Catherine de Médicis

Catherine de Médicis
François Clouet (zugeschrieben): „Katharina von Medici“, Miniatur, um 1550/1555, Victoria & Albert Museum

Caterina Maria Romula de’ Medici (* 13. April 1519 in Florenz; † 5. Januar 1589 in Blois) war Prinzessin von Urbino und entstammte der einflussreichen florentinischen Familie der Medici. Sie war durch Heirat mit Heinrich II. ab 1547 Königin von Frankreich und später auch Regentin für ihre minderjährigen Söhne.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Katharina von Medici entstammte der florentinischen Familie der Medici, die Florenz von 1434 bis 1737 bis auf zwei Unterbrechungen in den Jahren 1494–1512 und 1527–1530 beherrschte. Sie wurde in Florenz als Tochter von Lorenzo II. de’ Medici (1492–1519) und der französischen Bourbonen-Prinzessin Madeleine de la Tour d’Auvergne (1495-1519) am 13. April 1519 geboren. Die Ehe zwischen der französischen Hochadeligen und dem Abkömmling einer italienischen Familie, die von vielen in Frankreich lediglich als reiche Kaufmannsfamilie angesehen wurde, war auf Betreiben des französischen Königs Franz I. und dem der Medici-Familie angehörenden Papst Leo X., einem Onkel von Lorenzo II., zustande gekommen. Franz I. beanspruchte mehrere italienische Fürstentümer, darunter unter anderem das italienische Herzogtum Mailand, benötigte aber einen starken Verbündeten, um diese Ansprüche durchsetzen zu können. Die Ehe sollte die Allianz mit dem Papst festigen.

Kindheit

Die Verwandte des Papstes

Porträt des Papstes Leo X. mit den Kardinälen Giulio de’ Medici, dem späteren Clemens VII. und Luigi de’ Rossi, Gemälde von Raffael, entstanden 1518–1519, heute in Florenz, Uffizien

Katharina von Medici wurde als einzige Tochter von Herzog Lorenzo II. von Urbino aus der Familie der Medici und seiner Frau Madeleine de la Tour d’Auvergne am 13. April 1519 im Palast der Medici in Florenz geboren. Katharinas Mutter starb nur 15 Tage nach der Geburt der Tochter am 28. April 1519 an den Folgen der schweren Entbindung. Ihr Vater, der nach heutiger Ansicht wahrscheinlich an Syphilis und Tuberkulose litt, erlag nur wenige Tage darauf am 4. Mai 1519 seiner schweren Erkrankung. Nach dem Tod von Katharinas Vater übernahm ihr Großonkel, Papst Leo X., die Vormundschaft über seine junge Nichte.

Franz I. wünschte, dass die Waise – dank ihrer Mutter eine sehr wohlhabende Erbin – am französischen Hof aufwachsen sollte. Leo X. folgte diesem Wunsch jedoch nicht, sondern ließ das Kleinkind von Florenz nach Rom bringen, ernannte sie zur Herzogin von Urbino und plante, sie später mit dem Sohn des gleichfalls früh verstorbenen Giuliano de’ Medici, Ippolito de’ Medici, zu verheiraten. Leo X. starb jedoch bereits am 1. Dezember 1521. In dem Konklave, das seinem Tod folgte, wurde überraschend Hadrian VI. zum neuen Papst gewählt. Kardinal Giulio de’ Medici, ein weiteres Familienmitglied der Medici, der bis zu diesem Zeitpunkt großen Einfluss im Vatikan hatte und sich Chancen auf die Papstnachfolge errechnet hatte, zog sich daraufhin nach Florenz zurück. Katharina von Medici wurde in seinem Gefolge in ihre Geburtsstadt zurückgebracht.

Papst Hadrian VI. starb nach knapp zweijähriger Amtszeit. Am 19. November 1523, knapp zwei Monate nach Hadrians Tod, wurde Giulio de’ Medici zum neuen Papst gewählt. Als Papst Clemens VII. regierte er bis zum Jahre 1534. Katharina von Medici war damit nicht nur aufgrund des Erbes ihrer Mutter eines der reichsten Mädchen Europas, sondern auch aufgrund ihrer Verwandtschaft zum Papst, der ein Sohn des Bruders ihres Urgroßvaters war, eine interessante Heiratskandidatin für europäische Fürstenhöfe. Clemens VII. ließ sie in einem der Medici-Paläste in Florenz unter Obhut ihrer Tante Clarice Strozzi aufziehen.

