Jaime Ortega

Jaime Ortega

Jaime Lucas Kardinal Ortega y Alamino (* 18. Oktober 1936 in Jagüey Grande auf Kuba) ist Erzbischof von Havanna und ranghöchster Amtsträger innerhalb der römisch-katholischen Kirche Kubas.

Leben

Jaime Ortega wurde in Jagüey Grande in der Diözese und Provinz Matanzas auf Kuba als Sohn eines Ladenbesitzers und einer Hausfrau geboren. Nach erfolgreicher Beendigung der staatlichen Schule absolvierte er zunächst ein Studium mit künstlerischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten. Ab 1956 trat er in das Seminar seiner Heimatdiözese ein, das von kanadischen Missionaren geleitet wurde. Er studierte in Matanzas und Québec Katholische Theologie, Philosophie und Ethik. Im August 1964 empfing er in der Kathedrale von Matanzas das Sakrament der Priesterweihe.

Anschließend wirkte er zwei Jahre lang als Vikar in der Gemeindeseelsorge, ehe er im Jahre 1966 für acht Monate zwangsweise in einem Arbeitslager (UMAP) für religiöse und homosexuelle junge Männer verbrachte. Nach seiner Entlassung im Jahre 1967 schlug er die ihm von seinem Vater verschaffte Möglichkeit der Auswanderung nach Spanien aus und wurde zum Gemeindeseelsorger in seiner Geburtsstadt Jagüey Grande ernannt, wo er wegen des Priestermangels auf Kuba mehrere Pfarreien und Kirchen zu betreuen hatte. 1969 ernannte ihn sein Bischof zum Dompfarrer an der Kathedrale von Matanzas und zum Präsidenten der Diözesankommission für Katechese unter besonderer Berücksichtigung der Jugendarbeit. Ortega begründete eine kirchliche Jugendbewegung und entwickelte zahlreiche Aktivitäten für Jugendliche wie Sommerlager und Schauspielgruppen. Zusätzlich lehrte er Moraltheologie im Priesterseminar von Havanna.

1978 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Pinar del Río, einem traditionell sehr katholischen Bistum, ernannt. Im November 1981 wurde Ortega schließlich Erzbischof von Havanna. Er gründete zahlreiche neue Pfarreien, rief ein Diözesanrat für pastorale Initiativen ins Leben, baute zerstörte Kirchen wieder auf und errichtete Tagungs- und Exerzitienhäuser für Priester und Laien. Auch als Erzbischof von Havanna richtete er große Anstrengungen auf eine lebendige Jugendarbeit. 1991 gründete er eine lokale Gruppe des weltweiten Wohltätigkeitswerks Caritas für das Erzbistum Havanna, aus dem die nationale Cáritas Cuba hervorging, als deren Präsident Ortega fungiert. Die der Katholischen Bischofskonferenz unterstehende Cáritas Cuba ist die erste behördlich anerkannte, vom Staat unabhängige Nichtregierungsorganisation Kubas seit der Kubanischen Revolution. Obwohl Kirchenvertreter keine Plattform im öffentlichen Radio und Fernsehen Kubas bekamen, erlangte Ortega große Bekanntheit und viele Anhänger, weil er mutige Beiträge in der von ihm gegründeten Monatszeitung des Erzbistums, Palabra Nueva („Neues Wort“), verfasste, die auch über die Grenzen Kubas hinaus große Beachtung fand.

Papst Johannes Paul II. nahm Ortega am 26. November 1994 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Aquila e Priscilla in das Kardinalskollegium auf. Dies war die erste und bisher einzige Ernennung eines Kubaners zum Kardinal seit der Kubanischen Revolution 1959. Ortega ist Mitglied der Kongregation für den Klerus und der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. 2005 nahm Ortega als einer von 115 wahlberechtigten Kardinälen am Konklave im Vatikan teil, in dessen Verlauf der damalige Kardinal Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. zum neuen Papst gewählt wurde.

Von 1988 bis 1998 sowie erneut von 2001 bis 2004 war Ortega Vorsitzender der Kubanischen Katholischen Bischofskonferenz. Er war maßgeblich an der Organisation des Besuchs von Papst Johannes Paul II. in Kuba im Januar 1998 beteiligt. Unter seiner Führung gelang es der Katholischen Kirche Kubas, ihre Stellung innerhalb des Landes und die Beziehungen zum Staat erheblich zu verbessern. Dennoch übte Ortega zu verschiedenen Gelegenheiten deutliche Kritik an der von der Kommunistischen Partei Kubas unter Fidel und (seit 2008) Raúl Castro geführten Regierung: Ein unter Ortegas Leitung verfasster Hirtenbrief der Bischofskonferenz, der im September 1993 von sämtlichen katholischen Kanzeln verlesen und in kirchlichen Publikationen verbreitet wurde, sorgte für heftige Ablehnung durch die offiziellen Medien. Im April 2010 mahnte Ortega die Regierung in einem Artikel zur zügigen Umsetzung von Reformen, die das ganze Land dringend erwarte.

In den folgenden Monaten führten direkte Gespräche zwischen Ortega und Staatspräsident Raúl Castro zunächst zu einer Einschränkung von tätlichen Angriffen, Einschüchterungen und Behinderungen (sogenannten „Actos de Repudio“) auf die Oppositionsgruppe Damen in Weiß. Nach weiteren Verhandlungen unter Einbeziehung der spanischen Regierung konnte schließlich im Juli 2010 die vorzeitige Entlassung aller 55 verbliebenen politischen Gefangenen der Verhaftungswelle des „Schwarzen Frühlings“ von 2003 verkündet werden, die von der Regierung bis März 2011 schrittweise umgesetzt wurde. Für seine Vermittlerrolle wurde Ortega von Teilen der kubanischen Opposition – sowohl innerhalb der Insel als auch im Exil – als gegenüber der Regierung zu nachgiebig kritisiert, erfuhr jedoch auch viel Zustimmung.

Mehrere Universitäten verliehen dem engagierten Bischof eine Ehrendoktorwürde, darunter die Hochschulen von San Francisco, Boston und New York.

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