Jentower

Jentower
Jentower
Intershop Tower, Uniturm
Jentower
Jentower
Basisdaten
Ort: Jena, Deutschland
Bauzeit: 1970–1973
Sanierung: 1999–2001
Status: Erbaut
Baustil: Moderne
Architekt: Hermann Henselmann
Nutzung/Rechtliches
Eigentümer: Saller Gewerbebau
Hauptmieter: Intershop Communications
Technische Daten
Höhe bis zur Spitze: 159,60 m
Höhe bis zum Dach: je nach Quelle zwischen 122 und 145 m
Etagen: 29 Obergeschosse
Nutzfläche: 23.000
Höhenvergleich
Jena: 1. (Liste)
Deutschland: 25. (Liste)
Jentower mit Intershop-Logo, 2003
Blick vom Dach des Jentowers auf das B59
Universitätshochhaus Jena vor der Renovierung, 1990

Der Jentower (eigene Schreibweise JenTower) oder Intershop Tower ist ein Hochhaus in Jena. Es ist mit 133 m Höhe (mit Antennenspitze 159,60 m) das zweithöchste Bürogebäude der östlichen Bundesländer nach dem Cityhochhaus in Leipzig (142,5 m; 155,40 m Gesamthöhe mit Antennenträger).

Er verfügt über 31 Geschosse, davon 2 Untergeschosse und 29 Obergeschosse. Der Turm ist in Gleitschalbauweise auf einer 3,20 m dicken Stahlbetonbodenplatte errichtet. Der Durchmesser beträgt 33 m. Die Vorhangglasfassade enthält 56 Fenster je Vollgeschoss, insgesamt 1.456 Fenster. Die Netto-Grundfläche beträgt rund 23.000 m². Angeschlossen an das Gebäude befinden sich ein Einkaufszentrum mit rund 6000 m² Einzelhandelsfläche sowie eine Tiefgarage mit 200 PKW-Stellplätzen. Der Jentower befindet sich derzeit (Juni 2008) im Eigentum der Saller Gewerbebau GmbH.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entstehung des Gebäudes war planwirtschaftlich-politisch motiviert. In den 1960er Jahren beschloss der Ministerrat der DDR, den Aufbau und die Neugestaltung wichtiger Städte des Landes zu beschleunigen. Sogenannte „Stadtdominanten“ sollten historischen Stadtzentren ein neues, „sozialistisches“ Aussehen geben und alle anderen Gebäude überragen, insbesondere die Kirchtürme. Für Jena wurde der Staatsarchitekt Hermann Henselmann mit dem Entwurf eines Rundturms beauftragt, der Symbol eines Fernrohres sein sollte. Das Gebäude sollte als Forschungszentrum des Kombinates Carl Zeiss Jena genutzt werden.

Im Juni 1969 wurde das vom Zweiten Weltkrieg verschonte historische Wohn- und Geschäftsviertel um den Eichplatz abgerissen, um Bauplatz für den geplanten Rundturm zu gewinnen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 30. April 1970. Zwischen Juni und September 1970 entstand der Stahlbetonkern in Gleitschalbauweise. Aus Kostengründen konnte das Gebäude nur in einer reduzierten Variante des ursprünglichen Henselmann-Entwurfs umgesetzt werden.

Am 2. Oktober 1972 wurde das Hochhaus feierlich eingeweiht. Da für eine Nutzung durch das Carl-Zeiss-Kombinat kein Bedarf mehr bestand, wurde das Gebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena zur Nutzung übergeben.

Nach 1995 verließ die Universität den Turm. Das nun leerstehende Gebäude wurde vom Eigentümer, dem Land Thüringen, zum Verkauf ausgeschrieben. Für den symbolischen Kaufpreis von 1 DM erhielt die Saller Gewerbebau GmbH den Zuschlag.

1999 begannen grundlegende Umbauarbeiten. Die alte Fassade wurde abgebrochen und durch eine neue Vorhangglasfassade ersetzt. Die Sockelumbauung wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Am Leutragraben entstanden eine Tiefgarage und ein Riegelbau mit 5 Geschossen. Der Turm erhielt zwei zusätzliche Stockwerke sowie einen Antennenaufbau und erreichte damit 2001 eine Höhe von 149 m. Nach einer Erhöhung der Turmantenne im Jahre 2004 ist der Jentower aktuell 159,60 m hoch und somit das derzeitig höchste Gebäude der östlichen Bundesländer, gemessen an der lichten Höhe.

Aktuelle Nutzung

Der Turm wird heute überwiegend als Bürogebäude genutzt. Hauptmieter ist mit rund der Hälfte der Flächen die Firma Intershop Communications AG, die hier ihren Firmenhauptsitz hat. Im Umfeld des Unternehmens haben sich weitere Unternehmen aus dem IT-Bereich angesiedelt, die teilweise aus Intershop hervorgegangen sind.

