Iași

Iași
Iași
Jassy
Jászvásár
Wappen von Iași
Iași (Rumänien)
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Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Westmoldau
Kreis: Iași
Koordinaten: 47° 9′ N, 27° 35′ O47.15555555555627.59138888888960Koordinaten: 47° 9′ 20″ N, 27° 35′ 29″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 60 m
Fläche: 145 km²
Einwohner: 308.843 (Januar 2009)
Bevölkerungsdichte: 2.130 Einwohner je km²
Postleitzahl: 700xxx
Telefonvorwahl: (+40) 02 32
Kfz-Kennzeichen: IS
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Munizipium
Bürgermeister: Gheorghe Nichita (PSD)
Postanschrift: Bulevard Ștefan cel Mare și Sfânt, nr. 45
loc. Iași, jud. Iași, RO–700064
Webpräsenz:
Iași und nähere Umgebung

Iași (gesprochen jaʃʲ, deutsch Jassy, veraltet Jaßenmarkt, russisch Яссы/Jassy, ungarisch Jászvásár, armenisch Yash) ist eine Universitätsstadt im Nordosten Rumäniens in der Region Moldau und die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises. Historisch war sie die wichtigste Stadt des Fürstentums Moldau.

Am 1. Januar 2009 hatte sie 308.843 Einwohner[1] und ist somit nach Bukarest und Timișoara die drittgrößte Stadt Rumäniens und gilt als dessen kulturelle Hauptstadt. Viele rumänische Persönlichkeiten und Künstler lebten, studierten oder arbeiteten hier.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Stadt liegt 20 km westlich der Grenze zu Moldawien und etwa 400 km Luftlinie nördlich von Bukarest. Die Umgebung ist hügelig und landwirtschaftlich geprägt. Durch die Stadt fließt der kleine Fluss Bahlui. Iași wird ähnlich wie Rom die „Stadt der sieben Hügel“ genannt, die die Stadt umschließen.

Nachbarstädte sind in Rumänien Vaslui, Bacău, Roman, Botoșani und Suceava sowie in Moldawien Ungheni und Bălți.

Geschichte

Bei archäologischen Forschungen wurden etwa 5.000 Jahre alte Spuren der Cucuteni-Kultur aus dem Altertum gefunden. Iași wurde im 14. Jahrhundert, zur Zeit der Herrschaft von Alexandru cel Bun, zum ersten Mal erwähnt. 1565 bis 1859 war es die Hauptstadt des Fürstentums Moldau, ab 1859 auch Hauptstadt des neu gegründeten Fürstentums Rumänien, bis es 1862 von Bukarest abgelöst wurde. Der Name Iași ist mit der so genannten Goldenen Periode der rumänischen Kultur verbunden.

Im Laufe des Ersten Weltkrieges war die Stadt von 1916 bis 1918 provisorische Hauptstadt Rumäniens.

Während des Zweiten Weltkrieg führten die Luftstreitkräfte der Sowjetunion am 26. Juni 1941 Luftangriffe auf die Stadt aus. Am 28. Juni fand eine weitere Bombardierung statt.[2]

Das Pogrom von Iași

Iași war ein Siedlungsschwerpunkt der rumänischen Juden. Um 1900 machten die Juden 51% der Wohnbevölkerung der Stadt aus.[3]

Deutsche und rumänische Truppen hatten am 22. Juni 1941 ihren Angriff auf die Sowjetunion begonnen. Bereits im Sommer 1941, noch vor dem Deutsch-Sowjetischen Krieg und vor der Berliner Wannseekonferenz, hatte Marschall Ion Antonescu einen „Masterplan“ entwickelt, der auf die „ethnische Säuberung“ des rumänischen Territoriums abzielte.

Tote Juden in den Straßen von Iași am 29. Juni 1941

Das Pogrom von Iași am 29. Juni 1941 war einer der ersten Schritte auf diesem Weg. Verstärkte antisemitische Agitation in der lokalen Presse, öffentliche Schuldzuweisungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung, für die sowjetischen Bombardierungen verantwortlich zu sein, ließen die antisemitische Stimmung in der Stadt wachsen und endeten schließlich in einem Massaker, dem mindestens 13.000 Juden zum Opfer fielen. Das Pogrom von Iași wurde in erster Linie von der lokalen Polizei, Soldaten der rumänischen Armee, Paramilitärs und der Zivilbevölkerung ausgeführt. Beteiligt waren aber auch in Iași stationierte Einheiten der Wehrmacht, die das Massaker auf Hunderten von Fotos, die heute im United States Holocaust Memorial Museum in Washington archiviert sind, festhielten. Der deutsche Einsatzplan hatte einen solchen Übergriff nicht vorgesehen; die Initiative ging von Antonescus „Masterplan“ aus, der die „Evakuierung“ aller Juden von Iași und schließlich die Deportation aller rumänischen Juden vorsah.

Von den 127 Synagogen der Stadt überstand nur eine die Zerstörungen.

