Hitzeschlacht von Colombes

Hitzeschlacht von Colombes

Als die Hitzeschlacht von Colombes (alternativ auch Sonnenschlacht von Colombes) ging der Querfeldeinlauf, der im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris ausgetragen wurde, in die Geschichte ein.

Der Lauf fand am Samstag dem 12. Juli 1924 statt. Start- und Zielort war das Stade Olympique Yves-du-Manoir. Aufgrund enormer Hitze - in der Sonne herrschten über 45 °C - erreichten von den 38 startenden Läufern nur 15 das Ziel. Die finnische Lauflegende Paavo Nurmi bewältigte die rund 10,65 Kilometer lange Strecke als Schnellster mit einer Zeit von 32:54,8 Minuten. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten, seinem Landsmann Ville Ritola, betrug fast eineinhalb Minuten.

Inhaltsverzeichnis

Teilnehmerfeld

38 Läufer aus zehn Ländern gingen in Colombes an den Start. Mit dem Lauf verbunden war auch eine Mannschaftswertung. Die jeweils drei besten Läufer eines Landes kamen dabei in die Wertung. Gewertet wurde nach Platzziffer (1. Platz = 1 Punkt, 2. Platz = 2. Punkte usw., die Mannschaft mit den wenigsten Punkten gewinnt). Frankreich, Spanien, die Vereinigten Staaten und Finnland schickten die maximale Teilnehmerzahl von sechs Läufern ins Rennen. Für Großbritannien liefen fünf Läufer, für Schweden vier. Italien hatte zwei Läufer am Start und Südafrika, Brasilien und Irland jeweils einen. Größter Favorit war der Finne Paavo Nurmi, der zwei Tage zuvor sowohl im 1500-Meter-Lauf als auch über 5000 Meter die Goldmedaille gewonnen hatte und zudem schon 1920 in Antwerpen den Querfeldeinlaufwettbewerb gewonnen hatte. Nurmis Landsmann Ville Ritola zählte als Sieger des 10000-Meter-Laufes ebenso zu den Favoriten wie der Schwede Edvin Wide, der im 10000-Meter-Lauf hinter Ritola die Silbermedaille gewonnen hatte. Nurmi selbst war beim 10000-Meter-Lauf nicht an den Start gegangen, da die finnischen Funktionäre ihn nicht zu sehr belasten wollten. Belgien, Ecuador, Luxemburg und Mexiko hatten ihre Starter zurückgezogen.

Strecke

Die Strecke bei Colombes wurde auf weitestgehend flachem Gelände gewählt. Von den 10650 Metern wurden 650 Meter auf Asche zurückgelegt, die restlichen 10000 Meter auf Wiese. Auf der Strecke gab es allerdings kaum natürlichen Schatten, wodurch die 45° Celsius noch erheblich schwerer zu ertragen waren. Gestartet wurde vor dem eigentlichen Stadion auf einer Wiese. Der Kurs führte dann über eine Aschebahn schließlich weiter auf einer kleinen Schleife vor dem Stadion. Von dort ging es auf die eigentliche Schleife entlang der Seine, die eine Länge von 3420 Metern maß. Diese Schleife musste zweimal gelaufen werden, ehe es zurück zum Stadion ging, in dem noch einmal 300 Meter bis zum Ziel zurückgelegt werden mussten.

Rennen

Am ersten Kontrollposten nach 2700 Metern liefen die Favoriten noch zusammen ein. Es führte Edvin Wide, der auch beim zweiten Kontrollposten das Feld anführte. Zur Rennmitte musste er allerdings Nurmi und Ritola ziehen lassen. Wide konnte den dritten Rang halten, gab aber nach ungefähr acht Kilometern auf. Zuvor hatten auch die aussichtsreich liegenden Läufer Väinö Sipilä und Sidon Ebeling das Rennen aufgegeben.

Platz Land Athlet Zeit
1 FIN Paavo Nurmi 32:54,8 min
2 FIN Ville Ritola 34:19,4 min
3 USA Earl Johnson 35:21,0 min
4 GBR Ernie Harper 35:45,4 min
5 FRA Henri Lauvaux 36:44,8 min
6 USA Arthur Studenroth 36:45,4 min
7 ITA Carlo Martinenghi 37:01,0 min
8 USA August Fager 37:40,6 min
9 RSA Len Richardson 37:46,0 min
10 FRA Gaston Heuet 37:52,0 min
11 USA Jimmy Henigan 38:00,0 min
12 FIN Heikki Liimatainen 38:18,0 min
13 ESP Fabián Velasco 39.07,6 min
14 ESP Miguel Peña 41:34,0 min
15 FRA Maurice Norland 41:38,3 min



Aus diesem Resultat heraus ergab sich für die Mannschaftswertung folgendes Ergebnis:

Platz Land Athlet Zeit
1 FIN Finnland 11 Punkte
2 USA Vereinigte Staaten 14 Punkte
3 FRA Frankreich 20 Punkte




23 Läufer erreichten nicht das Ziel: José Andía (ESP), Arthur Sewell (GBR), John Gray (USA), Robert Marchal (FRA), Edvin Wide (SWE), Väinö Sipilä (FIN), Sven Thuresson (SWE), John Benham (GBR), Verne Booth (USA), John Ryan (IRL), Sidon Ebeling (SWE), Gösta Bergström (SWE), Eino Rastas (FIN), André Lausseigh (FRA), Jesús Diéguez (ESP), Carlo Speroni (ITA), Amador Palma (ESP), Eero Berg (FIN), Eddie Webster (GBR), Lucien Dolquès (FRA), Joseph Williams (GBR), Alfredo Gomes (BRA) und Miguel Palau (ESP).

Nicht angetreten waren: G. Bertrand (BEL), L. Cattelain (BEL), L. de Grande (BEL), J.-F. Van Campenhout (BEL), G. Van den Broele (BEL), C. Van de Velde (BEL), A. Jarrin (ECU), W.-M. Cotterell (GBR), M. Mangascia (ITA), T. Redda (ITA), M. Hoffmann (LUX), F. Cuevos (LUX), P. Curiel (MEX), J. Escutia (MEX), D. Esclava (MEX) und H. Skogström (SWE).

Sven Turesson aus Schweden erlitt einen schweren Hitzschlag, blieb aber der einzig ernsthaft geschädigte Teilnehmer des Wettbewerbes.

Siehe auch

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