Jesuitenkirche (Molsheim)

Jesuitenkirche (Molsheim)
Außenansicht
Langhaus, Blick Richtung Chor
Ebenerdiger Blick in das Langhaus
Ansicht des Hochaltares
Langhaus mit Kanzel und Orgel

Die Georgs- und Dreifaltigkeitskirche (Église Sainte-Trinité et-Saint-Georges) ist die Pfarrkirche der Stadt Molsheim im Bas-Rhin, Frankreich, und der bedeutendste Kirchenbau aus dem 17. Jahrhundert im Rheintal.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche wird aufgrund ihrer jahrhundertelangen Funktion allgemein als Jesuitenkirche (Église des Jésuites) bezeichnet. Sie wurde 1615 bis 1617 von Christoph Wamser errichtet und am 26. August 1618 geweiht.[2] Wamsers Bau gilt als eines der repräsentativsten Beispiele von nachgotischer Architektur. Die Kirche wird seit 1939 vom Französischen Kulturministerium als Monument historique geführt.[3]

Molsheims Jesuitenkollegium war 1580 gegründet worden und wurde 1765 aufgelöst. 1618 bis 1704 diente es als katholische Hauptuniversität des Elsass und war bedeutender als die lutherische Universität Straßburg. Der Bau der Kirche wurde 1614 durch den Straßburger Bischof Erzherzog Leopold V. von Österreich-Tirol finanziert, der am Leopoldi-Tag. (15. November) eine bedeutende Geldsumme stiftete. Obwohl eine Kapelle Ignatius von Loyola gewidmet ist, war die Kirche von Anfang an der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet. Die Widmung an St. Georg kam nach der Übergabe der Kirche an die Stadt (1791) hinzu.[4][2] Die vorherige Georgskirche und ursprüngliche Pfarrkirche von Molsheim wurde seit 1790 und bis 1806 restlos abgetragen, sie stand am heutigen Marktplatz (Place du marché).[5]

Die Ausmaße des Gebäudes sind beachtlich, insbesondere im Verhältnis zur bescheidenen Größe der Stadt: 61,5 m lang und 21 m breit, der Glockenturm 45 m hoch, das Gewölbe innen 20 m hoch, der Chor mit einer Grundfläche von 214,5 m² (19,5 m x 11 m).[4][2]

Ausstattung

Unter den zahlreichen Sehenswürdigkeiten in dem reich ausgestatteten Gebäude stechen die barocke Ignatiuskapelle (1621–1630) im nördlichen Querarm und die Liebfrauenkapelle im Rokokostil (1748) im südlichen Querarm am stärksten hervor.

Weitere Zierden der Kirche ist der monumentale spätgotische Christus am Kreuz (1480), 4,5 m hoch und 2,5 m breit, aus der ehemaligen Kartause der Stadt.[4].

Silbermann-Orgel

Blick auf die Orgel

Von besonderer Bedeutung ist die Orgel von Johann Andreas Silbermann aus dem Jahre 1781. Eine Besonderheit dieses Instruments war das Echowerk, als Vorgänger des späteren romantischen "Récit". Im 19. Jahrhundert wurden nur geringfügige Reparierungen an dem Instrument vorgenommen. Erst ab dem Jahr 1887 nahm der Orgelbauer Franz Xaver Kriess wesentliche Veränderungen an dem instrument vor. In den Jahren 1969-1971 wurde die Orgel von dem Orgelbauer Alfred Kern umfassend restauriert, wobei auch die zwischenzeitlichen Veränderungen rückgängig gemacht wurden.[6]

I Grand Orgue C–d3
1. Bourdon 16'
2. Montre 8'
3. Bourdon 8'
4. Prestant 4'
5. Quinte 22/3'
6. Doublette 2'
7. Tierce 13/5'
8. Sifflet 1' (B)
9. Sifflet 1' (D)
10. Cornet V
11. Fourniture III
12. Cymbale II
13. Trompette 8' (B)
14. Trompette 8' (D)
Tremblant fort
II Echo C–d3
15. Bourdon 8' (B+D)
16. Flûte 4' (B+D)
17. Nasard 22/3' (B+D)
18. Doublette 2' (B+D)
19. Tierce 13/5' (D)
20. Flageolet 1' (D)
21. Fagott-bass 8' (B)
Pédale C–c1
22. Soubasse 16'
23. Octavebasse 8'
24. Trompette 8'

Weblinks

 Commons: Jesuitenkirche (Molsheim) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ville de Molsheim: Nos monuments (Französisch)
  2. a b c „Sensuous worship: Jesuits and the art of the early Catholic Reformation in Germany“ (Englisch)
  3. Ancienne église des Jésuites, ou église catholique Saint-Georges, Datenbank des Französischen Kulturministeriums (Französisch)
  4. a b c „Molsheim's parish church formerly church of the Jesuits“ (Englisch)
  5. église paroissiale Saint-Georges à Molsheim (die vorherige Pfarrkirche St. Georg) (Französisch)
  6. Informationen zur Silbermann-Orgel (Französisch)
48.5402777777787.4958333333333

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