Klingenberg (Heilbronn)

Klingenberg (Heilbronn)
Wappen von Klingenberg
Wappen von Heilbronn

Klingenberg
Stadtteil von Heilbronn

Heilbronn Biberach Böckingen Frankenbach Horkheim Kirchhausen Klingenberg Neckargartach SontheimLage von Klingenberg in Heilbronn
Über dieses Bild
Koordinaten 49° 7′ 0″ N, 9° 9′ 0″ O49.1166666666679.15Koordinaten: 49° 7′ 0″ N, 9° 9′ 0″ O
Fläche 2,72 km²
Einwohner 2209 (30. Sep. 2009)
Bevölkerungsdichte 811,8 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1970
Postleitzahl 74081
Vorwahl 07131
Adresse der
Verwaltung
Theodor-Heuss-Straße 113
74081 Heilbronn
Schloss und Kirche in Heilbronn-Klingenberg

Klingenberg ist ein Stadtteil von Heilbronn in Baden-Württemberg und liegt im Südwesten der Stadt, etwa 10 km Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt. Der Ort war vom 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert im Besitz der Herren bzw. Grafen von Neipperg, war dann selbstständige Gemeinde und wurde am 1. Januar 1970 nach Heilbronn eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Der Ort Klingenberg liegt am Südwestende des Heilbronner Gemeindegebietes auf Böckinger Gemarkung, links des hier in nordöstlicher Richtung fließenden Neckars und beidseits des von Westen in diesen mündenden Klingenbachs. Das Dorf erstreckt sich über den Talboden und die beidseitigen Hänge des Bachs, auf der Spitze des nach Osten laufenden Mündungssporns zum Neckar liegt in schon niedrigerer Lage das Schloss Klingenberg. In der linken Talaue des abfließenden Neckars zieht sich eine Straßenzeile von der Bachmündung längs der L 1109 in Richtung Böckingen. Über ihr am Hang und weiter südwestlich am Neckarhang des Mündungssporns stehen Weinberge.

Benachbarte Orte

Nordöstlich von Klingenberg liegt Böckingen, südöstlich jenseits des Neckars Horkheim, beide ebenfalls im Stadtkreis von Heilbronn. Südwestlich liegen Gemeinde und Ort Nordheim, nordwestlich das zu Leingarten gehörende Großgartach, diese gehören zum Landkreis Heilbronn.

Verkehrsanbindung

Aus Richtung Westen von ihrer Abzweigung von der L 1105 Großgartach–Nordheim auf dem Landturmbacken führt den linken Bachhang herab die K 9553 in Tal und Dorf und stößt in dessen Mitte an die L 1109, die Nordheim im Südwesten mit Böckingen im Nordosten verbindet. Diese Landesstraße läuft in ihrem südwestlichen Abschnitt fast oben auf dem Neckarhang, in ihrer Fortsetzung nach Nordosten dann im Neckartal, dort rechts eng begleitet von der Frankenbahn, die früher eine Haltestelle im Bereich der Talmündung hatte. Von dort führt auch ein Steg über den Neckar auf die Horkheimer Insel zwischen dem Fluss und seinem Schiffahrtskanal, von wo aus Verkehrsverbindung zu den südlichen Heilbronner Stadtteilen rechts des Flusses besteht.

Geologie

In der Neckartalaue bei Klingenberg wie im unteren Klingenbachtal steht Unterkeuper an, auf dem linken Talhang neckarabwärts liegen teilweise alte Schotterterassen des Neckars. Oben auf den Hügeln links des Neckars und beidseits des zumündenden Baches bedecken Lösschichten die Landschaft.

