Hinrik van Kampen

Hinrik van Kampen
Gießermarke Hinrik van Kampens, in dieser Form auf den Glocken in Mölln

Hinrik van Kampen, auch Henrik, van Campen oder seltener Kampe († vermutlich 1524 in Lübeck) war ein in Norddeutschland tätiger, vermutlich aus Kampen (Niederlande) stammender Glockengießer.

Reste der Sonntagsglocke von 1508 (links)

Vermutlich nannte er sich nach seiner Geburtsstadt Kampen in den Niederlanden. Eine familiäre Beziehung zur Gießerfamilie des Gerhard van Wou, dessen Gehilfe er 1506 war, ist verschiedentlich erwogen worden.

Er kommt zwischen 1506 und 1517 als Gießer einer großen Anzahl von Glocken und Geschützen nachweisbar in Norddeutschland vor. Seit 1512 ist er als Besitzer eines Hauses in der Großen Burgstraße 47 in Lübeck nachgewiesen, das später auf den Glockengießer Karsten Middeldorp überging.

Sechs Glocken lieferte er dem Braunschweiger Dom, drei nach Mecklenburg, darunter eine für die Schlosskirche in Schwerin, drei für die Nicolaikirche in Lüneburg sowie Geschütze für die Herzöge von Mecklenburg. Die Sonntagsglocke, die er 1508 für die Lübecker Marienkirche goss, stürzte 1942 als Folge des Bombenangriffs am Palmsonntag in die Tiefe; ihre Reste bilden heute zusammen mit der Pulsglocke ein Erinnerungs- und Mahnmal.

1511 goss er die Feuerglocke für die Martinikirche in Halberstadt.


Übersicht der von Hinrik van Kampen gegossenen Glocken
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Jahr Kirche/Ort Name Gewicht in kg Durchmesser in mm Nominal Bemerkung
1510 Marienkirche (Ahrensbök) Maßwerkfries und Umschrift. Relieffigur Johannes des Täufers und Wappen des Stifters.[1]
1514 Dom zu Halberstadt Laurentius 1080 1245 e1 −4
1514 Dom zu Halberstadt Maria Magdalena 790 1070 fis1 −9
1517 Maria-Magdalenen-Kirche (Lauenburg/Elbe) 950 g1 Zierfriese und Minuskelumschrift. Als Relieffiguren eine Mondsichelmadonna und der Salvator. Unter den Figuren jeweils Wappen.[2]
1514 St. Nicolai (Mölln) Salvatorglocke ca. 2535 1620 c1 Umschrift an Schulter und Mantel, Reliefdarstellungen des Salvators und des Heiligen Nikolaus.[3]
1514 St. Nicolai (Mölln) Marienglocke ca. 2000 140 es1 Umschrift an Schulter und Mantel, Reliefdarstellungen von Madonna im Rosenkranz und der Heiligen Katharina, eingegossen Brakteaten[4]
1514 St. Nicolai (Mölln) Uhrglocke 102 ges1 Inschrift, Hausmarke Kampens und Lübecker Wappen.[5]
1508 Marienkirche (Lübeck) Sonntagsglocke a0 Seit 1942 durch den Luftangriff am Palmsonntag zerstört und heute Mahnmal.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Beseler (1974), S. 249.
  2. Beseler (1974), S. 350 ff..
  3. Beseler (1974), S. 362.
  4. Beseler (1974), S. 362.
  5. Beseler (1974), S. 362.

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