Geisel der Stadt Florenz

1526 ging Clemens VII. ein Bündnis mit Frankreich, Venedig, Florenz und England ein, um den Einfluss des Kaisers Karl V. in Italien zu begrenzen. In den folgenden militärischen Auseinandersetzungen unterlagen jedoch die Truppen des Bündnisses. Am 6. Mai 1527 fielen kaiserliche Truppen in Rom ein, plünderten im sogenannten Sacco di Roma die Stadt und belagerten das Castel Sant’Angelo, in das der Papst geflohen war.

Katharina von Medici als junge Frau

Die Niederlage, die Clemens VII. in Rom erlitt, führte auch zu Unruhen in Florenz und zu einem republikanischen Zwischenspiel in der Stadt, die bislang unter Einfluss der Familie Medici stand. Die achtjährige Katharina von Medici, nun eine wertvolle Geisel der Republik Florenz, wurde zuerst im Konvent Santa Lucia und dann im Konvent Santa Caterina da Siena gefangen gehalten. Auf Intervention des französischen Botschafters, der ihre Lebensumstände im Konvent Santa Caterina da Siena unwürdig empfand, wurde Katharina am 7. Dezember 1527 in den vornehmen Konvent Santa Maria Annunziata delle Murate gebracht. In dem Konvent, eigentlich vor allem ein Rückzugsort für verwitwete und wohlhabende adlige Damen, wurden auch junge Mädchen aus adeligen Häusern erzogen. Der Konvent war in der Vergangenheit immer wieder finanziell von der Medici-Familie unterstützt worden und die Äbtissin war Taufpatin der Katharina von Medici. Das Mädchen wurde entsprechend freundlich aufgenommen und bekam eine große und komfortabel eingerichtete Klosterzelle zugewiesen. Sie blieb dort die nächsten drei Jahre. Ihre Biografin Leonie Frieda führt ihre guten Umgangsformen, ihr sicheres und einnehmendes Auftreten und ihre Vertrautheit mit den Riten und Traditionen der katholischen Kirche auf diese drei Jahre im Konvent zurück. Welche formelle Erziehung Katharina von Medici genoss, ist weitgehend unbekannt. Gesichert ist nur, dass sie Griechisch, Latein und Französisch lernte und dass sie sich für Mathematik interessierte.

Am 29. Juni 1529 unterzeichneten Clemens VII. und Karl V. einen Friedensvertrag. Clemens versprach Karl V. die Krönung zum Kaiser. Karl V. wollte Clemens im Gegenzug dafür unterstützen, die Medici in Florenz wieder an die Macht zu bringen. Clemens’ illegitimer Sohn Alessandro de’ Medici sollte außerdem mit Karls illegitimer Tochter Margarete von Österreich verheiratet werden. Bereits im Oktober 1529 begann die Belagerung der Stadt Florenz durch kaiserliche Truppen, um die Medici-Familie dort wieder an die Macht zu bringen. Während Pest und Hungersnot in der belagerten Stadt Opfer forderten, wurde innerhalb der Regierung Florenz auch diskutiert, was mit der nun elfjährigen Katharina von Medici geschehen sollte. Zu den ernsthaft diskutierten Vorschlägen gehörte es, sie nackt in einem Korb von den Stadtmauern herabzulassen, damit sie im Kanonenfeuer der kaiserlichen Truppen umkäme. Erwogen wurde auch, sie als Prostituierte in einem der Bordelle arbeiten zu lassen, um damit alle weiteren Heiratspläne zunichte zu machen, die Clemens VII. für sie hegen könnte. Entschieden wurde jedoch lediglich, sie wieder im Konvent Santa Lucia unterzubringen, wo man sie sicherer verwahrt glaubte. Als eine kleine republikanische Truppe am 20. Juli 1530 kam, um Katharina von Medici aus dem Konvent Maria Annunziata delle Murate abzuholen, war das junge Mädchen überzeugt, dass man sie zu ihrer Exekution führen wolle. In Vorbereitung darauf hatte sie sich die Haare geschoren und ein Nonnengewand angelegt. Auf einem Esel reitend wurde sie unter Schmährufen und Drohungen der hungernden florentinischen Bevölkerung durch die engen Straßen ins Konvent Santa Lucia überführt.