Geschichte

Frühe Besiedlung und Namensherkunft

Der Ortsname Klingenberg, „Berg mit Klinge“ (1291 als Clingenberg, 1294 als Clingenberc erwähnt), bezieht sich auf die Lage des Ortskerns an einem Berg, der im Osten zum Tal des Neckars schroff abfällt und im Norden zu einem schmalen Kerbtal, einer Klinge. Durch diese fließt der Klingenbach seiner Mündung in den Neckar am Ostrand des Dorfes zu.[1]

Der Ort war schon im Neolithikum besiedelt, wie ein Michelsberger Erdwerk belegt. Auf der Kuppe eines Geländerückens in Klingenberg (1996) wurde ein Grab der Mittelbronzezeit und Frauenschmuck entdeckt.[2]

Mittelalter

Schloss Klingenberg, Ölgemälde 1851

Ein Herrensitz in Klingenberg wurde 1293 erstmals erwähnt, als ein Reinbot (Remboto, Renbot) miles de Klingenberg eine Urkunde bezeugte. Die Herren von Klingenberg hatten den Ort als Lehen der Markgrafschaft Baden, die ihn wiederum vom Kloster Weißenburg erhalten hatte. Der Ort entstand vermutlich im Hochmittelalter als Burgweiler unterhalb der Burg im Tal des Klingenbachs. Im Jahre 1360 beteiligten sich die Herren von Klingenberg an der Seite der Grafen Eberhard der Greiner und Ulrich IV. im Krieg gegen Karl IV., worauf die Burg von den dem Kaiser verbundenen Städten Heilbronn, Weinsberg und Bad Wimpfen bzw. durch die Armee des Pfalzgrafen Ruprecht eingenommen wurde. Kaiser Karl IV. erlaubte am 31. Oktober 1360 Heilbronn, die Steine der Burg zu verwenden, die dann zum Bau des Götzenturms gedient haben sollen. 1361 erging ein kaiserliches Verbot, die Burg wieder aufzubauen.

Neippergsche Ortsherrschaft 1407 bis 1805

1407 und 1412 erwarb der in Schwaigern residierende Eberhard von Neipperg in zwei Schritten das markgräfliche Lehen der Herren von Klingenberg. Die Herren von Neipperg hatten ab 1407 bis zum Ende der Reichsritterschaft 1805 die Ortsherrschaft inne. Sie erbauten auf den Überresten der Burg einen neuen Herrensitz, der 1439 und 1478 Schloss, 1522 dann Burg genannt wurde. Im Laufe des 16. Jahrhunderts ließen sie das Schloss Klingenberg mit Nebengebäuden neu herrichten, das bis zur Errichtung des Schlosses in Schwaigern 1702 der Hauptsitz der Familie wurde. 1539 wird erstmals eine Kelter erwähnt. Die Neipperger erlangten bis 1679 den Blutbann über den Ort und konnten 1753 das bisherige Lehen als Allodialbesitz erwerben.

Der Ort war bis in die jüngste Vergangenheit sehr klein. 1590 bestanden 13 Wohnhäuser, 1682 waren es 18 Wohnhäuser, im Jahr 1734 zählte Klingenberg 21 Wohnhäuser, 1750 waren es 30 Wohnhäuser.

Blick über den Altort von Klingenberg

Selbstständige Gemeinde 1805 bis 1969

Durch die Mediatisierung der Reichsritterschaft kam Klingenberg 1805 als selbstständige Gemeinde zunächst an Baden, im Folgejahr dann per Staatsvertrag an Württemberg. Der Ort blieb weiterhin von Landwirtschaft und Weinbau geprägt, aufgrund der topografischen Verhältnisse siedelte sich keine Industrie an. Ab 1848 war die württembergische Nordbahn (heute Frankenbahn) auf dem schmalen Ufersaum zwischen dem Ort und dem Neckar in Betrieb, jedoch erhielt der Ort erst 1895 einen Haltepunkt und 1921 einen Bahnhof. Im Zweiten Weltkrieg gab es zahlreiche Bombenschäden im Umfeld der Luftangriffe auf Heilbronn. 1939 wurden 761 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 840.[3] Nach dem Krieg dehnte sich der Ort insbesondere auf der westlichen Hochfläche aus. 1949/50 entstand das Neubaugebiet Neipperger Höhe, von 1963 bis 1969 folgten die Siedlungen Wolfsglocke und Schlossäcker. Am 1. Januar 1970 erfolgte die Eingemeindung nach Heilbronn (dadurch wurde Heilbronn zur Großstadt). Klingenberg zählte damals rund 1800 Einwohner.

