Industrie- und Handelskammer Düsseldorf

Industrie- und Handelskammer Düsseldorf

Die Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf (IHK Düsseldorf) ist die Industrie- und Handelskammer für Düsseldorf und die zehn Städte des Kreises Mettmann. Der 1831 gegründeten Organisation gehören rund 80.000 Mitgliedsunternehmen an. Sie ist damit, gemessen an der Anzahl der Mitgliedsunternehmen und an der Wirtschaftskraft, eine der größten der 80 IHKs Deutschlands, obwohl der Kammerbezirk flächenmäßig einer der kleinsten ist.

Inhaltsverzeichnis

Sitz

IHK-Gebäude

Die IHK Düsseldorf sitzt am Ernst-Schneider-Platz 1, in der Düsseldorfer Innenstadt in einem gemeinsamen Gebäudekomplex mit der Börse Düsseldorf. In Velbert befindet sich eine Geschäftsstelle. Darüber hinaus wird ein Weiterbildungszentrum (FORUM) in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofes unterhalten.

Organisation

Vollversammlung

Mitglieder der IHK wählen die Vollversammlung alle vier Jahre bei einer Wahlbeteiligung von 7,9%2007 (bzw. 8,4%2003). So bestimmen sie 95 Sitze in unmittelbarer Wahl. Bis zu zehn weitere Sitze kann die Vollversammlung per mittelbarer Wahl mit Personen besetzen, die sich der unmittelbaren Wahl nicht stellten oder zu wenige Stimmen für einen Sitz erhielten[1].

Die Wahl zur Vollversammlung findet in mehreren Klassen, den sogenannten Wahlgruppen statt. Mitglieder können ausschließlich Kandidaten ihrer Wahlgruppe wählen. Die Vollversammlung tagt mindestens zweimal im Jahr und beschließt den Wirtschaftsplan und die Satzung. Alle vier Jahre wählt die Vollversammlung das Präsidium. Darüber hinaus bestellt die Vollversammlung den Hauptgeschäftsführer auf Vorschlag des Präsidiums. Vor jeder Wahl bestimmt die jeweils scheidende Vollversammlung die Anzahl der Sitze für jede Wahlgruppe.

Präsidium

Das Präsidium besteht aus dem Präsidenten (Amtszeit 2007–2011: Prof. Ulrich Lehner), einem stellvertretenden Präsidenten (Vizepräsident als ständiger Vertreter) sowie sieben weiteren Vizepräsidenten. Die Amtszeit beträgt vier Jahre. Eine Wiederwahl ist, außer für das Amt des Präsidenten, möglich. Das Präsidium tagt in der Regel vier Mal im Jahr, berät Kammerangelegenheiten grundsätzlicher Art und bereitet Beschlussvorlagen für die Vollversammlung vor. Der Präsident vertritt die IHK nach außen zusammen mit dem Hauptgeschäftsführer.

Hauptgeschäftsführer

Der Hauptgeschäftsführer führt die Geschäfte der IHK zu Düsseldorf. Er kann Vorlagen in die Vollversammlung einbringen und alleine über die Einstellung neuer Mitarbeiter entscheiden. Er ist der Vollversammlung, vertreten durch den Präsidenten, für die ordnungsgemäße Erfüllung seiner Pflichten verantwortlich. Seit dem 1. Januar 1999 ist Udo Siepmann Hauptgeschäftsführer.

Geschäftsfelder

Die IHK Düsseldorf ist in den folgenden Geschäftsfeldern tätig:

  1. Standortpolitik: Verkehr, Stadtentwicklung, Bauleitplanung
  2. Existenzgründung: Beratung bei Unternehmensgründung, -nachfolge und –finanzierung
  3. Ausbildung: Lehrstellen und Prüfungen
  4. Weiterbildung: Seminare, Lehrgänge und Prüfungen
  5. Außenwirtschaft: Auslandsmärkte, Zoll- und Außenwirtschaftsrecht, Praxishilfen
  6. Industrie, Innovation, Umweltschutz
  7. Recht und Steuern
  8. „IHK Börsen“ zu: Technologie, Recycling, Kooperation, Lehrstellen, Existenzgründung

