Helmut Berger (1944)

Helmut Berger (1944)

Helmut Berger (* 29. Mai 1944 in Bad Ischl, Österreich, eigentlich Helmut Steinberger) ist ein österreichischer Filmschauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Helmut Berger wurde als Sohn einer Hoteliersfamilie geboren und besuchte ein Internat in Feldkirch. Obwohl er kein Interesse an der Gastronomie und Hotellerie hatte, lernte und arbeitete er zunächst in diesem Bereich. Im Alter von 18 Jahren zog Berger nach London, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch und nahm parallel Schauspielunterricht. Nach Sprachstudien in Perugia zog Berger nach Rom.

1964 traf Berger erstmals Luchino Visconti, dessen Lebensgefährte er später wurde. Visconti gab Berger seine erste Rolle in der von ihm verantworteten Episode „La Strega Bruciata Viva“ in dem Episodenfilm Hexen von Heute (1967). Seinen internationalen Durchbruch erlebte er als Martin von Essenbeck in Viscontis Die Verdammten (1969), für die er eine Nominierung für den Golden Globe Award als Bester Nachwuchsdarsteller erhielt. In seiner wohl bekanntesten Szene überhaupt persifliert Berger in dieser Rolle die Lola, wie sie von Marlene Dietrich in Der blaue Engel gespielt wird.

Als der Höhepunkt von Bergers schauspielerischem Schaffen gilt Viscontis Ludwig II., in dem er den bayerischen König Ludwig II. von der blühenden Jugend bis zum bitteren Ende porträtierte und dabei den von eigenen Schwächen und psychischen Untiefen gezeichneten, nervös-paranoiden Verfall des Herrschers nachzeichnete.

Der Tod Viscontis 1976 stürzte Berger in eine tiefe persönliche Krise. Viscontis Testament, in dem Berger als Erbe eingesetzt worden sein soll, war überraschenderweise nicht mehr auffindbar. Neben einem Suizidversuch am ersten Todestag Viscontis hatte Berger starke Probleme mit Alkohol und anderen Drogen. Hinzu kam auch, dass sein jugendliches gutes Aussehen nachzulassen begann, so folgten ab Ende der 1970er-Jahre neben Auftritten in B-Movies und kleineren, ambitionierten Produktionen auch Arbeiten für das Fernsehen (Der Denver-Clan).

Neben seinem filmischen Schaffen war Helmut Berger wegen seines ausschweifenden Lebens und seiner offen bekannten Bisexualität ein immer wieder gern gesehener Gast in Talksendungen. Unter anderem erzählte er von seiner Beziehung mit der Schauspielerin Marisa Berenson – die ihn angeblich heiraten wollte – sowie von erotischen Abenteuern mit Rudolf Nurejew, Bianca und Mick Jagger und weiteren Rockstars aus den siebziger und achtziger Jahren. In seiner 1998 erschienenen Autobiographie „Ich“ bezeichnet er sich als Viscontis Witwe. Sein Leben teilt er wie seine Autobiographie in Phasen vor, mit und nach Visconti ein.

2004 zog Berger, dabei mit viel Aufmerksamkeit von österreichischen Medien bedacht, von Rom nach Salzburg zu seiner Mutter, negierte jedoch finanzielle Schwierigkeiten und betonte, lediglich auf der Suche nach einer neuen römischen Bleibe zu sein. Zudem gab er an, jeglichen Drogen abgeschworen zu haben. Seine Mutter starb Ende 2009.

1999 wirkte Berger im Musikvideo zu Tausend Tränen tief der deutschsprachigen Hamburger Band Blumfeld mit [1]. Im Jahr 2008 spielte er die Hauptrolle in Peter Kerns Film Blutsfreundschaft. Der Film lief im Februar 2010 auf der Berlinale und kam im Herbst 2010 in die deutschen Kinos.

Auszeichnungen

Berger wurde für seine Rolle in „Die Verdammten“ als bester männlicher Nachwuchsschauspieler 1970 für den Golden Globe nominiert und gewann 1973 den David di Donatello für seine Darstellung in „Ludwig II“. 2007 erhielt er einen „SPECIAL Teddy Award“, den schwullesbischen Preis der Berlinale für sein Gesamtwerk.

2011 wurde er in Tschechien auf dem 18. Prague International Film Festival Febiofest mit dem Kristián-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.[2]

Filmografie

  • 1983: Insel der Wollust (T. Kaleya)
  • 1983: Victoria! 2: El frenesì del 17 (A. Ribas)
  • 1983: Veliki Transport (Veljko Bulajić)
  • 1983/84: Denver-Clan (TV-Serie, 11 Folgen)
  • 1984: Victoria! 3: La razon y el arrebato (A. Ribas)
  • 1985: Codename: Emerald (J. Sanger)
  • 1988: Les predators de la nuit (Jess Franco)
  • 1988: I promessi sposi (Salvatore Nocita)
  • 1989: La puritana (Nini Grassia)
  • 1990: Der Pate – Teil III
  • 1992: Adelaide (Lucio Gaudino)
  • 1993: Das Sahara-Projekt (Hans Noever)
  • 1993: Boomtown (Christoph Schrewe)
  • 1993: Ludwig 1881 (Fosco Dubini / Donatello Dubini)
  • 1995: L'affaire Dreyfuss (Yves Boisset)
  • 1996: Teo (Cinzia TH Torrini)
  • 1996: L'ombra del faraone (S. Ben Barka)
  • 1996: Last Cut (Marcello Avallone)
  • 1997: Die 120 Tage von Bottrop (Christoph Schlingensief)
  • 1999: Unter den Palmen (M. Kruishoop)
  • 2002: Zapping Alien (V. Zeplichal)
  • 2004: Honey Baby (Mika Kaurismäki)
  • 2005: Damals warst du still (Rainer Matsutani)
  • 2008: Iron Cross (Joshua Newton)
  • 2009: Blutsfreundschaft (Peter Kern)
  • 2011: Mörderschwestern (Peter Kern)

Literatur

  • Paola-Ludovika Coriando: La poesia del volto: ritratto di Helmut Berger attore viscontiano in: Cineforum, n. 452 (März 2006).
  • Helmut Berger, mit Holde Heuer: Ich, Die Autobiographie. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-550-06969-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jochen Distelmeyer (Blumfeld) über die Zusammenarbeit mit Berger beim Dreh von Tausend Tränen tief
  2. Kristián-Preis für den österreichischen Schauspieler Helmut Berger auf Radio Praha vom 31. März 2011 abgerufen am 2. April 2011

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