Päpstliche Heiratskandidatin

Clouet:
Franz I. von Frankreich“,
um 1535, Paris, Musée du Louvre

Am 12. August 1530 endete die Belagerung von Florenz; Clemens VII. nahm die Stadt wieder in Besitz. Katharina von Medici kehrte an den päpstlichen Hof in Rom zurück, wo sie bei ihrer Großtante Lucrezia Salviati, einer Schwester von Leo X., lebte. Nach Florenz kehrte sie erst anlässlich der Inthronisation von Clemens VII. unehelichem Sohn Alessandro im Jahre 1532 als Herzog von Florenz zurück. Dabei nahm sie das erste Mal in ihrem Leben repräsentative Pflichten wahr.

Währenddessen schmiedete Clemens VII. in Rom Heiratspläne für Katharina von Medici. Ippolito de’ Medici, den Papst Leo X. einst als Ehemann der Katharina von Medici vorgesehen hatte, war von Clemens VII. zum Kardinal ernannt worden und befand sich seit 1532 als päpstlicher Legat in Ungarn. Um Katharinas Hand hatten sich bereits mehrere italienische Fürsten beworben; als Heiratskandidat war auch der uneheliche Sohn von Heinrich VIII., der Herzog von Richmond, diskutiert worden. Auch der schottische König Jakob V. wurde erwogen. Kaiser Karl V. wünschte sich eine Heirat zwischen Katharina und Francesco II. Sforza, dem Herzog von Mailand. Für Clemens VII. hätte das nach der Heirat ihrer beiden unehelichen Kinder eine sehr enge Bindung an den Kaiser bedeutet. Gelegener war ihm daher der bereits 1531 unterbreitete Vorschlag des französischen Königs Franz I., seinen zweitgeborenen Sohn Heinrich, den Herzog von Orleans, mit Katharina zu verheiraten. Noch lebte dessen älterer Bruder, der der französische Thronfolger war; andernfalls wäre es nicht zu Heiratsüberlegungen mit einer „italienischen Krämerstochter“ gekommen, unabhängig davon wie reichhaltig auch die Mitgift und das Erbe der Katharina von Medici waren.

Franz I. wünschte, dass seine präsumtive Schwiegertochter die Zeit bis zur Hochzeit am französischen Hof verbringen sollte. Clemens VII. ließ das jedoch nicht zu; er fürchtete den Zorn Karl V., der mit Franz I. um die Vorherrschaft in Italien stritt und für den die Hochzeit der Medici-Tochter mit Heinrich von Orleans eine Niederlage in diesem Kampf darstellte. Um Karl V. zu täuschen, setzte der Papst sogar seine Verhandlung mit dem Herzog von Mailand über eine Hochzeit mit Katharina von Medici fort. Karl V. erreichten zwar Gerüchte, dass eine Heirat mit dem französischen Königshaus bevorstand, hielt diese aber angesichts der Abstammung von Katharina de’ Medici für unvorstellbar.

Hochzeit mit Heinrich von Orléans

Die Trauung von Katharina de’ Medici und Heinrich II., dem zukünftigen König von Frankreich, vollzogen am 28. Oktober 1533 durch Katharinas Großonkel,
Papst Clemens VII.

Die Hochzeit zwischen Heinrich von Orléans und Katharina von Medici fand im Oktober 1533 in Nizza statt. Katharina war erst 14 Jahre alt; ihr Bräutigam nur 14 Tage älter als sie. Clemens VII. ließ seine junge Verwandte überreich ausstatten: Er beauftragte Isabella d’Este, die berühmt für ihren Geschmack war, die Kleider auszuwählen, die Katharina von Medici mit an den französischen Königshof nehmen sollte. Umfangreich war auch der Schmuck, den er seiner Verwandten mitgab. Gerühmt wurde besonders ein großes Paar Ohrringe aus ungewöhnlich großen, birnenförmigen Perlen. (Katharina schenkte sie später ihrer Schwiegertochter Maria Stuart. Diese nahm sie nach ihrer Verwitwung mit nach Schottland zurück, und nach ihrer Hinrichtung trug Elisabeth I. diese Ohrringe.)

