Heidentor (Egesheim)

Heidentor (Egesheim)

Das Heidentor ist ein Felsbogen. Es liegt auf der Gemarkung von Egesheim nahe der Grenze zu Bubsheim und Reichenbach (Baden-Württemberg) auf dem Bergrücken Oberburg etwa 925 m ü. NN. Die Oberburg ist eine Fliehburg, die von etwa 1200 v. Chr. bis ins 19. Jahrhundert von der Bevölkerung genutzt wurde. Das Heidentor ist eine bedeutende archäologische Fundstätte für Funde aus der Zeit der Kelten, die insbesondere Ende des 20. Jahrhunderts in Zusammenhang mit Raubgrabungen bekannt wurde.

Des Weiteren wird das Heidentor in esoterischen Kreisen auch als Kraftplatz oder Magic Place bezeichnet, an dem besondere Energien wahrgenommen werden könnten. [1]

Das Heidentor dient in jüngerer Zeit auch als besonderes Ziel beim Geocaching, einer modernen Form der Schnitzeljagd.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Heidentor liegt am Rande des Landkreises Tuttlingen auf dem Heuberg. Es befindet sich nahe der Gemarkungsgrenze zwischen Egesheim, Bubsheim und Reichenbach am Plateaurand des Bergrückens Oberburg in ca. 925 m ü. NN. Es ist nur zu Fuß über einen steilen Pfad erreichbar.

Beschreibung

Der Autor Jürgen Mayer nennt als Jahreszahl für die älteste bekannte Beschreibung 1897.[2] Die Ausmaße des Heidentores werden dort wie folgt angegeben: 20 Fuß hoch, 15 Fuß breit. Jedoch wird das Felstor als Heidenthor bereits wesentlich früher in der Literatur erwähnt, so zum Beispiel im mittlerweile gemeinfreien Werk Volksthümliches aus Schwaben von 1861 [3]

Weitgehend übereinstimmende Beschreibungen geben die Höhe bzw. die Öffnungshöhe des Heidentores mit 6 Meter[2][4], die Öffnungsbreite mit 4 Meter an.[4]

Wiederholt wird auch eine mittlerweile versiegte Heilquelle in der Nähe des Heidentores genannt.[3]

Diese Art Felsbogen sind nicht ungewöhnlich für die Gegend der Südwestalb, so finden sich noch weitere in der Nähe:

Archäologische Funde/ Historische Bedeutung

Anfang der 1990er Jahre wurden am Heidentor durch Raubgräber bedeutende archäologische Funde, Hinterlassenschaften der Kelten, aus der Späthallstatt- und Frühlatenezeit [7] gemacht. Am Steilhang wurden 68 Fibeln und Fibelbruchstücke, 27 Ringe, 7 Tüllenspitzen, zwei Pfeilspitzen bzw. Pfeilbolzen, Bronzeknöpfe, Blechperlen, Bronzezwingen und verschiedene Bruch- und Einzelteile, des Weiteren verschiedener Frauenschmuck wie griechische [8][9] Glasperlen, Haarnadeln, Ringchen und Gürtelschmuck.[7][10]

Nördlich der Alpen gibt es nur zwei vergleichbare Fundorte aus dieser Zeit: Die Brodelquelle bei Bad Pyrmont und die Riesentherme bei Dux (Duchcov, Tschechien) [10] An beiden Orten befinden sich Heilquellen. Insbesondere Bad Pyrmont ist heute als Kurort bekannt.

Da aufgrund der Raubgrabung nur wenig über die Art und Lagerung der ersten Funde bekannt ist, lassen sich heute von den Archäologen nur wenige Rückschlüsse auf die tatsächlichen Vorgänge am Heidentor ziehen. So wird allgemein davon ausgegangen, dass es sich bei den Funden um keltische Opfergaben insbesondere durch Frauen, vielleicht im Zusammenhang mit einem Fruchbarkeitskult handelt. Auch die phallusartigen Nadelfelsen werden teilweise in diesen Zusammenhang mit einbezogen. Des Weiteren soll auf der Oberburg ein Gräberfeld mit überwiegend Frauengräbern gefunden worden sein.[10]

Aufgrund der Funde kann aber davon ausgegangen werden, dass das Heidentor ein überregional bekanntes und bedeutsames Naturheiligtum der Kelten war. Es handelt sich um den ersten in Baden-Württemberg bekannt gewordenen Opferplatz aus frühkeltischer Zeit im 7.-4. Jahrhundert vor Christus. Es ist nicht bekannt, ob es einen kulturellen Zusammenhang zwischen dem Heidentor und dem nahe gelegenen Götzenaltar bei Königsheim gibt.

Raubgrabung

Mit der Raubgrabung am Heidentor beschäftigte sich vom 11. Oktober 2008 bis zum 8. Februar 2009 auch die Ausstellung „Raubgräber - Schatzgräber“ im Museum Biberach. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg wurde auch die Geschichte der Raubgrabung am Heidentor im Jahr 1990, der Weg der Fundstücke über einen Sammler in Düsseldorf an einen Händler aus Trier, der sie dann dem Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart zum Kauf anbietet, aufbereitet. Später erhielt der Sammler eine Geldstrafe, der Händler wird mangels Beweisen freigesprochen, die Funde wurden eingezogen. Über den oder die Raubgräber selbst ist nichts bekannt. Die Ausstellung behandelte auch die Problematik, dass durch die Raubgrabungen die geschichtliche Aussagekraft des Fundplatzes Heidentor weitgehend zerstört wurde und so für die archäologische Forschung auch ein erheblicher immaterieller Schaden entstanden ist. Zur Ausstellung erschien auch ein Begleitbuch.[11]

Erwähnung in der Literatur

Das Heidentor wird sehr oft in einschlägiger Literatur über die Kelten, ihre Religion und ihre Kulte erwähnt.

Weblinks

Quellen

  1. Orgonit & Cloudbuster Forum, „Plattform zur Harmonisierung und Heilung unseres Planeten“
  2. a b Im Schatten der Vergangenheit, Jürgen Mayer, Oertel + Spörer Verlag, Reutlingen, Herbst 2004, ISBN 978-3-88627-270-9, S.9
  3. a b Volksthümliches aus Schwaben, Band 1, von Dr. Anton Birlinger, Herder'sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau, 1861-1862, Abschnitt 210: Das Millbrönnle
  4. a b [1], Informationen für Lehrerinnen und Lehrer zur Ausstellung im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück 6. Mai bis 5. August 2007
  5. Gemeinde Kolbingen, zwischen Himmel und Höhle, Webpage der Gemeinde
  6. Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 1/2007, S.45
  7. a b Landesdenkmalamt BW: Fundberichte aus Baden-Württemberg, Bd. 23, Konrad Theis Verlag, 1999
  8. [2], Südkurier, 24. Januar 2009.
  9. [3], Schwäbische Zeitung, 13. Oktober 2008.
  10. a b c [4], www.heilige-quellen.de.
  11. Frank Brunecker (Hrsg.): Raubgräber - Schatzgräber. Theiss-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2238-8.
48.1234978.842313925

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