Heilanstalt Dösen

Heilanstalt Dösen

Die 1901 als Heilanstalt Dösen in Dösen gegründete psychiatrische Klinik wurde nach dem Ersten Weltkrieg zur Sächsischen Landesanstalt für Psychiatrie. In der Zeit des Nationalsozialismus war sie an der Aktion T4 beteiligt. In der DDR wurde aus ihr das Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie Leipzig-Dösen.

Nach der deutschen Wiedervereinigung fusionierte die Klinik mit einem anderen Krankenhaus und wurde anschließend privatisiert. Der neue Träger Rhön-Klinikum verlagerte das Krankenhaus in einen Neubau im Leipziger Stadtteil Probstheida. Die Klinik nennt sich seither Park-Krankenhaus Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Heilanstalt Dösen

Heilanstalt Dösen 1901

Zwischen 1899 und 1901 wurde die Heilanstalt Dösen durch Otto Wilhelm Scharenberg im Pavillonstil auf der Flur des damals noch selbstständigen Dorfes Dösen gebaut und 1901 eröffnet.[1] Die Klinik zur Behandlung psychisch Kranker und Behinderter übernahm weitgehend die psychiatrische Versorgung von Leipzig.[2] Nach der Eingemeindung von Dösen nach Leipzig und dem Inkrafttreten des Sächsischen Irrenfürsorge-Gesetzes wurde die Heilanstalt im Januar 1913 als Königliche Landesheil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen vom Königreich Sachsen übernommen. Der weltweit bekannteste Psychiatrie-Patient Daniel Paul Schreber[3] starb 1911 in Dösen.

Sächsische Landesanstalt für Psychiatrie

In der Zeit der Weimarer Republik wurde Dösen zur Sächsischen Landesanstalt für Psychiatrie ernannt. Zwischen 1918 und 1928 wurde die Klinik von Hermann Paul Nitsche geleitet.[4] 1933 verlegte man die Kinderabteilung in die Landesanstalt Chemnitz-Altendorf.

Im Oktober 1940 wurde auf Initiative des Pädiaters Werner Catel (Ordinarius für Kinderheilkunde an der Universitätskinderklinik/Städtisches Kinderkrankenhaus Leipzig) im Rahmen der nationalsozialistischen Kindereuthanasieverbrechen eine kinderpsychiatrische Abteilung neu gegründet. In dieser vom Arzt Arthur Mittag geleiteten Abteilung sind zwischen November 1940 und 7. Dezember 1943 (dem Tag der Verlegung der Kinderfachabteilung in die Landesanstalt Großschweidnitz bei Löbau) 551 Kinder und Jugendliche im Rahmen der nationalsozialistischen Aktion T4[5] getötet worden.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Leipziger Krankenhäuser zerstört. Die Chirurgische und die Innere Abteilung des St. Jacob-Hospitals, welches auch dem Krieg zum Opfer fiel, wurden nach Dösen verlegt. Dazu kamen Teile von verschiedenen Universitätskliniken im Rahmen der sogenannten Aktion Brandt, darunter Teile der Universitätskinderklinik, so deren Infektionsstation und Kinderfachabteilung unter Leitung von Hans-Joachim Hartenstein. In Zuge der Aktion Brandt wurden in Dösen 583 Patienten zwangssterilisiert.[6][7] 1941 wurde zur Versorgung von 200 an Fleckfieber erkrankten Zwangsarbeitern eine Isolierstation eingerichtet.[8]

Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie

Am 1. Juli 1946 erhielt Dösen den Klinikstatus. Im Zuge der Bezirksgründung in der DDR ging die Klinik 1952 wieder in den Besitz der Stadt Leipzig über und trug von nun an den Namen Krankenanstalten Leipzig-Dösen. Zwischen 1951 und 1953 war Dietfried Müller-Hegemann ihr Leiter, der spätere Direktor der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik der Universität Leipzig.[9]

Am 1. Juli 1958 wurde aus der Klinik das Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie Leipzig-Dösen des Bezirks Leipzig. In der DDR waren Bezirkskrankenhäuser Kliniken der Schwerpunktversorgung und überwiegend in den 14 Bezirksstädten angesiedelt.

Park-Krankenhaus Leipzig-Dösen

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die Klinik wieder der Stadt Leipzig übergeben und firmierte fortan als Park-Krankenhaus Leipzig-Dösen, Städtisches Krankenhaus für Psychiatrie, Chirurgie und Innere Medizin. 1993 fusionierten die Städtische Klinik für Orthopädie und Rehabilitation Dr. Georg Sacke und das Park-Krankenhaus Leipzig-Dösen zur Städtischen Klinik Leipzig-Südost.

