Hauptverwaltung Ausbildung

Hauptverwaltung Ausbildung

Die Hauptverwaltung Ausbildung (kurz: HVA) war in der DDR neben der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei (HVDVP), der Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft und der Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) eine der tragenden Säulen des Ministerium des Inneren (MdI), welches als exekutives Organ im Oktober 1949 aus der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI) gebildet wurde. Als Kaderschmiede der künftigen Streitmächte der DDR verkörperte die Hauptverwaltung Ausbildung als Nachfolger der Verwaltung für Schulung den militärisch orientierten Teil des Ministeriums. Mit der Zugehörigkeit zum MdI und dem damit suggerierten Eindruck einer Behörde mit Polizeicharakter wurde der „verdeckten Aufrüstungspolitik“ innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone Rechnung getragen, um den im Sommer 1945 beim Potsdamer Abkommen verabschiedeten Beschluss zur Demilitarisierung Deutschlands nicht öffentlich zu verletzen.

Zur Schaffung kasernierter Polizeistrukturen wurden ab Herbst 1949 zehntausende Volkspolizei-Angehörige in den Schulen und Bereitschaften der HVA ausgebildet. Sämtliche Vorgaben hinsichtlich der Struktur, des Personals, der Dislozierung und des Ausbildungsinhalts wurden dabei direkt von der sowjetischen Staats- und Parteiführung (bzw. indirekt über die Sowjetische Kontrollkommission) festgelegt. Zur Beratung und gleichzeitiger Überwachung wurden Offiziere der Streitkräfte der UdSSR als Beobachter eingesetzt, die zudem die Zuteilung der Munition aus sowjetischen Beständen sowie die Genehmigung von Übungsschießen verantworteten. So durfte die Ausbildung an schweren Waffen nur nachts bzw. an abgelegenen Übungsplätzen erfolgen, da dessen Besitz aufgrund von alliierten Kontrollratsbeschlüssen nicht erlaubt war. Um die militärische Oberhoheit der UdSSR über die SBZ nicht zu gefährden, wurde den HVA-Einheiten nur ein begrenzter Waffenbestand zugestanden, der einer angemessenen Ausbildung als ausreichend erschien. Das künftige Führungspersonal hatte zudem geheime Lehrgänge in der Sowjetunion zu absolvieren und wurde unter Maßgabe der Sicherung des SED-Führungsanspruchs zusammengestellt. So waren im Februar 1950 knapp die Hälfte der HVA-Offiziere Mitglied in der Partei, 1951 erhöhte sich die Quote auf 60 Prozent.

Nach Beendigung der ersten Phase des Streitkräfteaufbaus erteilte Moskau der SED-Führung Anfang April 1952 den Befehl zur Schaffung einer regulären Armee. Die mittlerweile 52.000 Mann umfassenden Einheiten der HVA wurden daraufhin zum 1. Juli 1952 in die Kasernierte Volkspolizei umgewandelt, um mittels personeller und materieller Aufstockung in der Folgezeit zu einer einsatzfähigen Truppe heranzuwachsen.

Literatur

  • Torsten Diedrich; Rüdiger Wenzke: Die getarnte Armee - Geschichte der Kasernierten Volkspolizei der DDR 1952-1956; Christoph Links Verlag, Berlin 2003; ISBN 3-86153-242-5
  • Daniel Giese: Die SED und ihre Armee - Die NVA zwischen Politisierung und Professionalismus 1956-1965; Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München 2001, ISBN 3-486-64585-4

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hauptverwaltung Aufklärung — Wappen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR Die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA, MfS intern HV A) war der Auslandsnachrichtendienst der DDR und gehörte zum Ministerium für Staatssicherheit. Durch die Auflösung des MfS 1990 und die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hauptverwaltung Seepolizei — Als Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) wurde ein im Juni 1950 mit Unterstützung sowjetischer Offiziere beim Ministerium des Innern der DDR geschaffenes bewaffnetes Organ bezeichnet, das den Sicherheitsinteressen der DDR an der Seegrenze und in den… …   Deutsch Wikipedia

  • Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten — Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten wurde am 1. Juli 2007 im Rahmen einer Organisationsänderung aus dem Institut für Aus und Fortbildung der Polizei Nordrhein Westfalen (IAF NRW), einer Einrichtung der Polizei… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Heitsch — (* 10. September 1916 in Neusalza Spremberg/OL; † 31. März 1986 in Dresden) war Berufsoffizier der Kasernierten Volkspolizei (KVP) und der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR, letzter Dienstgrad Generalleutnant, mit den akademischen Graden Diplom …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz Hoffmann (Politiker) — Heinz Hoffmann Heinz Hoffmann (* 28. November 1910 in Mannheim; † 2. Dezember 1985 in Strausberg, eigentlich Karl Heinz Hoffmann) war Minister für Nationale Verteidigung im Ministerrat der …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz Hoffmann (General) — Heinz Hoffmann (1982) Heinz Hoffmann (* 28. November 1910 in Mannheim; † 2. Dezember 1985 in Strausberg, eigentlich Karl Heinz Hoffmann) war Armeegeneral, Mitglied des Ministerrats der DD …   Deutsch Wikipedia

  • Nationale Volksarmee — Nationale Volksarmee …   Deutsch Wikipedia

  • Himmeroder Denkschrift — Die Abteikirche des Klosters Himmerod Die Himmeroder Denkschrift ist eine Denkschrift zur Frage einer deutschen Wiederbewaffnung, die im Oktober 1950 im Kloster Himmerod entstand. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Abkürzungen (DDR) — Die Liste DDR typischer Abkürzungen, die sich als alphabetische Sammlung versteht, enthält gemischte Begriffe, die aus Abkürzungen staatlicher und nichtstaatlicher Institutionen, Dingen des Alltags, und aus allen gesellschaftlichen Bereichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der DDR. Aufbau des Sozialismus 1949-1961 — Die jüngste Abgeordnete der Volkskammer, Margot Feist, beglückwünscht Wilhelm Pieck zu seiner Wahl als Staatspräsident. Geschichte der DDR (1949–1960) ergänzt den Hauptartikel Geschichte der DDR um eine Chronologie der Ereignisse der ersten Jahre …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”