Geschäftszahlen 2010

Die IHK Düsseldorf verfügt über Einnahmen von etwa 21,2 Millionen Euro, die überwiegend durch Mitgliedsbeiträge und Umlagen entstehen. Der Grundbeitrag liegt zwischen 38 und 665 Euro pro Unternehmen, je nach Rechtsform mit einer Freigrenze von 5200 Euro Gewerbeertrag, unter der kein Beitrag fällig wird. Darüber hinaus wird eine Umlage erhoben, die sich nach dem Gewerbeertrag bemisst. Der Umlagesatz für die Mitgliedsunternehmen beträgt 0,09 Prozent des Gewerbeertrags[2] und ist einer der niedrigsten in Deutschland.[3] Daneben verfügt die IHK über Einnahmen aus Prüfungsgebühren, Ausstellung von Bescheinigungen, Schulungen etc. Die IHK Düsseldorf beschäftigt rund 140 Mitarbeiter.

Geschichte

Die Anfänge

Die Ursprünge der IHK Düsseldorf gehen auf das Jahr 1785 zurück, als sich die Düsseldorfer Kaufleute zusammenschlossen. Seit 1798 wählten sie aus ihrer Mitte den sogenannten Handlungsvorstand, der die Interessen der Kaufleute vertreten sollte. 1801 wurde der Handlungsvorstand mit Genehmigung des Landesfürsten Maximilian I. institutionalisiert. Die nachfolgende napoleonische Herrschaft überstand der Handlungsvorstand, wobei die Wirtschaftslage in Düsseldorf aufgrund der politischen Wirren nicht gut war. Entsprechend bescheiden war auch die Interessensvertretung der Kaufleute. Eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse zeichnete sich mit der Unterzeichnung der Mainzer Rheinschifffahrtsakte von 1831 ab. Der Handlungsvorstand beschloss, sich eine neue Organisationsform zu geben, um den Erfordernissen der Zeit besser gerecht zu werden.

Gründung der Handelskammer

Am 23. Mai 1831 konstituierte sich die Königliche Handelskammer zu Düsseldorf. Oberbürgermeister Philipp Schöller, der per königlicher Order den Vorsitz der neuen Handelskammer hatte, lud alle Einwohner, die mindestens 12 Taler Gewerbesteuer zahlten, ein, Mitglied der neuen Handelskammer zu werden. Es meldeten sich 42 Unternehmer, die aus ihrer Mitte den Kommissionär und späteren Betreiber einer Eisengießerei Franz Schimmelbusch zu ihrem ersten Präsidenten wählten.[4] Am 5. November 1831 nahm die nach dem Vorbild der ersten modernen Handelskammer in Barmen und Elberfeld organisierte Handelskammer zu Düsseldorf ihre Tätigkeit auf. Ein frühes Tätigkeitsfeld war die Standortpolitik im Hinblick auf Anregungen zum Eisenbahnbau. Erst in der zweiten Hälfte der 1830er-Jahre setzte die Industrialisierung in Düsseldorf ein. 1837 organisierte die Handelskammer unter ihrem früheren Präsidenten Schimmelbusch eine erste Ausstellung von Industrieprodukten auf der Flinger Straße mit 113 Ausstellern, davon 37 aus Düsseldorf. Die Ausstellung wird heute als Beginn der Düsseldorfer Messetradition gesehen.

Wandel zur Industrie- und Handelskammer

Haus der Handelskammer vor 1904

Ab Mitte der 1860er-Jahre entwickelte sich Düsseldorf zu einem Standort für Industriebetriebe. Entsprechend nahmen jetzt zunehmend Industrielle wie die Familien Poensgen, Piedboeuf oder Ferdinand Heye Einfluss auf die Handelskammer. 1870 wurde der Kammerbezirk um die Städte Ratingen, Eckamp, Hilden erweitert. Im selben Jahr bezog die Organisation erstmals eigene Räumlichkeiten. Seit der Gründung war man Untermieter im Rathaus gewesen. 1874 gründete der Kammerpräsident G. Bloem auf Initiative von William Thomas Mulvany einen privatrechtlichen Börsenverein. Am 18. Juni 1884 wurde die Düsseldorfer Börse staatlich anerkannt, aber zugleich der Aufsicht der Handelskammer entzogen. 1901 wurde erstmals ein eigenes, für die Handelskammer errichtetes Gebäude auf der Graf-Adolf-Straße 47 errichtet. Erst 1924 fand die bereits seit über einem halben Jahrhundert erfolgte Industrialisierung ihren Niederschlag in der Namensgebung; aus der Handelskammer wurde die Industrie- und Handelskammer. Facharbeiterprüfungen wurden ab 1926 abgenommen, 1935 folgten die Kaufmannsgehilfenprüfungen.

Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme der Nazis wurden auch die Industrie- und Handelskammern gleichgeschaltet. Am 28. März 1933 fanden Verhandlungen zwischen der örtlichen nationalsozialistischen Gauleitung und dem Düsseldorf Regierungspräsidenten über die Zukunft der Industrie- und Handelskammern im Gau Düsseldorf statt. Im Vorfeld der am selben Tag terminierten Vollversammlung der IHK Düsseldorf besetzten NSDAP-Kommissare und die SA die IHK-Geschäftsstelle. Dem seit 25 Jahren amtierenden Präsidenten Carl Rudolf Poensgen wurde eine dem Regime ergebene Erklärung abgepresst, die er nach anfänglichem Widerstand abgab.[5][6] Am 12. April 1933 legte Poensgen aus Protest sein Amt nieder, nachdem die Vollversammlung ihn zuvor zum Ehrenpräsidenten ernannt hatte. Auch die Mitglieder der Vollversammlung legten ihr Amt nieder. Der Gauwirtschaftsberater Josef Klein setzte sich selbst als neuen Präsidenten ein und ernannte fünf Kommissare. Da Klein eher dem nationalkonservativen Lager zuzurechnen und zudem ein Vertrauter von Fritz Thyssen war, fiel es den meisten Düsseldorfer Unternehmern nicht allzu schwer, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Der Ausschluss der jüdischen Unternehmer und deren Boykott wurde ohne weiteren Widerstand in Kauf genommen. 1942 war es mit der Selbstverwaltung dann endgültig zu Ende, als die IHK in der Gauwirtschaftskammer aufging.

Nach 1945

Bereits 1945 begann die Reorganisation der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf mit den drei Abteilungen Industrie, Handel und Allgemeines. Zunächst ging es darum, die dringendsten Versorgungsprobleme der Unternehmen zu lösen. 80 % der Handelsunternehmen und 40 % der Produktionsanlagen waren zerstört, darüber hinaus 50 % aller Gebäude in Düsseldorf, darunter auch das IHK-Gebäude selbst. Es wurde wieder aufgebaut und konnte 1951 bezogen werden. 1956 gründete die IHK anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens die C. Rudolf Poensgen-Stiftung e.V. zur Förderung von Führungskräften. 1957 konnte der Neubau an der Berliner Allee bezogen werden. Der vor dem Gebäude liegende Platz wurde später dem ehemaligen Präsidenten Ernst Schneider benannt. Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 wurde auch 1977 der Kammerbezirk in seiner heutigen Form gebildet. Ab 1990 half man, die IHK in der Düsseldorfer Partnerstadt Chemnitz wieder aufzubauen. Das Weiterbildungszentrum FORUM wurde 1994 in einem eigenen Gebäude am Hauptbahnhof eröffnet. Im 70. Jahr, seit die IHK Prüfungen abgenommen hat, registrierte man den 500.000sten Prüfungsteilnehmer. Im Jahr 2006 wurde die IHK Düsseldorf 175 Jahre alt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.duesseldorf.ihk.de/produktmarken/Publikationen/Recht/M4_RE_Wahlordnung_IHK_Duesseldorf.pdf
  2. Website der IHK Düsseldorf: Wirtschaftssatzung 2010, abgefragt am 5. Februar 2010
  3. Website der IHK Düsseldorf: Jahresbericht 2009, abgefragt am 5. Februar 2010
  4. Hugo Weidenhaupt: Erste Anfänge des neuzeitlichen Wirtschaftslebens (1830–1845). In: Hugo Weidenhaupt (Hrsg.): Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert. Band 2. Schwann/Patmos, Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-34221-X. S 380-383.
  5. IHK Magazin Online: 175 Jahre IHK Düsseldorf. Ausgabe 2/2006. Abgefragt am 5. Februar 2010
  6. Peter Hüttenberger: Düsseldorf in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Hugo Weidenhaupt (Hrsg.): Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert. Band 3. Schwann/Patmos, Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-34221-X. S. 336ff.

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