Gegenwart

Park-Krankenhaus Leipzig
Logo
Trägerschaft Rhön-Klinikum
Ort Leipzig
Koordinaten 51° 17′ 30,3″ N, 12° 25′ 39,4″ O51.2917412.427623Koordinaten: 51° 17′ 30,3″ N, 12° 25′ 39,4″ O
Geschäftsführer Martin Jonas
Versorgungsstufe Regelversorgung
Betten 615
Mitarbeiter ca. 900
davon Ärzte 135
Fachgebiete 8
Gründung 1901
Website parkkrankenhaus-leipzig.de

Am 1. Januar 1999 wurde das Park-Krankenhaus Leipzig-Südost privatisiert und von der Rhön-Klinikum AG übernommen. Im Leipziger Stadtteil Probstheida wurde ein Neubau errichtet und die verschiedenen Kliniken auf einem 104 Hektar großen Gelände zusammengeführt. Die Rhön Klinikum AG veräußerte das Gelände in Dösen an eine Immobilien AG aus Arnstadt.[10]

Die somatischen Kliniken sind baulich mit dem Herzzentrum Leipzig (ebenfalls zur Rhön-Klinikum AG gehörend) verbunden. Es gibt die Fachabteilungen:

In unmittelbarer Nähe befinden sich die psychiatrischen Kliniken mit den Fachabteilungen:

Seit Mitte 2009 trägt das Krankenhaus den Namen Park-Krankenhaus Leipzig. Mit 615 voll- und teilstationären Betten ist es ein großes Krankenhaus der Regelversorgung sowie Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig. Ärztlicher Direktor ist derzeit Dierk Scheinert.

Außerdem befinden sich die Soteria Klinik, eine Fachklinik für Suchterkrankungen (Ärztlicher Direktor: Thomas Kallert, gleichzeitig Chefarzt am Park-Krankenhaus)[12], sowie das Medizinische Versorgungszentrum Leipzig (mit drei in der Stadt verteilten Außenstellen, Ärztlicher Leiter: Wolfgang Rothe)[13], beides ebenfalls Einrichtungen der Rhön-Klinikum AG, in unmittelbarer Nähe.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heil- und Pflegeanstalt Leipzig-Dösen Informationen beim Staatsarchiv Sachsen
  2. „Ab nach Dösen. Die Heilanstalt Leipzig-Dösen 1901-1945.“ auf psychiatriemuseum.de
  3. "Zum 100. Todestag von Daniel Paul Schreber"
  4. Volker Klimpel: Ärzte-Tode. Unnatürliches und gewaltsames Ableben in neun Kapiteln und einem biographischen Anhang. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-2769-8 (Volltext in der Google Buchsuche).
  5. Klaus-Dietmar Henke: „Kinder-Euthanasie“ in Sachsen. In: Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): Tödliche Medizin im Nationalsozialismus. Von der Rassenhygiene zum Massenmord. Böhlau, Köln u. a. 2008, ISBN 978-3-412-23206-1, S. 143–148 (Schriften des Deutschen Hygiene-Museums Dresden 7, Volltext in der Google Buchsuche).
  6. Stadt Leipzig: Euthanasieverbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus in Leipzig. Informations-Material für Lehrer und Schüler der 9. und 10. Klassen in Mittelschulen und Gymnasien in Leipzig, 2007, online (PDF-Dokument; 2,4 MB)
  7. Eene meene muh - und raus bist du: Kindereuthanasie in Leipzig: Eine Erinnerung: Schüler auf der Suche nach verblassten Spuren. online (PDF-Dokument; 1 MB)
  8. Thomas Fickenwirth, Birgit Horn, Christian Kurzweg: Fremd- und Zwangsarbeit im Raum Leipzig 1939–1945. Archivalisches Spezialinventar. Herausgegeben von der Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Stadtarchiv. Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-92-1 (Volltext in der Google Buchsuche).
  9. Biografie Prof. Dr. med. Dietfried Müller-Hegemann im catalogus professorum lipsiensis
  10. Leipziger Volkszeitung vom 15. September 2011
  11. Liste der zertifizierten Darmkrebszentren
  12. Homepage der Soteria Klinik
  13. Liste der MVZ-Ärzte

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