Internationales Stahlkartell

Internationales Stahlkartell

Das Internationale Stahlkartell (auch: Internationale Rohstahlgemeinschaft, Internationale Rohstahlexportgemeinschaft) war ein 1926 von Emil Mayrisch und Fritz Thyssen gegründetes Wirtschaftskartell zunächst der kontinentaleuropäischen Stahlindustrie und später auch der Englands und Amerikas. Es existierte bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 und zerbrach dann. Einige Traditionen dieses Kartells lebten allerdings zwischen 1940 und 1945 im deutsch besetzten Kontinentaleuropa fort.

Geschichte

Am 30. September 1926 gründeten die Stahlindustrien Frankreichs, Belgiens, Luxemburgs, des Saarlands und Deutschlands mit Unterstützung der jeweiligen Regierungen das Kartell unter dem Namen Internationale Rohstahlgemeinschaft, um im Wettbewerb mit der britischen und amerikanischen Stahlindustrie bestehen zu können. Vorsitzender wurde Aloyse Meyer. Am 1. Januar 1927 traten die Stahlindustrien Österreichs, Ungarns und der Tschechoslowakei bei. Der deutschen Stahlindustrie, in welcher nunmehr der kurz zuvor gebildeten Großkonzern Vereinigten Stahlwerken dominierte, wurde eine Quote von 40% der gesamten Stahlproduktion zugeteilt.

Kurz nach seiner Gründung zerfiel das Kartell wieder. Im Mai 1929 trat die deutsche Gruppe aus. In der Weltwirtschaftskrise setzte ein ruinöses Dumping ein. Deswegen kam es 1933 zu einer Neugründung des Kartells unter dem Namen Internationale Rohstahlexportgemeinschaft.

1935 traten die britischen Stahlproduzenten bei.

1938 kontrollierte das Kartell 90% des internationalen Handels, nachdem sich die drei größten amerikanischen Stahlhersteller United States Steel, Bethlehem Steel und Republic Steel angeschlossen hatten. Die US-Firmen waren allerdings nur informelle, inoffizielle Mitglieder des Kartells.

Nach Kriegsausbruch 1939 waren mit der weltweit gestiegenen Stahlnachfrage jegliche Produktionsbegrenzungen überflüssig geworden. Deshalb und wegen des Wirtschaftskrieges zwischen den Alliierten und den Achsenmächten zerfiel das Kartell.

Ab 1940 allerdings lebten im deutsch besetzten Kontinentaleuropa die gerade erst zusammengebrochenen Kartellstrukturen wieder auf, insbesondere zwischen den deutschen, französischen und belgischen Produzentengruppen. Deren Zusammenarbeit diente nun auch wesentlich der Wirtschaftssteuerung durch Berlin, also durch das kriegführende Dritte Reich.

Kartelltyp

Das Internationale Stahlkartell war ein Dachkartell aus nationalen Kartellgruppen; nur ausnahmsweise nahmen auch Einzelunternehmen teil. Ansonsten handelte es sich um ein Produktionskartell, welches Herstellungsquoten oder -kontingente für seine Mitglieder festsetzte. Das deutsche Ruhrstahlsyndikat betätigte sich in den 1930er Jahren als ‚Lehrmeister‘ für die Syndikatsorganisation in den anderen europäischen Kartellgruppen.

Literatur

  • John Gillingham, Zur Vorgeschichte der Montanunion, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 34 (1986), S. 381-405.
  • Ervin Hexner, The International Steel Cartel, Chapel Hill 1943.
  • Ulrich Völklein: Geschäfte mit dem Feind. Die geheime Allianz des großen Geldes während des Zweiten Weltkriegs auf beiden Seiten der Front. Europa-Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-203-83700-5, S. 37 f.

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