Hermann Mattheiß

Hermann Mattheiß
Hermann Mattheiß.

Hermann Mattheiß (* 18. Juli 1893 in Ludwigsthal; † 1. Juli 1934 in Ellwangen) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und Polizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Kaiserreich und Weimarer Republik

Mattheiß war der Sohn eines Hauptschullehrers. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Oberleutnant der Reserve teil. Anschließend studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen, wo er 1921 mit einer Arbeit über die Entwicklung des Grundbuches in Württemberg zum Dr. jur. promovierte.

Nach dem Abschluss seiner Studien arbeitete Mattheiß als Hilfsrichter und Amtsrichter in Balingen, Schorndorf und Oberndorf. Um 1922 heiratete er Anna Fanny Kossmann. Aus der Ehe, die später geschieden wurde, ging der Sohn Hermann hervor, der 1943 in Stalingrad starb. In zweiter Ehe verheiratete Mattheiß sich mit Charlotte Egelhaaf. Aus dieser Ehe gingen drei weitere Kinder hervor.

Politisch tat Mattheiß sich erstmals 1919 hervor, als er sich an der Gründung des Württembergischen Landesverbandes des Neudeutschen Ordens beteiligte. Im selben Jahr war er Mitglied des Tübinger Studentenkorps.

In den späten 1920er Jahren schloss er sich der NS-Bewegung an. Außerdem wurde er Mitglied der SA, in der er es zum Standartenführer brachte, und der SS, in der er den Rang eines Oberscharführers erreichte.

NS-Zeit (1933-1934)

Wenige Wochen nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde Mattheiß am 15. März 1933 durch Jagow zum Unterkommissar für die Oberämter Balingen, Horb, Oberndorf, Rottweil, Spaichingen, Sulz und Tuttlingen ernannt.[1]

Am 19. April 1933 wurde Mattheiß durch den württembergischen Innenminister Wilhelm Murr unter Verleihung der Titel eines Präsidenten und Sonderkommissars zum Leiter des Landespolizeiamtes der Württembergischen Politischen Polizei ernannt. Unter der Regie von Mattheiß wurden in der Folgezeit zahlreiche politische Gegner der Nationalsozialisten in das KZ Heuberg eingewiesen. Nach der völligen Überfüllung dieses Lagers wurde es Ende 1933 geschlossen und durch das Fort Oberer Kuhberg bei Ulm ersetzt. Gemessen an der Bevölkerungszahl hatte das Land Württemberg unter der Ägide von Mattheiß, dem Wehling und Weber „Verfolgungswut“ zuschreiben, die größte Zahl an Schutzhäftlingen im ganzen Reich.[2]

Anfang Mai 1934 wurde Mattheiß durch den Gauleiter von Württemberg vom Amt des Leiters der Politischen Polizei beurlaubt. Hintergrund waren persönlichen Differenzen von Mattheiß mit Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich, denen die Württembergische Polizei Ende 1933 unterstellt worden war. Zum Nachfolger von Mattheiß als Leiter der Landespolizei wurde Walter Stahlecker ernannt.

In der Erwartung seiner für Juli vorgesehenen Ernennung zum Landgerichtspräsidenten weilte Mattheiß anschließend einige Wochen in der Wohnung seiner Eltern in Überlingen.

Ermordung

Am Abend des 30. Juni 1934 wurde Mattheiß im Rahmen der als „Röhm-Putsch“ bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom Frühsommer 1934 im Haus seiner Eltern in Überlingen von vier SS-Leuten aufgesucht. Diese forderten ihn auf, sie zu begleiten, da er auf besondere Veranlassung Hitlers nach Stuttgart zurückkehren solle, um sein altes Amt als Polizeipräsident wiederaufzunehmen. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Kreise seiner Familie, an dem auch zwei der SS-Leute teilnahmen, reiste Mattheiß mit diesen ab. Am 2. Juli 1934 erhielt Mattheiß' Ehefrau die Nachricht, ihr Mann sei in Ellwangen erschossen und anschließend in Stuttgart eingeäschert worden.

In der Forschung wird angenommen, dass Mattheiß noch am 30. Juni oder am 1. Juli auf Befehl von Himmler und/oder Heydrich erschossen wurde. Der von den SS-Leuten, die Mattheiß abholten, vorgebrachte Grund, Hitler wolle ihn wieder in sein altes Amt einsetzen, stellte - aller Wahrscheinlichkeit nach - nur einen Vorwand dar, um ihn in Sicherheit zu wiegen und so zum widerstandslosen Mitgehen bewegen zu können.

Einem Schreiben der Brüder Egelhaaf, Mattheiß’ Schwager, an den Justizminister zufolge, habe man ihnen zugetragen, dass Mattheiß sich bei der Erschießung geweigert habe, sich die Augen verbinden zu lassen und mit dem zum Hitlergruß ausgestreckten Arm und den Worten „Ich bin unschuldig, Heil Hitler!“ auf den Lippen gestorben sei.[3] Mattheiß hinterließ eine schwangere Frau und drei Kinder.

Hans Bernd Gisevius, 1934 ein hoher Beamter im Innenministerium, schrieb später über Mattheiß’ Schicksal während des Röhm-Putsches:

„Eigentlich sollte er [Mattheiß] sich [als SS-Mann] heute besonders sicher fühlen. Doch es gibt einige Differenzen im schwarzen Lager, die nach Heydrichs Dafürhalten praktischerweise mitbereinigt werden. Durch halb Württemberg geht die Jagd. Schließlich haben sie ihn. Weder Stadelheim noch Lichterfelde noch auf der Flucht erschossen. Ganz schlicht und einfach: umgekommen.“[4]

Schriften

  • Die Entwicklung des Grundbuchs in Württemberg, s.l. 1921. (Dissertation)

Literatur

  • Robert Allmendinger: „Aufstieg und Fall des Dr. Hermann Mattheiss“, in: Stadt Tuttlingen: Nationalsozialismus in Tuttlingen, Tuttlingen 1986, S. 57-67.
  • Hartmut Berghoff, Cornelia Rauh-Kühne: Fritz K. Ein deutsches Leben im 20. Jahrhundert, Stuttgart, München 2000.
  • Jürgen Schuhladen-Krämer: „Die Exekutoren des Terrors. Hermann Mattheiß, Walter Stahlecker, Friedrich Mußgay. Leiter der Geheimen Staatspolizeistelle Stuttgart“, in: Michael Kißener (Hrsg.): Die Führer der Provinz, 199, S. 405-443.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz: Terror ohne System, 2001, S. 47.
  2. Hans-Georg Wehling/ Reinhold Weber: Geschichte Baden-Württembergs, S. 96.
  3. R 3001@164138.
  4. Hans Bernd Gisevius: Bis zum bitteren Ende, Bd. 1, 1960, S. 177. An gleicher Stelle vermerkt Gisevius, dass Mattheis sich als Polizeichef „durch Wildheiten ausgezeichnet“ habe.

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