Caspar Anton von Belderbusch

Caspar Anton von Belderbusch
Caspar Anton von Belderbusch (Portrait im Stadtmuseum Bonn)

Caspar Anton von der Heyden genannt Belderbusch (* 5. Januar 1722 in Montzen; † 2. Januar 1784 auf Schloss Miel bei Bonn) war Deutschordensritter[1] und Premierminister in Kurköln.

Leben

Er wurde wohl auf Burg Streversdorp geboren und in der dortigen Burgkapelle getauft und war das dritte von fünf Kindern. Gemeinsam mit seinem ältesten Bruder, Maximilian Wilhelm, besuchte er von 1732 bis 1734 das Jesuitengymnasium in Aachen, wo er zu den besten Schülern gehörte. Zeitlebens stand er dem Orden der Jesuiten kontrovers gegenüber. Ein weiterer Bruder war Johann Ernst Theodor von Belderbusch.

Bereits bei Abschluss der Schule stand fest, dass er in den Deutschen Orden eintreten solle. Daher war er von 1734 bis 1746 Page am Bonner Hof des Kölner Erzbischofs Clemens August I. von Bayern, der zugleich Hochmeister des Deutschen Ordens war. Dies sollte dem zukünftigen Ritter standesgemäße Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln. Da seine Dienste nicht sehr zeitraubend waren, beendete er nebenbei seine schulische Ausbildung und besuchte anschließend philosophische und juristische Vorlesungen.

Im Jahre 1740 bewarb er sich um die Aufnahme in den Deutschen Orden. Hierbei stieß er auf erhebliche Widerstände, denen auch zwei Schreiben des Hochmeisters an den Landkomtur von Alden Biesen, Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim, nicht abhelfen konnten. Nun besuchte er auf Kosten des Kölner Erzbischofs die Universität Löwen, an der er am 28. April 1741 den Abschluss eines Lizentiaten beider Rechte erwarb. Der Erzbischof, bei dem er sich offensichtlich beliebt gemacht hatte und der sich ständig um seine Aufnahme in den Orden bemühte, ernannte ihn 1745 zum Kämmerer (mit 400 Reichsthalern Jahresgehalt) und Cornet seiner Leibwache.

Da die Ordensregierung dem andauernden Druck des Hochmeisters nicht standhalten konnte, gewährte sie Belderbusch 1748 die Aufnahme in den Orden, sodass er Ende März 1748 sein Noviziat, abweichend von der Ordensregel, am Bonner Hof beginnen konnte und schließlich von Clemens August am 13. April 1749 in der Paderborner Jesuitenkirche zum Ritter geschlagen wurde. Noch 1749 wurde er Komtur in Ramersdorf, 1751 in Ordingen, 1758 in St. Gilles und von 1762 bis 1766 in Gruitrode.

Belderbusch, der auch Reisebegleiter seines Erzbischofs und Hochmeisters war, wurde am 17. August 1755 von diesem zum Kurkölnischen Hofkammerpräsidenten und Oberbaukommissar ernannt, hinzu kam am 10. September 1755 die Erhebung zum Geheimen Rat.

Weil Belderbusch für seinen Kurfürsten und Hochmeister immer neue Finanzquellen auftat, gelang ihm im Orden eine rasche Karriere, was für ihn selbst zu steigenden Einnahmen und, auf Druck des Hochmeisters, am 15. Dezember 1757 zu seiner Wahl zum Koadjutor des Landkomturs von Alden Biesen führte. Dieses Amt übernahm er nach dem Tod des Amtsinhabers am 27. November 1766 dann selbst.

Als Erzbischof Clemens August am 6. Februar 1761 verstarb, wählte das Kölner Domkapitel seinen Domdechanten, Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, zum neuen Erzbischof. Dieser, politisch uninteressiert, ernannte Belderbusch bereits am 9. Mai 1761 zum Hofkammerpräsidenten. Dieser hatte wohl auch kaum eine andere Chance, denn Belderbusch war der einzige Finanzkenner des Kurstaates und wusste dieses auch zukünftig für sich zu nützen. Nach und nach zog er jedes Ressort an sich. So wurde er am 19. September 1766 zum Geheimen Konferenzminister und vereinigte mit dem Tode des Premierministers Franz Christoph Anton von Hohenzollern-Sigmaringen faktisch alle Regierungsfunktionen in seiner Hand, wozu 1768 auch noch die Ernennung zum ständigen Beauftragten auf den Landtagen im Erzstift und Westfalen kam.

In den folgenden Jahren gelang ihm nicht nur eine Konsolidierung der Staatsfinanzen und die Wahl des Erzbischofs zum Bischof von Münster, sondern auch eine zunehmende Modernisierung des Staates. Auch die Gründung der Universität Bonn ist weitgehend sein Verdienst. Hierbei kam es jedoch zu einem Konflikt mit dem neuen Hochmeister, der ihn am 18. August 1773 aufforderte, in seine Kommende zurückzukehren. Auf diese Weise versuchte der Kaiser, dessen Bruder Hochmeister war, sich seines politischen Rivalen zu entledigen. Für Belderbusch hätte dies ein Ende seiner Karriere bedeutet, wenn nicht der Kölner Erzbischof am 30. August 1773 den Hochmeister gebeten hätte ihn zu belassen, da er auf seine Fähigkeiten angewiesen sei.

Das Verhältnis zum Hochmeister muss sich bereits kurz darauf gebessert haben, denn dieser bemühte sich am 8. April 1774 ihm den Titel eines Kaiserlichen Geheimen Rates zu verschaffen. Offensichtlich war Belderbusch bereits zu diesem Zeitpunkt auf die Bahnen der kaiserlichen Politik eingeschwenkt, so dass er den Titel auch tatsächlich 1776 erhielt. Im Mai 1775 unterbreitete er dem Kaiser den Vorschlag, dass einer seiner Söhne sich um die Würde des Erzbischofs von Köln bemühen solle. Er, Belderbusch, würde hierfür den politischen Boden bereiten. Tatsächlich wurde dann der jüngste Sohn Maria Theresias, Maximilian Franz von Österreich, 1780 durch das Kölner Domkapitel zum Koadjutor gewählt. Dies brachte dem kleinen Freiherren und seinen drei Neffen am 2. Februar 1782 die lang ersehnte Reichsgrafenwürde ein.

Seit Mitte 1760er Jahre hatte Belderbusch eine Beziehung mit der Äbtissin des Vilicher Damenstiftes, Caroline von Satzenhofen (geb. 1728). Nicht nur mit dieser Beziehung ging er sehr diskret um, auch in seinem Bemühen um den Erwerb von Grundbesitz, welches er im Interesse einer Familienpolitik betrieb. Hierbei konnte er jedoch auch hart mit seinen Angehörigen umgehen, wenn sie nicht gerade nach seinen Vorstellungen und Wünschen handelten, was er mit der Entfernung seines Neffen Carl Leopold vom Bonner Hof bewies.

Belderbusch selbst war ein verlässlicher Mann, der gewohnt war, dass auch dem geringsten seiner Hinweise unbedingt Folge geleistet wurde. Die Möglichkeit eines Zuwiderhandelns stand für ihn nicht zur Debatte und eventuelle Schwierigkeiten wünschte er sofort zu bereinigen. Aufkommenden Unmut oder Resignation verstand der befehlsgewohnte Premierminister durch seine Erfahrung mit Menschen stets zu beseitigen. Ehrgeiz, ein erhebliches Maß an Rücksichtslosigkeit und die Verwendung von Zuckerbrot und Peitsche wusste er einzusetzen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutscher Orden, Aufgerufen 8. Juni 2011

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