.com, 24. Juni 2007
  5. The 79th FIDE Congress completed its session in Dresden Auf: fide.com, 26. November 2008
  6. Magnus Carlsen withdraws from Grand Prix Auf: chessbase.com, 5. Dezember 2008
  7. Levon Aronian: FIDE must reverse its decision! Auf: chessbase.com, 6. Dezember 2008
  8. Adams withdraws from Grand Prix cycle Auf: chessbase.com, 11. Dezember 2008
  9. Pressemitteilung der ACP In: The Week in Chess, 16. Dezember 2008
  10. Presidential Board meeting 1st quarter 2009 Auf: fide.com, 9. März 2009
  11. Fide Calender 2011, abgerufen am 25. Mai 2010
  12. FIDE Candidates Tournament split between two venues Auf: chessbase.com, 18. Oktober 2009
  13. Pressemitteilung der FIDE, abgerufen am 24. November 2010
  14. Carlsens Brief vom 5. November 2010
  15. Top 100 Spieler Juli 2009 Auf: fide.com, abgerufen am 13. Mai 2010
  16. Top 100 Spieler Januar 2010 Auf: fide.com, abgerufen am 13. Mai 2010
  17. Rules & regulations for the Candidates Matches of the FIDE World Championship cycle 2009-2011 abgerufen am 9. Mai 2011
  18. Pressemitteilung der FIDE vom 7. Februar 2011 abgerufen am 7. Februar 2011
  19. Brief des ECU-Präsidenten und Replik der FIDE

Weblinks


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