Wappen

Wappen Klingenbergs

Das Wappen von Klingenberg zeigt heute einen stilisierten goldenen Adler auf rotem Schild.

  • Wappen der Grafen von Neipperg: Ursprünglich führte Klingenberg das Wappen der Grafen von Neipperg (drei Ringe).
  • Wappen des Wolfram von Klingenberg: Auf Vorschlag der Archivkommission im Jahr 1938 nahm der Ort das Wappen des früheren Ortsadels an. Nach der Brackenheimer Oberamtsbeschreibung [4]führt Wolfram von Klingenberg im Jahr 1311 einen stilisierten Adler. In seiner ursprünglichen Form (Wappen von Reinbot von Klingenberg) war zusätzlich zu dem stilisierten Adler noch ein Helm, auf einem Amboss zu sehen.

Kultur- und Baudenkmäler

  • Das Neippergsche Schloss auf dem Bergsporn oberhalb des Neckars geht auf eine mittelalterliche Burg zurück, wurde jedoch vielfach umgebaut und enthält Baubestand aus allen Epochen seiner Nutzung, von einem mittelalterlichen Bruchsteinmauerzug mit Schießscharten über das Gesindehaus aus dem 16. Jahrhundert und die von Louis de Millas nach Bränden von 1858 und 1861 errichteten Wirtschaftsgebäude bis hin zu einer 1950 eingerichteten Kapelle.
  • Die Evangelische Kirche Klingenberg ist eine Pfarrkirche, die im Kern auf eine bereits im 13. Jahrhundert bestehende Kirche zurückgeht. Die Sakristei wurde 1508 ergänzt, das Langhaus wurde 1736 erneuert. Im 19. Jahrhundert erhielt das Langhaus ein Tonnengewölbe und einen nördlichen Anbau. Bei der Kirche befindet sich ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Weltkriege. Die Grünfläche vor der Kirche, auf der sich heute der Fährbrunnen aus dem Jahr 1993 von Markus Daum befindet, zählte einst zum eng bebauten mittelalterlichen Ortskern.
  • Das Wohnhaus Theodor-Heuss-Straße 143 ist ein denkmalgeschütztes Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert.
  • Die Weinberge am nördlichen Ortsrand sind die letzten nicht flurbereinigten Weinberge im Heilbronner Stadtgebiet. Die charakteristische Weinberglandschaft mit Stützmauern und Treppen ist bereits aus dem 17. Jahrhundert bezeugt.
  • An der südwestlichen Markungsgrenze von Klingenberg verläuft ein Teilstück des Württembergischen Landgrabens.

Sport in Klingenberg

  • SSV Klingenberg

Anmerkungen und Quellen

  1. Namensherkunft nach:
    Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1, S. 19
    Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Band I.5 Stadtkreis Heilbronn, Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 218. 
  2. Der entdeckte Frauenschmuck bestand aus zwei Radnadeln und einer Kette mit drei Reihen von Bronzespiralröllchen, mit einer Perle aus Bernstein. Andere Perlen aus Bernstein bereicherten den Frauenschmuck.
  3. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 1: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordwürttemberg
  4. Oberamtsbeschreibung Brackenheim, Klingenberg, Seite 299

Literatur

  • Eugen Knupfer (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen. N. F. 5)
  • Beschreibung des Oberamts Brackenheim. Kohlhammer, Stuttgart 1873
    (Klingenberg gehörte zum Oberamt Brackenheim)
  • Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1901/1903
    (Geschichtsteil Streit Heilbronn bzw. Böckingen mit Klingenberg)

Weblinks


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