Hessische Landeszentrale für politische Bildung

Hessische Landeszentrale für politische Bildung
Hessische Landeszentrale für politische Bildung
Staatliche Ebene Land Hessen
Stellung der Behörde Nichtrechtsfähige Anstalt des Landes Hessen[1]
Aufsichtsbehörde(n) Ministerpräsident (Staatskanzlei)[2]
Gründung 4. Mai 1953
Hauptsitz Wiesbaden
Behördenleitung Dr. Bernd Heidenreich
Anzahl der Bediensteten 27[3]
Haushaltsvolumen 3,864 Millionen Euro[4]
Website Webseite der HLZ

Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Abkürzung: HLZ) wurde am 4. Mai 1953 durch einen Kabinettsbeschluss der hessischen Landesregierung unter Georg August Zinn unter dem Namen Hessische Landeszentrale für Heimatdienst gegründet.[5] Der Sitz ist in Wiesbaden. Dort teilt sie sich seit dem Umzug in das ehemalige Hotel Rose im Jahr 2005, das Gebäude mit der hessischen Staatskanzlei.

Die Arbeit der HLZ wird durch ein neunköpfiges Kuratorium, bestehend aus Landtagsabgeordneten aller in den hessischen Landtag gewählten Parteien, kontrolliert.[2][6] Das erste Kuratorium konstituierte sich am 6. Oktober 1955 und beendete damit die Gründungsphase der neu geschaffenen Behörde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hessische Landeszentrale für Heimatdienst

Bereits in der Gründungszeit entwickelte sich bei der hessischen Landeszentrale für Heimatdienst eine inhaltlich-thematische Vielfalt, die in ihren zahlreichen Facetten zukunftsweisend werden sollte. Es bildeten sich die beiden Säulen in der Arbeit heraus:

  • Publizistik (Eigenproduktionen, Verlagsankäufe, Förderung von printmedialen Vorhaben) und
  • Seminaristik (Seminare (Tages- bis Wochenseminare), Diskussionsveranstaltungen, Kongresse, Studienreisen, ...).

Grundlegende Anforderung an die HLZ ist die Vermittlung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland mit den Grundwerten:

  • Frieden,
  • Freiheit,
  • Toleranz und
  • Solidarität

Des Weiteren soll sie die Verfassung als Rahmen und Fundament des politischen Lebens den Bürgern nahe bringen. Hierzu gehört auch die Vermittlung über den Aufbau und der Funktion der demokratischen Institutionen (Staat, Parteien, Referenden).

Weiterhin klärt die HLZ über Diktatur, Totalitarismus und politischen Extremismus von rechts und von links auf. Als vorrangig gilt hierbei:

  • über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen informieren und aufklären,
  • sich mit Antisemitismus und Extremismus auseinandersetzen,
  • vor Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus warnen und Gewaltprävention bei Jugendlichen betreiben,
  • die Aufarbeitung des SED-Unrechtsstaates und der kommunistischen Diktaturen Osteuropas vorantreiben,
  • den Dialog mit den Opfern der Diktaturen zu führen.

„Sie [die HLZ] ist schließlich "Trainer der Demokratie" und will Bürger und Jugendliche beim Erwerb demokratischer Kompetenz mit ihren Angeboten unterstützen.[7]

HLZ

Die 50er Jahren waren geprägt durch die Vermittlung der Teilung Deutschlands und der beginnenden Europäisierung der deutschen Politik. Praktisch mit Beginn der Arbeitsaufnahme der HLZ in der Mitte der 1950er Jahre begann sie mit der Vorführung von zeitgeschichtlich-politischen Filmen. Sahen 1957 sich rund 10.000 Menschen die Vorführungen an, wuchs diese Zahl bis 1963 auf fast 600.000 Menschen an. Ein weiteres Hauptmerkmal jener Zeit war die Unterstützung von Berlinfahrten von Schülern. In 1957 wurden 113 Fahrten nach Berlin durchgeführt. Die Haushaltsmittel in 1960er Jahren wurden zu beinahe 20% für Berlinfahrten ausgegeben.[5]

Hessische Landeszentrale für politische Bildung

Die hessische Landeszentrale für Heimatdienst wurde 1963 in Hessische Landeszentrale für politische Bildung umbenannt. Seitdem wird das Kürzel HLZ genutzt.

Die 1970er Jahre prägten die Auschwitz-Prozesse und den damit einher gehenden Interesse an Israel. Und das gesteigerte Interesse an Informationen zu Osteuropa, das durch die beginnende Ostpolitik der Regierung Willy Brandts ins Bewusstsein der Bevölkerung rückte.

Die Beschäftigung mit Europa, die Veränderungen im Bereich der Medien und die verstärkten Beschäftigung mit Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus prägten die Arbeit der HLZ in den 1980er Jahre.

Für eine kurze Zeit, nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989, baute die Hessische Landeszentrale für politische Bildung von März 1990 bis August 1991 eine Außenstelle im thüringischen Erfurt auf, die nach dem Abschluss des Aufbaues 1991 in die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen aufging.

Um die politische Partizipation der Bürger weiter zu fördern, erforderte in den 1990er Jahren eine erhöhte Anstrengungen durch die HLZ. Dies führte zu einer verstärkten Zusammenarbeit der Landeszentralen und der Bundeszentrale für politische Bildung. Ein Ergebnis der Zusammenarbeit ist das in 1997 verabschiedete Münchner Manifest.

