Heinrich Kaiser (Physiker)

Heinrich Kaiser (Physiker)

Heinrich Kaiser (* 5. Februar 1907 in Bochum; † 23. August 1976 in Dortmund) war ein deutscher Physiker und Chemiker. Er gehörte zu den Mitbegründern des Instituts für Spektrochemie und Angewandte Spektroskopie (ISAS), das er auch lange Jahre leitete. Er gilt als „Nestor der Statistik und Chemometrik in Deutschland und weltweit“.

Leben und Wirken

Kaiser studierte Physik, Mathematik und Chemie in Münster, Freiburg und Köln. Nach der Promotion 1932 wurde er zunächst Assistent von Karl Försterling, bevor er 1934 zu den Carl Zeiss-Werken in Jena wechselte, wo er an der Entwicklung von [Spektralapparaten mitarbeitete. Er arbeitete unter anderem mit Walther Gerlach zusammen, mit dem er auch 1945 in England, gemeinsam mit Wissenschaftlern wie Otto Hahn und Carl Friedrich von Weizsäcker, interniert wurde. Zwar wurde er von den Amerikanern im Zuge der Zwangsansiedlung der Zeiss Werke auch nach Oberkochen gebracht, arbeitete hier aber kaum noch für Zeiss.

1947 trat Kaiser in die staatliche Materialprüfstelle des Landes Nordrhein-Westfalen in Dortmund ein. 1951 hielt er einen Vortrag in Düsseldorf, der den Anstoß zur Gründung eines Forschungsinstituts für „moderne analytische Chemie mit physikalischen, vorwiegend spektroskopischen Methoden" ein Jahr später gab. Kaiser leitete das Dortmunder ISAS bis zu seinem Ausscheiden 1975. Er vertrat dabei einen mathematisch-statistischen Ansatz, der Grundlagen spektrochemischer Analytik lieferte. Die eigentliche Institutsarbeit bestand in der technischen Umsetzung solcher methodischer Grundlagenarbeiten durch apparative Möglichkeiten.

Aufsehen erregte Kaiser auch durch sein Auftreten als Gutachter im Wiederaufnahmeverfahren gegen Maria Rohrbach. Er wies dabei seinem Münchner Kollegen Walter Specht erhebliche methodische Mängel nach. Er kam vor Gericht zu der Feststellung: „Der Verfasser des Gutachtens hat keine Vorstellungen von den durch seine Gehilfen angewandten Untersuchungsmethoden und Analysen. […] Der Verfasser beherrscht nicht die elementarsten Ausdrücke der wissenschaftlichen Fachsprache. Er gebraucht völlig sinnlose, unbegreifliche, nicht existente Ausdrücke. Der Verfasser hat anscheinend überhaupt keinen exakten wissenschaftlichen Wortschatz.“[1]

Einzelnachweise

  1. Suchten und fanden (siehe Titelbild). In: Der Spiegel. Nr. 26, 1961, S. 28–37 (online).

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