Eine Flotte von mehr als vierzig Schiffen brachte Katharina von Medici nach Marseille. Begleitet wurde sie nicht nur von Papst Clemens VII und 13 Kardinälen, sondern auch einer großen Schar Bischöfe und Mitgliedern des päpstlichen Hofes. In Marseille hatte man einen Palast aus Holz errichtet, um Katharina von Medici und ihre Begleiter zu empfangen. Der französische König Franz I., der Bräutigam Heinrich von Orléans und das französische Gefolge wohnten im Palast des Comtes des Provence am Place Neuve. Eine große Kammer war zwischen dem Palast des Comte des Provence und dem Holzpalast für die italienische Hochzeitsgesellschaft errichtet worden, um Begegnungen zwischen dem Papst und dem französischen König unbeobachtet von Außenseitern zu ermöglichen.

Am 12. Oktober 1533, einem Sonntag, zog zuerst Clemens VII. feierlich in die Stadt ein. Am 13. Oktober erfolgte der Einzug von König Franz I. und seinem zweitgeborenen Sohn, begleitet von 200 Soldaten, 300 Bogenschützen und der in Samt gekleideten Schweizer Leibwache des französischen Königs . Zehn Tage lang verhandelten sie die letzten Details des Heiratsvertrages, der Franz I. vor allem territoriale Ansprüche in Italien zusicherte. Von diesen Verhandlungen ist eine handschriftliche Notiz erhalten geblieben, die unter anderem festhält, dass päpstliche und französische Truppen Mailand zurück erobern wollten und Heinrich von Orléans dort zukünftig herrschen sollte. Parma und Piacenza sollten durch den Papst unter französische Herrschaft gestellt werden und Urbino zurückerobert werden.

Am 23. Oktober, nachdem die Verhandlungen zwischen dem Papst und dem französischen König abgeschlossen waren, hielt auch endlich die Braut Einzug in Marseille. Am 27. Oktober wurde der Heiratsvertrag unterzeichnet und am 28. Oktober fand die kirchliche Trauung statt. Nach einem Maskenball wurden die beiden Vierzehnjährigen in die Hochzeitskammer geführt. Clemens segnete das Paar am nächsten Morgen und war erfreut darüber, dass er die beiden noch im Bett vorfand.

Ehejahre

Die italienische Mesalliance

„Katharina von Medici als Königin“, Kopie eines in den Uffizien in Florenz befindlichen Originals von ca. 1548; Schloss Chaumont, Frankreich

Am 25. September 1534 starb Clemens VII. Die territorialen Versprechungen, die Clemens VII gegenüber Franz I. eingegangen war, waren bislang unerfüllt geblieben und Katharinas Mitgift nur teilweise gezahlt. Paul III., der Clemens VII. auf dem Papstthron nachfolgte, weigerte sich, sowohl die territorialen Versprechungen von Clemens VII. gegenüber dem französischen König zu erfüllen, als auch die noch ausstehende Mitgift Katharinas zu zahlen. Die Verheiratung des zweitgeborenen Sohnes mit Katharina von Medici hatte mit dem Tod von Clemens VII. für den französischen Hof ihren politischen Wert verloren. Angesichts ihrer mangelnden Verbindung zu anderen europäischen Fürstenhäusern wurden in Frankreich Stimmen lauter, die die Heirat als Mesalliance oder politischen Fehlgriff empfanden.

Katharina von Medici wäre am französischen Hof weitgehend isoliert gewesen, hätte sie sich nicht einen Platz in der engeren Gesellschaft rund um ihren Schwiegervater erobert. Sie war zwar mit ihren etwas vorstehenden Augen und ihrer zur Fülligkeit neigenden Gestalt nicht hübsch, aber gesellschaftlich gewandt, eine geübte und beherzte Reiterin, eine gewitzte und einnehmende Gesprächspartnerin und bereit, bei den mitunter rauen Scherzen, die der französische König schätzte, mitzumachen. Mit dem Damensattel, den sie in Frankreich populär machte, war sie in der Lage, bei den Treibjagden zu Pferd mitzuhalten und erwarb sich auch damit die Wertschätzung ihres königlichen Schwiegervaters. Politisch war sie klug genug, der Mätresse des Königs, der Herzogin D’Etampes mit größtem Respekt zu begegnen und eine freundliche Beziehung zu ihr aufzubauen. In ähnlicher Weise wusste sie sich bei Marguerite von Navarra, der Schwester des Königs, beliebt zu machen. Ihren Mann dagegen konnte sie nicht erobern – Seine Verbindung zu Diana von Poitiers wurde immer enger und er reagierte mit Missfallen auf die enge Beziehung zwischen seiner Ehefrau und der königlichen Mätresse, die mit seiner Geliebten um Einfluss am französischen Königshof kämpfte.

