Castellum apud Confluentes

Castellum apud Confluentes
Karte der römischen und mittelalterlichen Stadtmauer von Koblenz
Fundort des römischen Kastells aus der Zeit des Kaisers Augustus an der Kastorkirche 2008
Relief- und Inschriftensteine aus Koblenz-Niederberg
Teilrekonstruierte Grundmauern der Villa Rustica am Remstecken

Castellum apud Confluentes (dt.: „Kastell bei den Zusammenfließenden“) ist der lateinische Name für die römische Ansiedlung am Zusammenfluss von Mosel und Rhein, aus der sich die deutsche Großstadt Koblenz entwickelte.

Inhaltsverzeichnis

Archäologische Befunde und Geschichte

Im Gallischen Krieg gegen die Germanen erreichten römische Truppen unter Gaius Iulius Caesar 55 v. Chr. den Rhein und errichteten zwischen Koblenz und Andernach einen ersten Rheinübergang. In Koblenz selbst reichen Siedlungsreste in der Nähe des heutigen Münzplatzes, an der Kastorkirche und am Kurfürstlichen Schloss bis ins ausgehende erste vorchristliche Jahrhundert zurück. Ein erstes Kastell wurde zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v.–14 n.Chr.) am Zusammenfluss von Mosel und Rhein zur Sicherung der Rheinstraße MainzKölnXanten erbaut. Der erstmalige Nachweis dieses frührömischen Kastells gelang im November 2008, als man bei Bauarbeiten zur Bundesgartenschau 2011 an der Kastorkirche einen sensationellen Fund machte und einen antiken Graben entdeckte. Der vier Meter breite und immer noch 2,5 Meter tiefe Graben des 100 mal 100 Meter großen Kastells ist der fehlende Beweis für die frührömische Besiedlung von Koblenz, nach dem zuvor 150 Jahre lang vergebens im Bereich der Altstadt gesucht wurde.[1][2] Koblenz zählt somit zu den ältesten Städten Deutschlands. Die Römer nannten ihre Ansiedlungen Castellum apud Confluentes, was so viel wie „Kastell bei den Zusammenfließenden“ bedeutet. Zu dieser Zeit siedelten hier die Treverer, die die gesamte Moselregion beherrschten. Seit etwa 85 n. Chr. gehörte der Ort zu der um diese Zeit unter Domitian eingerichteten Provinz Germania Superior, die aus dem obergermanischen Heeresbezirk (exercitus Germanicus superior) gebildet wurde.

Römische Brücken wurden über Rhein und Mosel errichtet. Eine rund 350 Meter lange Pfahlbrücke über den Rhein wurde im Jahre 49 n. Chr.[3] zwischen dem heutigen Ehrenbreitstein und dem Koblenzer Rheinufer erbaut. Sie bestand aus zwischen 650 und 750 Eichenstämmen mit eisernen Spitzen, so genannten Pfahlschuhen, von denen 51 bis heute erhalten geblieben sind.[4] Die Moselbrücke, 50 Meter neben der heutigen Balduinbrücke gelegen, wurde als Teil der römischen Rheintalstraße erbaut.

In spätflavischer, spätestens in frühtrajanischer Zeit, also kurz vor oder um das Jahr 100 n. Chr., wurde auf der rechten Rheinseite auf dem Gebiet des heutigen Koblenz-Niederberg das Kastell Niederberg für Auxiliartruppen zum Schutz des Obergermanischen Limes errichtet. Die römischen Truppen wurden damit von Koblenz auf die rechte Rheinseite verlegt. Das Kastell existierte, bis um 259/260 das rechtsrheinische Gebiet in der Folge der fränkischen Offensive von den Römern geräumt wurde.[5]

Wohl nach der Aufgabe des Limes begann der Bau einer rund 8,5 Hektar umfassenden Befestigungsanlage auf dem Gebiet der Altstadt. Nach dem Fall des Limes ließ Kaiser Konstantin (306–337) den Bereich der heutigen Altstadt mit einem zwei bis zweieinhalb Meter mächtigen und bis zu sechs Meter hohen Mauerring mit 19 Rundtürmen und einem festen Tor versehen. Die Fundamente der Alten Burg bestehen auch heute noch aus den Resten eines der Rundtürme. Weitere Reste befinden sich unter dem Chor der Florinskirche, beim Pfarrhaus Liebfrauen und teilweise noch in Wohnhäusern der Kornpfortstraße.

Am Remstecken finden sich Überreste eines römischen Bauernhofes (Villa rustica), der teilweise ausgegraben und teilrekonstruiert ist. Oberhalb von Koblenz wurde im heutigen Stadtwald unweit der Römerstraße eine Tempelanlage für den römischen Gott Merkur und die gallische/keltische Göttin Rosmerta erbaut. Dort gefundene römische Münzen belegen eine Nutzung der Anlage bis in das 5. Jahrhundert.

Mit Zusammenbruch des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert wurde Koblenz von den Franken erobert und ein fränkischer Königshof gegründet. Beim Abzug der römischen Truppen wurden Rhein- und Moselbrücken zerstört. Die römische Stadtmauer blieb noch bis ins Frühmittelalter erhalten. Bis heute zeugen Mauerreste und die Straßenzüge von Altengraben, Plan, Entenpfuhl, Kornpfortstraße in der Koblenzer Altstadt von der spätrömischen Befestigung.

Siehe auch

Quellen

  1. Frührömisches Kastell entdeckt – Stadtgeschichte auf den Kopf gestellt – Antiker Graben an der Basilika St. Kastor weist in die Zeit des Imperators Augustus in: Rhein-Zeitung, 19. November 2008.
  2. Koblenz am Rhein gegründet: BUGA macht Geschichte in: spd-koblenz.de, 20. November 2008
  3. Dendrochronologisch gesichertes Datum.
  4. Hansjörg Groenert: Die Römische Rheinbrücke bei Koblenz.
  5. Das Auxiliarkastell von Koblenz Niederberg auf der offiziellen Webpräsenz des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Rheinland Pfalz.

Literatur

  • Hans Bellinghausen: 2000 Jahre Koblenz. Geschichte der Stadt an Rhein und Mosel. Boldt, Boppard 1973.
  • Hans-Helmut Wegner: Koblenz und der Kreis Mayen-Koblenz. Theiss, Stuttgart 1986, ISBN 3-8062-0462-4 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, 12; Archäologie an Mittelrhein und Mosel, 3).
  • Hans-Helmut Wegner: Koblenz. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Originalausgabe von 1990. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 418–423.

Weblinks

50.3611111111117.59527777777787Koordinaten: 50° 21′ 40″ N, 7° 35′ 43″ O


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