Holten (Oberhausen)

Holten (Oberhausen)
Wappen der ehemaligen Stadt Holten

Die ehemalige Stadt Holten ist ein Stadtteil von Oberhausen, der im Nordwesten des Stadtbezirks Sterkrade liegt und Ende 2007 8.780 Einwohner (mit Barmingholten) zählte.[1] Er grenzt im Norden Dinslaken-Hiesfeld und Barmingholten, im Osten an Schmachtendorf und die Weierheide, im Süden an Duisburg-Röttgersbach und Biefang und im Westen an Duisburg-Wehofen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Politische Geschichte

Kastell Holten

Die bereits im 11. Jahrhundert bestehende Wasserburg der Herren von Holte gilt „als Keimzelle des Städtchens“.[2] Als erster Burgherr ist Everwin(us) von Holte(n) namentlich überliefert, der zwischen 1151 und 1184 in verschiedenen Urkunden erwähnt ist. Seine bekannteste Nachfahrin ist die Edelherrin Mechthild(is) von Holte(n) (ca. 1230 - 1301), die unter anderem den Aufbau des benachbarten Zisterzienserinnen-Klosters in Sterkrade durch Übertragung des Kirchenpatronats und verschiedene Schenkungen begünstigte. Nach ihr ist die heutige Mechthildisstraße im alten Holtener Ortskern benannt. Als ihre gleichnamige Enkelin 1298 Engelbert II. von der Mark heiratete, fiel Holten mit seinem Umland an die Grafschaft Mark. Um das am Rande seines Herrschaftsbereichs gelegene Territorium gegen die angrenzende Grafschaft Kleve zu sichern, die das benachbarte Dinslaken kurz zuvor befestigt und zur Stadt erhoben hatte, ließ Engelbert im Jahr 1307 die alte Burg zum Kastell Holten ausbauen. 1310 erhielt der nunmehr befestigte und mit einer Stadtmauer versehene Ort Holten die Markt- und Stadtrechte. 1319 bewirkte Engelbert die kirchliche Unabhängigkeit Holtens von Walsum und beförderte die Gründung einer eigenen Gemeinde und den Bau einer Kirche.

Als wenige Generationen später die Grafschaften Mark und Kleve im Herzogtum Kleve vereinigt wurden, büßte Holten seine strategische Bedeutung ein und fristete mehrere Jahrhunderte lang ein karges Dasein in einer weitgehend unwegsamen und unwirtlichen Umgebung. Die seit dem 17. Jahrhundert zu Brandenburg-Preußen gehörige Stadt verfügte zu keiner Zeit über mehr als 150 Häuser. Die allmählich verfallenden Befestigungsanlagen wurden 1780 geschleift.[3]

Unter der napoléonischen Fremdherrschaft verlor Holten das Stadtrecht, wurde aber zur Mairie ernannt. Nach der Wiedereingliederung in den preußischen Staatsverband wurde dies durch die Einrichtung einer Bürgermeisterei bestätigt. Die Bürgermeisterei Holten umfasste mit Sterkrade, Königshardt und Buschhausen weite Teile der späteren Stadt Oberhausen und reichte im Duisburger Norden über Laar und Marxloh bis an den Rhein; das gesamte Gebilde hatte 1810 allerdings nur 3.622 Einwohner.[4]

In Zusammenhang mit der durch den Aufbau der Industrie an Rhein und Ruhr teilweise rasanten Bevölkerungsentwicklung im 19. Jahrhundert kam es zu zahlreichen Verwaltungsneugliederungen. Die zunächst zum Landkreis Dinslaken gehörige Bürgermeisterei Holten und Beeck gehörte von 1823 bis 1874 zum Kreis Duisburg und von 1874 bis 1887 zum Kreis Mülheim an der Ruhr. 1886 kam es zur Auflösung der Bürgermeisterei Holten, die auf Beeck und Sterkrade aufgeteilt wurde. Holten gehörte nun als Landgemeinde zur Bürgermeisterei Sterkrade und wurde 1917 in das inzwischen zur Stadt erhobene Sterkrade eingemeindet, wobei im Westen rund 230 ha mit etwa 900 Einwohnern an Hamborn fielen.[5] 1929 kam Holten im Zuge der kommunalen Neuordnung mit Sterkrade in die neu gebildete Großstadt Oberhausen.

Wappen und Banner

Holtener Wappen im Festsaal Kastell Holten

Blasonierung: Das Wappen der ehemaligen Stadt Holten zeigt auf goldenem Grund in der Mitte einen geteilten Balken, vorne in Silber roter Wolkenschnitt und hinten einen in drei Reihen zu je vier Feldern silbern und rot geschachten Balken, von oben links mit einem silbernen Feld beginnend. Die ehemalige Stadt Holten führte ein Banner Rot-Weiß (Silber)-Rot im Verhältnis 2:5:2, längsgestreift mit dem beschriebenen Wappenschild in der Mitte.[6] [7]

Kirchengeschichte

Die Kirchengemeinde Holten entstand im Jahr 1319 durch die Loslösung von Walsum und der dortigen, dem Johanniter-Orden unterstellten Pfarrkirche; bald darauf kam es zum Bau einer eigenen Kirche, die bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1944 genutzt wurde.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wechselte Holten mehrheitlich ins Lager der Reformation, was verschiedene geistliche und weltliche Obrigkeiten durch Sanktionen rückgängig zu machen versuchten; unter anderem wurde die Stadt 1586 und 1598 von spanischen Truppen besetzt. Nachdem Holten 1609 in brandenburgischen Besitz kam, gab es keine Hindernisse mehr für den offiziellen Anschluss an das reformierte Lager.