Am Morgen des 10. August 1536 starb der französische Thronfolger unerwartet nach kurzer, heftiger Krankheit. Katharinas Ehemann Heinrich war nun der neue Anwärter auf die französische Königskrone. Die Situation für Katharina verschlechterte sich dadurch; sie war bereits seit drei Jahren mit Heinrich verheiratet und bislang hatte sich nicht das geringste Anzeichen einer Schwangerschaft eingestellt. Nachdem Heinrich 1538 auch noch Vater einer unehelichen Tochter wurde, vermuteten alle am französischen Königshof bei ihr die Ursache dafür, dass bislang Kinder ausgeblieben waren. Zunehmend wurden Überlegungen laut, die Ehe aufgrund der Kinderlosigkeit zu scheiden.

Katharina de’ Medici mit ihren vier jüngsten Kindern, Hercule-Franz, Karl IX., Marguerite und Heinrich III. (von links nach rechts), um 1561

Ausgerechnet Diana von Poitiers, die Mätresse Heinrichs, gehörte zu den Parteigängern am französischen Königshof, die sich für eine Fortsetzung der Ehe einsetzte. Eine neue, junge Braut hätte möglicherweise ihre Position unterminiert. Heinrich, der zu seinem Vater ein distanziertes Verhältnis hatte, überzeugte sie von einer Fortsetzung der Ehe mit dem Hinweis, dass es vor allem die Parteigänger seines Vaters waren, die sich für eine Scheidung einsetzten. Die letztendliche Entscheidung über eine Scheidung lag jedoch bei Franz I.:

…Katharina setzte alles aufs Spiel in einer unvergleichlichen Schau weiblicher Unterwerfung gegenüber dem Mann, der sich selber als der größte Gentleman Frankreichs bezeichnete. Während sie sich schluchzend zu seinen Füßen warf, erklärte Katharina, sie werde selbstverständlich zur Seite treten für eine neue Braut Heinrichs, die ihm Kinder gebären könne. Sie selber bäte nur darum, in Frankreich bleiben zu dürfen und der glücklichen Frau dienen zu dürfen, gleich welche Position ihr der König zuwiese. (zit. nach Frieda, S. 66)

Die öffentliche Demütigung, der Katharina sich vor den Augen des französischen Königshofes unterwarf, rührte den französischen König dermaßen, dass er mit dem Hinweis, dass es Gottes Wille sei, dass sie seine Schwiegertochter und die Ehefrau Heinrichs sei, sich für eine Fortsetzung der Ehe aussprach. Die Erklärung des Königs stärkte Katharinas Position am Hofe. Margarete von Navarra, die Schwester des Königs, erinnerte ihren Neffen mehrmals in Briefen an die Qualitäten seiner Ehefrau. Diane de Poitiers sandte Katharina Medikamente, die ihre Empfängnisbereitschaft erhöhen sollten und sorgte dafür, dass Heinrich regelmäßig Geschlechtsverkehr mit seiner jungen Frau hatte. Katharina von Medici unterzog sich gleichzeitig allen möglichen medizinischen Prozeduren, um endlich schwanger zu werden. Trotzdem dauerte es bis 1543, bis eine Schwangerschaft festgestellt wurde. Am 19. Januar gebar sie in Anwesenheit des französischen Königs endlich ihren ersten Sohn, der nach ihrem Schwiegervater Franz genannt wurde. In den nächsten 12 Jahren folgten neun weitere Kinder, von denen sechs ihre Kindheit überlebten.

Königin von Frankreich

Mit der Geburt ihres ersten Sohnes veränderte sich die Position von Katharina am französischen Hof signifikant. Sie hatte nun erstmals eine zentrale Rolle am königlichen Hof inne. Bestehen blieb jedoch die enge Bindung zwischen Heinrich und seiner Mätresse Diane de Poitiers, die nicht nur ebenso wie der französische König während der Geburt des ersten Sohnes anwesend war, sondern sich auch in die Erziehung der Kinder einmischte. Allerdings eskalierten zunehmend die Auseinandersetzungen zwischen der Mätresse des französischen Königs, Herzogin d’Etampes, und Diane de Poitiers, bei denen sich die Mätresse des Königs durchsetzte und Diane de Poitiers für mehr als ein Jahr vom französischen Königshof verbannt wurde.

