Hegewald (Gebiet)

Hegewald (Gebiet)

Hegewald war ein deutsches Siedlungsgebiet zur Zeit des Nationalsozialismus, das planmäßig auf Befehl Heinrich Himmlers im Umfeld von dessen gleichnamigem Hauptquartier Hegewald (in einem Waldstück beim heutigen Militärflugplatz Schytomyr-Oserne gelegen) rund 2 km südlich der ukrainischen Stadt Schytomyr Ende 1942 angelegt wurde.[1]

Lage des Hegewaldes im Reichskommissariat Ukraine

Die Garnison Hegewald umfasste rund 1.000 Mann der SS-Truppen. Der Aufbau wurde durch eine in Hegewald eingerichtete Außenstelle der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi) unter Führung von SS-Obersturmbannführer Erwin Müller geleitet. Angesiedelt wurden hauptsächlich Wolhyniendeutsche aus partisanengefährdeten Gebieten (Kreise Basar, Malyn, Owrutsch und Jemiltschyne). Die Kolonie war ein persönliches Vorzeigeprojekt Heinrich Himmlers. Im März 1943 wurden die letzten Volksdeutschen aus Kiew im Hegewald-Gebiet angesiedelt. Damit erreichte die Bevölkerungszahl des Ansiedlungsgebietes ihren Höchststand mit 10.178 Personen.[2] Es bestand aus 27 Ortschaften längs der Straße Schytomyr-Berdytschiw:[3]

  • Schröbelesberg (Saritschany)
  • Neuheimat (Prjaschiw)
  • Bubenhausen (Wolyzja)
  • Neubiesing (Holowenka)
  • Pfenningstadt (Wyschnewe)
  • Heimkehr (Stawezke)
  • Troja (Trojaniw)
  • Reichstreu (Oserjanka)
  • Preuersdorf (Ruschky)
  • Arbeit (Staryj Solotwyn)
  • Fleiß (Hlyniwzi)
  • Au (Tscherwonyj Stepok)
  • Zehnhub (Werschyna)
  • Neuposen (Kodnja)
  • Altposen (heute Teil von Kodnja - 1 km nordwestlich von Kodnja)
  • Bosfershof (Pawlenkiwka)
  • Wertingen (Wertokyjiwka)
  • Heinrichsfeld (Iwankiwzi)
  • Reinharding (Horodyschtsche)
  • Am Hügel (Luka)
  • Klein Lüneburg (Lyschtschyjina, heute Teil von Lischtschyn)
  • Neu Trudering (Lischtschyn)
  • Mödersdorf (Mlynyschtsche)
  • Tiefenbach (Pisky)
  • Sachsenhard (Skomorochy)
  • Maienfeld (Sinhury)
  • Ichstingen (Myroljubiwka)

Weitere Namensänderungen:

  • Militärflugplatz Hegewald (heute Militärflugplatz Oserne)
  • Bach Hegebach (heute Hujwa)

Rund 15.000 Ukrainer wurden aus dem Gebiet Hegewald deportiert, um Platz für die Ansiedlung zu schaffen. Hegewald war nur einer von zwei im Umfeld von Schytomyr errichteten Siedlungsstützpunkten. Zum Schutz vor den zunehmenden Partisanenangriffen ordnete der regionale Sonderbeauftrage für Umsiedlungsmaßnahmen des Rasse- und Siedlungshauptamtes (RuSHA) der SS, Theo Henschel, Anfang 1943 die Anlage einer weiteren Siedlungskolonie mit Namen Försterstadt (heute Tschernjachiw, nördlich von Schytomyr gelegen) an. In dieser wurden rund 9.000 Volksdeutsche angesiedelt. Am 4. Februar 1944 wurde das Gebiet um Schytomyr von der Roten Armee eingenommen. Erst kurz vorher erfolgte die Evakuierung der Volksdeutschen in Auffanglager im Wartheland. Der Siedlungsstützpunkt Hegewald gilt neben Zamosch als eines der Gebiete, in denen Elemente des Generalplans Ost umgesetzt wurden.[4]

Literatur

  • Wendy Lower: NAZI-Empire building and the Holocaust in the Ukraine. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2005

Quellen

  1. Wendy Lower: NAZI-Empire building and the Holocaust in the Ukraine. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2005, S. 162-164.
  2. Wendy Lower: NAZI-Empire building and the Holocaust in the Ukraine. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2005, S. 177.
  3. Bundesarchiv Koblenz R/69/215.
  4. Wendy Lower: NAZI-Empire building and the Holocaust in the Ukraine. University of North Carolina Press, Chapel Hill 2005, S. 162-179.

Weblinks


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