Während der nachfolgenden Jahrzehnte gab es nur vereinzelte katholische Familien in Holten; erst 1782 kam es zur Neugründung der katholischen Gemeinde und ein Jahr darauf zur Errichtung einer eigenen Kirche, die 1875 durch die heutige ersetzt wurde.

An die kleine jüdische Gemeinde Holtens erinnert der 1714 angelegte und 1933 geschlossene Friedhof an der Vennstraße. Die 1858 fertiggestellte Synagoge wurde angesichts der schrumpfenden Gemeinde von 1927 bis 1936 nur noch als Bethaus genutzt und anschließend zu einer Wohnung umgebaut.[8]

Die evangelische Gemeinde Holten, die bis an die Grenze der Provinz Westfalen reichte, musste im 19. Jahrhundert mehrere Abpfarrungen hinnehmen, da zahlreiche umliegende Ortschaften rascher anwuchsen und nach kirchlicher Eigenständigkeit strebten. 1847 trennte sich die Ev. Kirchengemeinde Sterkrade von Holten, 1868 die Gemeinde Königshardt, 1892 Hamborn, 1905 Buschhausen und schließlich 1913 Aldenrade.[9] Die im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe schwer beschädigte Kirche wurde 1956/57 unter Einbeziehung noch intakten Mauerwerks und der alten Fundamente wieder aufgebaut.[10] Die verbliebene Kerngemeinde Holten, deren Bezirk Eickelkamp sich als letztes Relikt ihrer einstigen Ausdehnung noch auf Duisburger Stadtgebiet befindet, hat sich zum 1. Januar 2010 mit der aus ihr hervorgegangenen Sterkrader Gemeinde zur Ev. Kirchengemeinde Holten-Sterkrade zusammengeschlossen.

Wirtschaftsgeschichte

Hauptlebensgrundlage der Bewohner war bis in 19. Jahrhundert die Landwirtschaft, wobei die umgebende Bruchlandschaft der Viehzucht zuträglicher war als dem Ackerbau. In der Neuzeit spielte vorübergehend die Weberei eine Rolle mit einem Höhepunkt im 18. Jahrhundert. Die anschließend aufkommende Montanindustrie beließ Holten lange Zeit eher in einer Randlage. Auch die in den 1850er Jahren angelegte Bahnstrecke Oberhausen–Arnhem führte unter Umgehung des Bruchs an Holten vorbei und der 1886 eingeweihte Bahnhof Holten liegt etwa zwei Kilometer östlich vom Ortskern.

Für kurze Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts schien im Holtener Bruch, das inzwischen durch die Kanalisierung der Emscher weitgehend trockengelegt wurde, einer der ersten deutschen Flughäfen zu entstehen. Es blieb jedoch bei Flugschauen und Übungsflügen; Verlauf und Ausgang des Ersten Weltkriegs verhinderten eine Realisierung des Flughafenprojekts.

Stattdessen wurde auf diesem Gelände 1928 die Ruhrchemie angesiedelt, die heute unter dem Namen Oxea firmiert. In den 1930er Jahren wurde in der Chemie vor dem Hintergrund der Autarkiebestrebungen des Dritten Reichs an der großtechnischen Umsetzung der Fischer-Tropsch-Synthese gearbeitet. Nach 1945 kam es zum Verbot der Produktion synthetischer Treibstoffe durch die Alliierten und zur Demontage der entsprechenden Anlagen.[11]

Der 1895 erstmals und erneut 1904 abgeteufte Schacht Hugo hat bereits 1931 die Förderung wieder eingestellt und ist aus dem Stadtbild verschwunden.

Holten hat durch eine eigene Anschlussstelle (11) Verbindung zur Autobahn A3. In jüngerer Zeit kam es im ehemaligen Brachgelände Waldteich in der Nähe der Ruhrchemie zur Ansiedlung mehrerer Logistikbetriebe, unter anderem hat die Firma Lekkerland hier ein Logistikzentrum eingerichtet.

Einzelnachweise

  1. Sozialraumgespräch Sterkrade - Nord S.14
  2. Fritz Gehne, Bilder aus der Geschichte Holtens, in: Oberhausener Heimatbuch, bearb. von Wilhelm Seipp, Oberhausen 1964, S. 81.
  3. Karl Lange, 675 Jahre Holten, in: Oberhausen '85 - ein Jahrbuch, S. 50.
  4. Gehne, Bilder aus der Geschichte Holtens, S. 110f.
  5. Monika Elm: Holten im Dornröschenschlaf, in: Abenteuer Industriestadt - Oberhausen 1874 – 1999, Oberhausen 2001, S. 462.
  6. Holtener Banner
  7. Wappenabbildungen im Kastell Holten und an der Fassade der Gaststätte "Alt Holten"
  8. Sebastian Mohr: Jüdisches Leben in Holten, in: Schichtwechsel 2/07, S. 6-9.
  9. Einzelheiten zur Gemeindegeschichte bis 1930 bei Fritz Gehne, Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Holten, Oberhausen 1930.
  10. Gerda Susanne Buschhausen, Die evangelische Kirche Holten, in: Oberhausen '84 - ein Jahrbuch, S. 27.
  11. Dietrich Behrends: Im Holtener Bruch wurde Chemie-Geschichte geschrieben, in: Oberhausen '98 - ein Jahrbuch, S. 85ff.

Weblinks

 Commons: Holten(Sterkrade) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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