François Clouet:
„Franz II.“, Zeichnung, um 1560, Paris, BnF
François Clouet:
„Karl IX.“,
Wien, Kunsthistorisches Museum

Auch durch die vielen Schwangerschaften war Katharina von Medici schon früh matronenhaft. Heinrich II. stand unter starkem Einfluss seiner Mätresse, Diana von Poitiers (1499–1566). Katharina von Medici konnte sich mit dieser Situation arrangieren. Als Heinrich II. 1559 überraschend starb, war Katharina in Regierungsgeschäften völlig unerfahren.

Katharina während der Regierung ihres Sohnes Franz II. 1559-1560

Während der Regierungszeit ihres Sohnes Franz II. (1544–1560) spielte Katharina nur eine untergeordnete Rolle. Dessen Frau war Maria Stuart (1542–1587), Königin von Schottland, zugleich katholische Anwärterin auf die englische Königskrone. Die Politik bestimmten deren Onkel, der Kardinal Charles de Guise und der Herzog Franz von Guise. Katharina von Medici stärkte vorsichtig die moderate Partei der sogenannten Politiques, indem sie im April 1560 die Ernennung von Michel de l'Hôpital zum Kanzler durchsetzte.

Katharina während der Regierung ihres Sohnes Karl IX. 1560–1574

Während Franz II. als volljährig galt, war für Karl IX. eine Regentschaft unumgänglich. Dafür kamen die Guise nicht in Frage, da sie nicht Angehörige des Königshauses waren. Katharina von Medici gewann kampflos die Regentschaft, da sie die alternativen Anwärter aus dem Haus Bourbon an der Regentschaft beteiligte. Aus Rache für den Machtverlust organisierte Herzog Franz von Guise 1562 das Blutbad von Vassy an den französischen Protestanten, den sogenannten Hugenotten, und löste damit die Hugenottenkriege 1562–1598 aus. Franz von Guise wurde 1563 von einem Hugenotten aus dem Umfeld des Hugenottenführers Admiral Coligny ermordet.

Die ersten drei Hugenottenkriege 1562–1563, 1567–1568, 1568–1570 waren verhältnismäßig harmlos und bestanden aus kleineren Gefechten und dauernden zähen Verhandlungen mit den zerstrittenen Adelsgruppen, die Katharina von Medici im Namen ihres Sohnes führte. Dann verlor sie die Kontrolle über ihren Sohn an den Hugenottenführer Admiral Coligny. Dieser favorisierte eine nationalistische, antispanische Politik, die wegen des niederländischen Freiheitskampfs (ab 1568) aussichtsreich erschien und potentiell Frankreich hinter dem König einen konnte. Ein solcher Kurs erforderte natürlich die Aussöhnung von Hugenotten und Katholiken innerhalb Frankreichs. Diese Aussöhnung sollte mit der Heirat von Katharinas Tochter Margarete mit dem jungen Hugenottenführer Heinrich von Navarra besiegelt werden. Das Hochzeitsfest schlug jedoch um in ein Massaker an den Hugenotten, der sogenannten Bartholomäusnacht, und den Vierten Hugenottenkrieg 1572–1573, der fast zur Vernichtung der Hugenotten führte. Nur die Wahl des späteren Heinrich III. zum polnischen König verhinderte deren völlige Vernichtung: Den Polen musste ein Land präsentiert werden, in dem Glaubensfreiheit gilt. Katharina von Medici galt schon den Zeitgenossen als Drahtzieherin hinter der Bartholomäusnacht.