Über dieses Massaker und die Judenverfolgung im Lande allgemein wurde in Rumänien lange Zeit, vor allem während der kommunistischen Herrschaft, nicht offiziell gesprochen. Seit dem Jahr 2003 wurde mit der Aufarbeitung begonnen. Der damalige Präsident Ion Iliescu berief die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien unter der Leitung des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel ein. Die Wiesel-Kommission legte ihren Abschlussbericht Ende 2004 vor. Sie bestätigte den spezifisch rumänischen Holocaust; ein Elie-Wiesel-Institut wurde gegründet und der 9. Oktober als Holocaust-Gedenktag festgelegt.[4]

Siehe auch: Operation Jassy-Kischinew

Bevölkerung

1930 lebten auf dem Gebiet der heutigen Stadt etwa 103.000 Bewohner, darunter ca. 63.000 Rumänen, 35.000 Juden und 1.000 Deutsche.[5] Bei der Volkszählung 2002 wurden in der Stadt 320.888 Einwohner gezählt, darunter 316.094 Rumänen, 1.898 Roma, je 433 Russen und Griechen, 421 Juden, 260 Ungarn und 166 Rumäniendeutsche.[6]

Bildung, Forschung und Wirtschaft

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in der Stadt die erste Hochschule Rumäniens gegründet. 1860 gründete Alexandru Ioan Cuza in Iași die erste Universität des Landes, die deshalb seinen Namen trägt. Seit 1975 pflegen die deutsche Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und die Universität in Iași eine Partnerschaft zwischen den beiden Hochschulen. Heute ist Iași Zentrum der rumänischen Computerindustrie. Es verfügt über mehrere Universitäten.

Verkehr

Flughafen

Iași wurde 1870 durch den von der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn-Gesellschaft ausgeführten Bau einer von Pașcani führenden Linie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Heute bestehen direkte Zugverbindungen in alle größeren Städte Rumäniens. Durch die Stadt führt die Europastraße 58. Etwa 10 km östlich der Stadt befindet sich der Internationale Flughafen Iași.

Kunst und Kultur

Kulturpalast
Hotel Traian, entworfen von Gustave Eiffel

Sehenswürdigkeiten

Im Zentrum der für ihr Porzellan bekannten Stadt steht der neogotische Kulturpalast (Bauzeit 1906–1925); er beherbergt heute vier Museen, darunter die größte Kunstsammlung des Landes, und eine Bibliothek. Sehenswert sind außerdem unter anderem die beeindruckend große Metropoliten-Kirche aus dem frühen 19. Jahrhundert und die Krönungskirche. Mehrere Klöster in der Stadt und ihrer Umgebung verdienen ebenfalls Beachtung. Auch einige Denkmäler säumen Plätze und Straßen.

Einige Bauwerke:

  • Kloster Golia, Kirche Înălțarea Domnului, erbaut 1650–1653 vom Wojewoden Vasile Lupu und dessen Sohn Ștefăniță Vodă
  • Kloster Galata, erbaut 1579–1584, Erbauer Petru Schiopu
  • Kloster Cetǎțuia, Festungskloster aus dem 17. Jahrhundert, vom Fürsten Gheorghe Duca gestiftet
  • Kloster Sf. Trei Ierarhi („Die heiligen drei Hierarchen“), heute die katholische Kathedrale, im gotischen Stil erbaut 1637–1639 durch Vasile Lupu
  • Große Synagoge („Sinagoga Mare“), erbaut 1671
  • Metropoliten-Kathedrale (Catedrala Mitropolitanǎ)
  • Armenische Kirche Surb Mariam[7]
  • Dosoftei-Haus, Profanbau des 17. Jahrhunderts aus nackten Ziegeln mit Arkadengang, heute das Museum für alte moldauische Literatur
  • Das „kleine, armselige Haus“, „Bojdeuca Ion Creangă“ (1837–1889, benannt nach einem beliebten rumänischen Erzähler)
  • weitere Erinnerungshäuser: Mihai Eminescu, Mihail Sadoveanu, Otilia Cazimir, George Toparceanu, Vasile Pogor und andere

Die Stadt beherbergt den mit 100 ha größten Botanischen Garten Rumäniens und gleichzeitig einen der größten Europas.

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Töchter und Söhne der Stadt

Mit der Stadt verbunden

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. citypopulation.de, Rumänien, Stand Januar 2009
  2. Markus Bauer: Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden , Volume 14 (2). Publisher Walter de Gruyter Copyright, Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2005, ISSN 1016-4987, S. , in rumänischer Sprache.
  3. Ezra Mendelsohn, Juden, in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft. Eine vergleichende Enzyklopädie, Herder, Basel und Wien 1969, Bd. III, S. 373
  4. zfa.kgw.tu-berlin.de, Rumänien und der Holocaust
  5. Karte der Volkszählung 1930, abgerufen am 31. Juli 2009
  6. Volkszählung 2002, abgerufen am 31. Juli 2009
  7. armenpress.am, RA Ambassador to Romania Hamlet Gasparyan Visits Regions of Moldova and Bukovina, 18. August 2010, in englischer Sprache

Weblinks

 Commons: Iaşi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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