Hans Schwarz van Berk

Hans Schwarz van Berk

Hans Schwarz van Berk (Pseudonym: Hans Hansen[1]; * 7. August 1902 in Wermelskirchen; † 1973 in Göttingen) war ein deutscher Journalist und Nationalsozialist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Als junger Mann begann Schwarz van Berk sich in Kreisen der extremen politischen Rechten zu engagieren: 1920 wurde er Mitglied eines Freikorps (Brigade Ehrhardt?). Später schloss er sich dem Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten an und 1930 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 312.753) und wurde auch Mitglied der SS[2] . Im selben Jahr wurde er Chefredakteur der Stettiner Zeitung.

Um 1931 kam Schwarz van Berk, den Jäckel als „jung, dynamisch [und] intelligent“ charakterisiert[3] in den Umkreis des NS-Propagandachefs Joseph Goebbels, als dessen Mitarbeiter er in den folgenden Jahren zu einem Starjournalisten der NS-Presse wurde: 1932 gründete er die Pommersche Zeitung und 1935 übernahm er als Nachfolger von Karoly Kampmann den Posten des Hauptschriftleiters (Chefredakteur) der Zeitung Der Angriff.

1935 wurde ein Parteigerichtsverfahren wegen parteischädigendem Verhaltens gegen Schwarz van Berk eingeleitet, weil er 1934 in das Gästebuch des Berliner Kabaretts Die Katakombe die Worte geschrieben hatte „Gefährlich oder ungefährlich - weitermachen“. Auf Intervention von Goebbels kam er jedoch mit einem Verweis davon.

1937 trat Schwarz van Berk eine auf vier Jahre angelegte Weltreise an, die ihn unter anderem durch Indien und Australien führte, bevor er sie 1939 aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs vorzeitig abbrechen musste.

Anfang Dezember 1939 gründete Schwarz van Berk auf Anordnung von Goebbels ein eigenes Büro, das der Abteilung Auslandspresse angeschlossen war.[4] Zweck des Büros war die gezielte Desinformation der alliierten Kriegsgegner. In seinem Tagebucheintrag vom 6. Januar 1942 charakterisierte Goebbels Schwarz van Berks Kriegspropaganda wie folgt:

"Schwarz van Berk arbeitet zum großen Teil mit getarnten Artikeln, die in ausländischen, zum Teil auch feindlichen Zeitungen erscheinen. Sie enthalten neben einigem Negativen, das zur Wahrung des Gesichts geschrieben werden muss, eine Unmenge von positiven Elementen. Auf diese Weise haben wir sehr viel Material in die ausländische, zum Teil in die deutschfeindliche, ja sogar in die englische Presse lanciert, ohne dass man sich dort klar darüber war, woher das Material kam."[5]

Seit 1943 war Schwarz van Berk einer der eifrigsten Vertreter der „Wunderwaffen“-Propaganda in der NS-Presse, die der immer pessimistischer gestimmten Bevölkerung neue Hoffnung auf einen deutschen Kriegssieg geben sollte. Der 1944 aufgekommene Begriff der V-Waffe wurde angeblich von ihm geprägt.[6]

Beiträge von Schwarz van Berk wurden wiederholt in der Wochenzeitung "Das Reich" veröffentlicht.

Im März oder April 1945 setzte Schwarz van Berk sich aus Berlin nach Westdeutschland ab. Nach Kriegsende arbeitete er als Vertreter und in der Werbebranche. Über seine Entnazifizierung ist nichts bekannt.

Schwarz van Berks Nachlass wird heute im Bundesarchiv Koblenz aufbewahrt.

Schriften

  • „Rote Armee an der Ruhr“, in: Ernst Jünger (Hrsg.): Der Kampf um das Reich, S. 203-218.
  • Preußentum und Nationalsozialismus. 7 Briefe an einen preußischen Junker, 1932.
  • Die sozialistische Auslese, 1934.
  • Die Stunde diktiert, 1935.
  • Die Jugend und das Recht, 1938. (mit Hans Frank und Gottfried Neeße)
  • Der Angriff. Aufsätze aus der Kampfzeit, 1942. (zusammen mit Joseph Goebbels)
  • „Feuerzeichen Stalingrad“, in: Das Reich Nr. 5 vom 31. Januar 1943.
  • De uanede følger. Bombekrigens Overvindelse -- og Gengældelsen, 1944.
  • Noch leuchten die Bilder. Schicksale und Abenteuer von Meisterwerken der Kunst, Berlin 1969. (zusammen mit Hans Diebow unter dem Pseudonym H. H. Pars)

Literatur

  • Willi A. Boelcke (Hrsg.): Kriegspropaganda 1939-1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium. Stuttgart 1966, S. 110-114.
  • Norbert Frei/Johannes Schmitz: Journalismus im Dritten Reich. München 1989, 3. überarbeitete Auflage 1999, S. 168-173.
  • Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin 2010, insbesondere S. 98-111.

Einzelnachweise

  1. Uwe Backes: Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart, 2003, S. 58.
  2. Willi A. Boelcke (Hrsg.): Kriegspropaganda 1939-1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium. Stuttgart 1966, S. 111
  3. Hartmut Jäckel: Menschen in Berlin. Das letzte Telefonbuch der alten Reichshauptstadt 1941, Stuttgart 2000, S. 41.
  4. Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin 2010, S. 100.
  5. zitiert nach: Eva Züchner: Der verschwundene Journalist, S. 101.
  6. Reuth: Goebbels, 1990, S.716.

Weblinks


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