Katharina während der Regierung ihres Sohnes Heinrich III. 1574–1589

Katharina von Medici

Heinrich III. bevorzugte den französischen Thron vor dem polnischen Thron. Die Position von Katharina von Medici war jetzt delikater als je zuvor: Der Sohn war volljährig, regierte aber aus Sicht von Katharina nicht. Auch aus der Perspektive ihres Sohnes Heinrich III. war die Situation delikat: Als volljähriger König durfte er nicht den Eindruck erwecken, unter der Fuchtel seiner Mutter zu stehen. Andererseits war seine Mutter die wohl einzige Person, deren guten Absichten er uneingeschränkt vertrauen konnte: Auf der Rückreise von Polen nach Frankreich zur Übernahme der Herrschaft konnte er etwa unbesorgt Venedig besichtigen, weil in Frankreich die loyale Mutter die Stellung hielt. In der Regel ließ Heinrich III. seine Mutter Katharina selbständig handeln, erteilte aber keine Verhandlungsanweisungen und keine Verhandlungsvollmachten und konnte ggf. seine Mutter im Regen stehen lassen: Katharinas Verhandlungsmarathons ab 1576 mit dem zum Hugenottenführer aufgestiegenen Schwiegersohn Heinrich von Navarra trugen erheblich dazu bei, dass die Hugenottenkriege 1575–1576, 1576–1578, 1579–1580 verhältnismäßig harmlos verliefen. Insbesondere 1576, als die politisch Unzufriedenen sich um den Thronfolger Franz, den jüngsten Sohn Katharinas, scharten, zerschlug Katharina in Verhandlungen mit ihrem Sohn Franz die übermächtige Opposition: Franz gab sich zunächst mit einer großzügigen Apanage zufrieden.

Grab von Heinrich II. und der Katharina von Medici

Franz konnte durchaus noch hoffen, König zu werden, da sein älterer Bruder bisher nur Vater einer legitimen Tochter und illegitimer Söhne war. Doch mit erstaunlicher Rückendeckung des königlichen Bruders erstrebte Franz ein eigenes Königreich im protestantischen Bereich: Entweder durch Heirat mit der viel älteren Königin Elisabeth von England, oder als erwählter Landesherr der aufständischen Vereinigten Niederlande. Anders als ihre Söhne fürchtete Katharina die Macht Spaniens und konnte zumindest durchsetzen, dass Frankreich offiziell mit den Aktivitäten ihres jüngsten Sohnes nichts zu tun hatte. Franz scheiterte jedoch an seiner eigenen Unfähigkeit und starb schon 1584. Französischer Thronfolger wurde der Hugenotte Heinrich von Navarra. Dies führte zur Erneuerung der katholischen Liga durch Herzog Heinrich I. von Guise, der vor einem Bündnis mit Spanien nicht zurückschreckte, zur Entmachtung ihres königlichen Sohnes 1584 und zum Achten Hugenottenkrieg 1585–1598. Trotz seiner Entmachtung musste Heinrich III. vor dem aufständischen Pöbel aus Paris fliehen, wofür er die Guise verantwortlich machte. Kurz vor Katharinas Tod am 5. Januar 1589 ließ Heinrich III. im Dezember 1588 den Herzog Heinrich I. von Guise und dessen Bruder ermorden, ohne die Mutter konsultiert zu haben. Den Mord an ihrem Sohn im August 1589 und das Ende der Valois erlebte Katharina nicht mehr.

Katharina von Medici starb im königlichen Schloss von Blois. Sie wurde in der Basilika Saint-Denis bestattet. Während der Wirren der Französischen Revolution wurde ihr Grab (wie andere Königsgräber auch) geschändet.

Kultureller Einfluss

Die Verbindung zu der italienischen Dynastie der Medici brachte es mit sich, dass eine Reihe italienischer Gewohnheiten, Lebensweisen und Alltagsgegenstände am französischen Hof Einzug hielten. So wird auf Katharina von Medici die Einführung des Damensattels in Frankreich zurückgeführt, der es ihr erst erlaubte, an den Jagden zu Pferd, die ihr Schwiegervater so genoss, teilzunehmen. In Frankreich nutzten bis zu diesem Zeitpunkt Damen eine stuhlartige und seitlich angebrachte Sänfte, die ihnen wenig Halt bot und bestenfalls langsamen Galopp eines regelmäßig gehenden Pferdes erlaubte. Auch war sie wohl eine der ersten Damen in Frankreich, die eine einfache Form von Unterhosen unter ihrer aufwendigen Garderobe trug. Ihr wird auch nachgesagt, dass sie italienische Tischsitten und kulinarische Qualität in das bis dahin weniger kultivierte Frankreich brachte und als eine der ersten Konsumenten den Schnupftabak hoffähig machte.