Direktoren

  • Dr. Werner Wolf
  • Dr. Konrad Schacht
  • Klaus Böhme bis 2003
  • Dr. Bernd Heidenreich seit 2003[8]

Referate

Direktor: Hessen, Geschichte und Querschnittsaufgaben

Hier setzt der Direktor Schwerpunkte der Arbeit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Daneben greift dieses Referat grundsätzliche Fragestellungen, sowie aktuelle politische Entwicklungen und Problemlagen auf.

Der Schwerpunkt Hessen und Geschichte versucht über entsprechende Publikationen den Ursprung, die Geschichte und den Aufbau des Landes Hessen, sowie die Institutionen der hessischen Demokratie und der hessischen Verfassung als Grundpfeiler der Demokratie zu vermitteln. Hierbei wird neben der engeren Landesgeschichte auch Veranstaltungen und Publikationen um die neuere Geschichte der Deutschen und ihrer Nachbarn angeboten.

Der Bereich Querschnittsaufgaben veranstaltet Seminare, Kongresse, Foren, Symposien und Vortragsreihen zu grundsätzlichen, aber auch zu aktuellen Fragen der Politik und politischen Kultur an. Zudem sind hier Aufgaben konzentriert, die für die politische Bildung in Hessen von besonderer und übergreifender Bedeutung sind.

  • Grundsatzfragen der Politik und der Politischen Bildung
  • Israel und Jüdisches Leben
  • Deutsche Einheit und Grenzmuseen
  • Schülerwettbewerb "Demokratie braucht Werte" (2008 / 2009)
  • ballance hessen[9]

Die hessische Landeszentrale für politische Bildung gliedert sich in sieben Referate.

VII: Diktaturforschung und Bildungsarbeit Demografischer Wandel

Diese Referat ist erst Ende 2009 neu zugeschnitten worden und wurde Anfang 2010 mit Carmen Everts als Referatsleiterin besetzt. Bis Ende 2009 beschäftigte sich diese Referat mit der Demografie.[10]

Seit der Umbildung bzw. Neuzuschnittes des Referat umfasst es die zwei Themenschwerpunkte: Diktaturforschung und Demografischen Wandel.

In enger Kooperation mit dem Projekt „Historisch-politische Aufarbeitung der SED-Diktatur“ wird dabei, im Bereich der Diktatur- und Extremismusforschung, an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der SED-Diktatur gearbeitet. Hierzu wurde auch ein neues Dokumentationszentrum aufbaut und insbesondere Zeitzeugenbesuche in Schulen und Klassenreisen zu der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen organisiert. Daneben wird auch noch intensiv an der Diktatur- und Extremismusforschung mitgearbeitet. Ziel der Arbeit ist es interessierten Personen ein Verständnis für die Wechselwirkungen von Diktaturen und Extremisten auf den "normalen" Bürger zu vermitteln.[11]

Grundlage der Arbeit

Auftrags- und Rechtsgrundlage ist die Satzung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung vom 30. Juli 1973 (StAnz. S. 1505 f.), geändert durch Erlass vom 17. November 1975 (StAnz. S. 2154).[12]

Publikationen

Eine wichtige Publikation der HLZ ist die Zeitschrift POLIS, deren Umfang mittlerweile 52 Publikationen erreicht hat. Daneben gibt die HLZ noch weitere Periodika heraus:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Land Hessen (Hrsg.): Staats-Anzeiger für das Land Hessen. Satzung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. 1973, S. 1505, 1506.
  2. a b Deutscher Bildungsserver (Hrsg.): Institution Nr. 1683. Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ). (HTML, abgerufen am 8. August 2010).
  3. Hessischer Landtag (Hrsg.): Haushaltsplan 2010. S. 178, 179 (PDF 11,5MB, abgerufen am 9. August 2010).
  4. Hessischer Landtag (Hrsg.): Haushaltsplan 2010. S. 309 (PDF 11,5MB, abgerufen am 9. August 2010).
  5. a b Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Geschichte der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. (HTML, abgerufen am 8. August 2010).
  6. Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Linksfraktion darf Verfassungsschutz nicht kontrollieren. 24. April 2008 (HTML - kostenpflichtiges Angebot, abgerufen am 8. August 2010).
  7. Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aufgabe der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. (HTML, abgerufen am 8. August 2010).
  8. Frankfurter Historische Kommission (Hrsg.): Bernd Heidenreich. (HTML, abgerufen am 9. August 2010).
  9. Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Referat Direktor. Hessen / Geschichte / Querschnittsaufgaben. (HTML, abgerufen am 8. August 2010).
  10. Pitt von Bebenburg; Frankfurter Rundschau (Hrsg.): Neuer Job für Carmen Everts sorgt für Ärger. 24. November 2009 (HTML, abgerufen am 8. August 2010).
  11. Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Referat VII. Diktaturforschung und Bildungsarbeit Demografischer Wandel. (HTML, abgerufen am 9. August 2010).
  12. Hessischer Landtag (Hrsg.): Haushaltsplan 2010. S. 307 (PDF 11,5MB, abgerufen am 9. August 2010).

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