Heinrich Held (Politiker)

Heinrich Held (Politiker)
Heinrich Held (rechts)

Heinrich Held (* 6. Juni 1868 in Erbach, Taunus; † 4. August 1938 in Regensburg) war ein deutscher Politiker der Bayerischen Volkspartei (BVP) und von 1924 bis zu seiner Absetzung 1933 Bayerischer Ministerpräsident.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Der Sohn des Musikers, Landwirts und Kaufmanns Johannes Held und seiner Frau Susanne wuchs in Erbach auf. Danach studierte er 1892 bis 1896 Rechts- und Staatswissenschaften sowie Geschichte in Straßburg, Marburg und Heidelberg. In Straßburg wurde er Mitglied der katholischen Studentenverbindung Frankonia im KV, für den er sich auch später engagierte und dem er zeitlebens eng verbunden blieb. Nach dem juristischen Staatsexamen in Straßburg arbeitete Held als Journalist in Straßburg und Heidelberg, um schließlich 1899 Chefredakteur des Regensburger Morgenblattes zu werden. 1906 wurde er Herausgeber und Mitinhaber des Regensburger Anzeigers, nachdem er 1901 die Tochter Marie von Josef Habbel, dem Eigentümer beider Regensburger Zeitungen, geheiratet hatte.

Über ein Regensburger Kommunalmandat gelangte Held 1907 als Abgeordneter der Zentrumspartei in den bayerischen Landtag. 1914 wurde er Fraktionsvorsitzender und kurze Zeit später auch Landesvorsitzender der bayerischen Zentrumspartei.

Held gehörte nach dem Ersten Weltkrieg seit 1918 der von ihm mitgegründeten BVP an, die im Januar 1920 ihre Fraktionsgemeinschaft mit der Zentrumspartei im Reichstag auflöste. Seit 1919 war er Mitglied des Landtags und vom selben Jahr an bis 1925 auch Fraktionsvorsitzender der BVP. 1921 war er Präsident des Katholikentages in Frankfurt am Main.

Ministerpräsident

Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Eugen Ritter von Knilling (BVP) wurde Held mit den Stimmen von BVP, Deutschnationaler Volkspartei (DNVP), Deutscher Volkspartei (DVP) und des Bauernbunds am 28. Juni 1924 zum Ministerpräsidenten und Außenminister von Bayern gewählt. Dieses Amt hatte er ununterbrochen inne, bis ihn die Nationalsozialisten 1933 widerrechtlich absetzten.

Held kandidierte bei der Reichspräsidentenwahl 1925 im ersten Wahlgang, erhielt jedoch nur 3,7 Prozent der Stimmen. Nach seinem Scheitern unterstützte er gegen den Zentrumsabgeordneten Wilhelm Marx mit Paul von Hindenburg den Vertreter der nationalkonservativen Rechten.

Im gleichen Jahr schloss er für den Freistaat Bayern ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl. 1925 folgte ein Staatsvertrag mit der evangelischen Landeskirche. Held setzte sich in Denkschriften 1924, 1926 und 1928 sowie bei der Länderkonferenz zu Berlin für eine verfassungsrechtliche Stärkung der Länder ein, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

Am 4. Januar 1925 empfing er den nach dem Hitlerputsch aus seiner Festungshaft entlassenen Adolf Hitler, der ihm versicherte, seine Ziele künftig nur noch auf legalem Wege zu verfolgen. Held hob daraufhin das Verbot der NSDAP und des Völkischen Beobachters auf.

Er grenzte sich aber deutlich von den Nationalsozialisten ab und erließ 1930 das erste Uniformverbot für die NSDAP. Held vertrat einen entschiedenen Föderalismus; diese Einstellung verschärfte sich noch während der Ära Heinrich Brünings und der Absetzung des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun durch Reichskanzler Franz von Papen.

Nach einer Abstimmungsniederlage im Landtag 1930 blieb Held geschäftsführend im Amt. Im Winter 1932/33 nahm Held mit Kronprinz Rupprecht von Bayern Kontakt auf, um ihn im Falle einer nationalsozialistischen Machtübernahme nach Artikel 64 der Bayerischen Verfassung zum Generalstaatskommissar zu ernennen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zögerte Held jedoch, als Schutz gegen die Gleichschaltung den Kronprinzen zum Generalstaatskommissar zu berufen oder das Königtum in Bayern zu restaurieren.

Am 9. März 1933 übertrug Reichsinnenminister Wilhelm Frick die vollziehende Gewalt in Bayern Franz Ritter von Epp. Am selben Tag suchten Adolf Wagner, Ernst Röhm, Heinrich Himmler und Ritter von Epp den noch amtierenden Ministerpräsidenten auf und erklärten ihn für abgesetzt. Anschließend wurde das Regierungsgebäude besetzt. Vergeblich brachte Held telegrafisch im Präsidentenpalais in Berlin seine Beschwerden vor. Schon drei Tage später begab Hitler sich nach München. Am 15. März legte Held sein Amt nieder und zog sich nach Regensburg ins Privatleben zurück.

Sein Sohn Philipp Held war von 1966-1974 Justizminister in Bayern.

Ehrungen

Wegen seiner Verdienste um die Förderung der Rhein-Main-Donauschiffahrt wurde Held 1917 von Konig Ludwig III. zum Geheimen Hofrat ernannt. Die Stadt Regensburg verlieh ihm 1926 die Ehrenbürgerwürde. Held erhielt von mehreren bayerischen und österreichischen[1][2] Universitäten die Ehrendoktorwürde. Held wurde auch Ehrenphilister der KV-Verbindungen K.St.V. Rhenania Innsbruck und K.St.V. Ottonia München. Ebenso war er Mitglied der K.D.St.V. Rheno-Franconia München im CV.

Literatur

  • Josef Held: Heinrich Held. Ein Leben für Bayern. Verlag Zeit und Welt, Regensburg 1958
  • Richard Keßler: Heinrich Held als Parlamentarier. Eine Teilbiographie 1868-1924. Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter, Band 6. Duncker & Humblot, Berlin (West) 1971, 532 S., ISBN 3-428-02434-6
  • Siegfried Koß in Biographisches Lexikon des KV Band 2 (1993) Seite 46 f ISBN 3-923621-98-1
  • Hellmuth Auerbach: Held, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, S. 463 f.
  • Winfried Becker: Heinrich Held. In: Katharina Weigand (Hrsg.): Große Gestalten der bayerischen Geschichte. Herbert Utz Verlag, München 2011, ISBN 978-3-8316-0949-9

Einzelnachweise

  1. Ehrendoktorate der Innsbrucker Universität. Neue Freie Presse, Abendblatt, 19. November 1928, S. 1, unten links [1]
  2. Das Innsbrucker Ehrendoktorat für Dr. Hainisch und Dr. Held. Neue Freie Presse, Morgenblatt, 20. November 1928, S. 6, Mitte rechts [2]

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