Nachkommen

Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor, von denen drei als Säuglinge starben. Die drei letzten französischen Valois-Könige Franz II. 1559–1560, Karl IX. 1560–1574, Heinrich III. 1574–1589 waren Söhne der Katharina von Medici.

  • Franz II. (* 19. Januar 1544; † 5. Dezember 1560), verheiratet mit Maria Stuart, Königin von Schottland
  • Elisabeth (* 2. April 1545; † 3. Oktober 1568), verheiratet mit Philipp II., König von Spanien
  • Claudia (* 12. November 1547; † 20. Februar 1575), verheiratet mit Herzog Karl III. von Lothringen
  • Ludwig (* 3. Februar 1549; † 24. Oktober 1549)
  • Karl IX. (* 27. Juni 1550; † 30. Mai 1574)
  • Heinrich III. (* 19. September 1551; † 2. August 1589)
  • Margarete (* 14. Mai 1553; † 27. März 1615), 1572 verheiratet mit Heinrich IV., König von Frankreich
  • Hercule, nach dem Tod seines ältesten Bruders genannt Franz (* 18. März 1555; 1. Juni 1584)
  • Johanna (* 24. Juni 1556; † 24. Juni 1556)
  • Viktoria (* 24. Juni 1556; † 17. August 1556)

Ihre älteste Tochter Elisabeth war mit dem spanischen König Philipp II. verheiratet und ihre jüngste überlebende Tochter Margarete heiratete den Protestanten Heinrich von Navarra, den späteren König Heinrich IV. Während der Hochzeitsfeiern im August 1572 fand ein Massaker an protestantischen Adeligen statt, das in der Geschichtsschreibung als Bartholomäusnacht bezeichnet wird und für das damals (und oft noch heute) die als Ausländerin diffamierte Katharina von Medici verantwortlich gemacht wird. Tatsächlich versuchte Katharina mehrfach durch oft zähe Verhandlungsrunden mit dem militarisierten französischen Adel das Ausmaß der französischen Bürgerkriege zu begrenzen.

Nur ihre Tochter Margarete – auch als Margot bekannt – erbte die robuste physische Konstitution ihrer Mutter. Ihre übrigen Kinder waren während ihres gesamten Lebens anfällig für Infektionen und zeigten im erwachsenen Alter gelegentlich Anzeichen geistiger Verwirrtheit. Eine Reihe Historiker sehen darin Anzeichen einer vererbten Syphilis. Die instabile Gesundheit insbesondere ihrer Söhne sorgte dafür, dass Katharina von Medici während eines großen Teils ihres Lebens eine zentrale Rolle in der Regierung Frankreichs wahrnahm.

Da keiner ihrer Söhne einen legitimen männlichen Nachkommen hatte, fiel die französische Krone 1589 an den Führer der französischen Protestanten, Heinrich von Navarra aus der Nebenlinie der Bourbonen, der als König Heinrich IV. von 1589 bis 1610 regierte und der die Krone durch Konversion zum Katholizismus gewinnen konnte.

Literatur

  • Leonie Frieda: Catherine de Medici. Phoenix, London 2005, ISBN 0-75382-039-0
  • Cornelia Wusowski: Katharina von Medici. Weltbild 2003, ISBN 3-8289-7244-6
  • Jean-François Solnon: Catherine de Médicis, Perrin 2003
  • Janine Garrisson: Catherine de Médicis : l’impossible harmonie. Payot, collection « Collection Portraits intimes », Paris 2002, ISBN 2-228-89657-8
  • Denis Crouzet: Le haut cœur de Catherine de Médicis. Une raison politique aux temps de la Saint-Barthélemy, Albin Michel, coll. «Histoire», 2005, ISBN 2226158820
  • Jean-Hippolyte Mariéjol: Catherine de Médicis. – Paris: Tallandier, coll. «Biographie», 2005, ISBN 2-84734-226-5.
  • Thierry Wanegffelen: Catherine de Médicis : le pouvoir au féminin. – Paris: Payot, coll. «Biographie Payot», 2005, ISBN 2-228-90018-4.
  • Sabine Frommel / Gerhard Wolf (Hrsg.): Il mecenatismo di Caterina de' Medici: poesia, feste, musica, pittura, scultura, architettura. 1. Auflage. Marsilio, Venedig 2008, ISBN 8-83179-352-7 (Studi e Ricerche. 2).

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