Weitere Mieter sind die DEWB, der IKS Garamond Verlag oder ePages. Im 28. und 29. Obergeschoss befinden sich ein täglich geöffnetes Restaurant und eine öffentliche Aussichtsplattform. Im 29. Geschoss befinden sich Sendeanlagen mehrerer Mobilfunkbetreiber, die die Antennenanlage des Gebäudes nutzen.

In der sich anschließenden Sockelumbauung mit dem Namen „Neue Mitte“ befinden sich vorwiegend Einzelhandelsgeschäfte.

Name

Das Gebäude wird mit einer Vielzahl von Namen bezeichnet. Offizielle Namen sind Jentower und Intershop Tower.[1] Umgangssprachlich werden die Anglizismen jedoch wenig verwendet; das Gebäude wird häufig als Uniturm, Intershop-Turm, „Keksrolle“ oder einfach nur als „der Turm“ bezeichnet. Weniger oder gar nicht mehr gebräuchlich sind die während der DDR-Zeit im Volksmund beliebten Namen wie Penis Jenensis, Schuldenstummel oder Henselmann-Turm.

Umgebung

Direkt gegenüber dem Jentower in westlicher Richtung befindet sich das ehemalige Werksgelände des VEB „Carl Zeiss Jena“ mit dem von Henselmann als Forschungshochhaus von Carl Zeiss Jena entworfene Bau 59, anschließend das erste deutsche Hochhaus, der 43 m hohe Bau 15, der 1915 nach Plänen des Architekten Friedrich Pützer (1871–1922) errichtet wurde. Weiter westlich befindet sich der Bau 36 (heute Sitz der Jenoptik AG).

Im Norden befinden sich Teile der mehr als 700 Jahre alten Stadtmauer, mit dem Johannistor, das einzige noch vollständig erhalte Stadttor von Jena, und dem Pulverturm.

Doppelturm

Um den Turm rankt sich hartnäckig das Gerücht von einem ursprünglich geplanten, jedoch nie ausgeführten Zwillingsturm, der baugleich ausgeführt und mit dem realisierten Bau durch eine Brücke verbunden werden und so ein Fernglas als Symbol für den in der Stadt Jena stark vertretenen optischen Gerätebau darstellen sollte. Nachforschungen durch Historiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena zu Beginn der 1990er Jahre bestätigten dieses Gerücht zwar nicht, jedoch sahen frühe Entwürfe zwei weitere, etwas kleinere Türme auf dem Gelände des Collegium Jenense vor, die durch einen Querriegel verbunden sein sollten.

Diese fielen aber ebenso dem Rotstift zum Opfer wie die von Henselmann ursprünglich geplanten runden Fenster des Hauptturms, die an optische Linsen hätten erinnern sollen und dessen „Krone“ (ein metallischer Ring an der Spitze des Turms). [2]

Fassadenschäden

Ende 2004 lösten sich Teile einer Scheibe der Glasverkleidung des Turms und zerschmetterten die Heckscheibe eines Autos auf dem direkt angrenzenden Parkplatz. Zunächst wurden im Rahmen der Ursachenforschung einzelne Elemente der Verkleidung demontiert und auf Fehler untersucht. Nach dem Ergebnis eines Gutachtens[3] sorgten Nickelsulfid-Einschlüsse für den Bruch des Einscheiben-Sicherheitsglases[4]. Dies führte dazu, dass alle Reihen des Turmes, die nur Verkleidungselemente und keine Fenster enthalten, komplett mit einem Netz umgeben wurden, um ein Herabfallen weiterer Scheiben zu verhindern.

Literatur

  • Michael Diers (1999): Der Turm von Jena. Architektur und Zeichen.(= Minerva. Jenaer Schriften zur Kunstgeschichte, Band 9), Jena: Kunsthistorisches Seminar, 181 S.
  • Christian Graudenz (2007): Zur Entstehungsgeschichte des Universitätshochhauses 1968 bis 1972. In: Uwe Hoßfeld, Tobias Kaiser, Heinz Mestrup (Hrsg.): Hochschule im Sozialismus. Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945–1990), Band 1, Weimar u.a.: Böhlau, S. 339-376.
  • Antje Schneider, Robert Vogler (2008): Der Turm von Jena. Vielperspektivische Erkursionsdidaktik am Beispiel der Jenaer Innenstadt. In: Praxis Geographie, Heft 7-8, S. 10-14.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: JenTower – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.regioweb.de/archivitem+M580e0295428.html?&tx_ttnews%5Bday%5D=28&tx_ttnews%5Bmonth%5D=08&tx_ttnews%5Byear%5D=2007
  2. http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/47712
  3. http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Glasbruch-an-Thueringens-hoechstem-Turm-1411116942
  4. http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Glas_Spontanbruch-von-ESG-durch-Nickelsulfid-Einschluss_159350.html
50.92861111111111.584444444444

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