Juliane Déry

Juliane Déry
Juliane Déry auf einem Gemälde von Franz von Stuck, um 1898

Juliane Déry (eigentl. Deutsch bzw. Decsy, * 10. August 1864 in Baja, Ungarn; † 31. März 1899 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie wurde als Tochter des deutsch-jüdischen Kaufmanns Moritz Deutsch in Baja geboren, wo sie ihre Kindheit verbrachte und erste Dichtungen auf Ungarisch schrieb. Im Jahr 1873 siedelte die Familie nach Wien über und trat dort zum Katholizismus über. Der Familienname wurde ins Ungarische Decsy übersetzt (madjarisiert) und in Déry umgewandelt. Dérys Vater verübte nach 1873 Selbstmord. Die Familie lebte daraufhin in großer Armut in Wien, wo Déry Deutsch lernte, die „Mädchenbürgerschule“ besuchte und anschließend bis 1890 auf der „Klosterschule zu St. Anna“ ihr Lehrerinnendiplom erwarb.

Karl Emil Franzos ermutigte Déry, schriftstellerisch tätig zu werden. Im Jahr 1888 veröffentlichte er eine ihrer Novellen in seiner Zeitschrift „Deutsche Dichtung“. Im Jahr 1890 ging Déry nach Paris, wo sie auf Initiative von Prinzessin Mathilde Zugang zu literarischen Zirkeln der Stadt erhielt, unter anderem war sie Gast im Salon der Juliette Adam. Déry verließ Paris erst 1893 und kehrte nach Deutschland zurück.

Im Jahr 1893 fand die Premiere ihres Einakters Verlobung bei Pignerols in Coburg am Hoftheater Herzog Ernsts II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der sie protegierte, statt. Das Stück wurde ebenfalls am Rezidenztheater in Berlin aufgeführt und machte Déry der Öffentlichkeit als Bühnenschriftstellerin bekannt. Sie lebte von 1895 bis 1898 in München und „half das ‚Intime Theater‘ […] begründen.“[1] Déry war Mitarbeiterin der „Neuen Deutschen Rundschau“, im „Quickborn“ und im S. Fischer Verlag. In München pflegte sie zudem Umgang mit den Schriftstellern der Zeitschrift „Die Gesellschaft“ und war mit Franz von Stuck bekannt, der sie mehrfach porträtierte.

Im Jahr 1898 siedelte Déry nach Berlin über. Bereits in Paris war sie in die Dreyfus-Affäre verwickelt und der Spionage beschuldigt worden. Nachdem in Berlin ihre Verlobung gelöst worden war und möglicherweise auch durch die Wendung im Dreyfus-Prozess[2] beging Déry 1899 durch Sturz aus dem Fenster Selbstmord.

Werke

Novellen

  • 1888: Hoch oben (Novellen)
  • 1891: Ohne Führer; Urban (2 Novellen)
  • 1891: Die Einwilligung
  • 1893: Rußland in Paris
  • 1895: Katastrophen (neue Novellen)
  • 1900: Hans der Pechvogel (Eine Rabengeschichte)

Theaterstücke

  • 1891: Die Verlobung bei Pignerols (Lustspiel)
  • 1891: Das Amulett (Lustspiel)
  • 1894: D’ Schand (Volksstück in sechs Bildern)
  • 1896: Es fiel ein Reif (Drama in einem Akt)
  • 1896: Die sieben mageren Jahre (Drama)
  • 1897: Die sieben mageren Kühe (Komödie in drei Akten)
  • 1897: Die selige Insel (Dramatisches IDyll)
  • o. J.: Der Stärkere (Lustspiel)
  • o. J.: Pusztastürme (Lustspiel)

Literatur

  • Susanne Kord: Ein Blick hinter die Kulissen. Deutschsprachige Dramatikerinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-00835-5, S. 350.
  • Hans Schwerte: Juliane Dery. In: Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen (Hrsg.): Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv, München 1986, ISBN 3-423-03282-0, S. 67–68.
  • Hans Schwerte: Dery, Juliane. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 611 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Schwerte: Juliane Dery. In: Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen (Hrsg.): Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv, München 1986, S. 68.
  2. Hans Schwerte: Dery, Juliane. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3. Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 612.

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