Hans Gamper (Fussballspieler)

Hans Gamper (Fussballspieler)
Hans Gamper im Jahr 1910

Hans-Max „Joan“ Gamper Haessig (* 22. November 1877 in Winterthur; † 30. Juli 1930 in Barcelona) war ein Schweizer Fussballspieler, Fußballfunktionär und Gründer des FC Barcelona.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nachdem seine Mutter an Tuberkulose gestorben war, zog die Familie in die Heimatstadt des Vaters, Zürich. Die schwierige familiäre Situation brachte Hans Gamper zum Sport.

Gamper fühlte sich in jeder Sportart wohl. So gewann er Radfahrwettbewerbe ebenso wie Rennen in der Leichtathletik. Er spielte Rugby, Tennis, Golf und Fussball. Fussball war auch der Sport, der ihn besonders begeisterte. Hans Gamper spielte von 1896 bis 1898 beim FC Zürich.

Im Oktober 1898 zog er nach Barcelona. Als Buchhalter fand er Arbeit bei Crédit Lyonnais, der Sarria Eisenbahngesellschaft als Chefbuchhalter[1] und als Sportkolumnist. Ferner arbeitete er für zwei schweizerische Zeitungen und half, die Zeitschrift Los Deportes zu veröffentlichen. Er war aber auch im Zucker- und Kaffeehandel tätig. Er schloss sich der lokalen schweizerischen evangelischen Kirche an und begann, im Bezirk von Sarri à-Sant Gervasi mit anderen Protestanten aus der Gemeinde Fussball zu spielen.

Nach etwa einem Jahr hatte er die Idee, einen eigenen Fussballklub zu gründen und suchte über eine Zeitungsanzeige nach Interessierten. Schliesslich wurde der Verein von 36 - ausschliesslich protestantischen - Mitgliedern gegründet und der Name FC Barcelona gewählt. Hans Gamper führte auch die Vereinsfarben Blau und Rot ein, jedoch ist umstritten, ob er die Farbgebung von seinem Stammverein FC Excelsior Zürich (bei dem er selber spielte) übernahm oder von den Farben des FC Basel inspiriert worden ist.[2]

Hans Gamper wurde erster Kapitän des FC Barçelona, für den er zwischen 1899 und 1903 120 Tore in 51 Spielen schoss.[3][4] Er war einer der besten Fussballspieler seiner Zeit und hält beim FC Barcelona bis heute den Rekord für die meiste Tore in einem Spiel.[4] Gleich in drei Spielen zwischen 1901 und 1903 erzielte er jeweils neun Tore.[5]

Da die damalige spanische Verfassung nur den Katholizismus als Religion erlaubte, mussten viele Spieler den Verein verlassen, darunter auch Hans Gamper. Gamper fühlte sich auch den Freimaurern verbunden. Erst 1908 konnte er zum FC Barcelona zurückkehren und wurde zum Präsidenten gewählt[6]. Einer der Gründe war wohl die Heirat mit einer streng katholischen Schweizerin.

Gamper nahm den Ruf als Vereinsvorstand an. Nach 322 Tagen als Vorsitzender trat er aus beruflichen Gründen zurück[7]. Gamper erreichte die finanzielle Rettung des Clubs und initiierte den Bau des ersten eigenen Stadions.[7] Aber Gamper vergass nicht, für seine Ziele auch gegen den Widerstand der Autoritäten zu kämpfen, und wurde aufgrund dessen immer wieder angeklagt.

Am 14. Juni 1925 wurde ein Freundschaftsspiel zu Ehren des katalanischen Volkschores Orfeó Català organisiert. 14.000 Zuschauer buhten während der spanischen Nationalhymne und applaudierten der britischen Hymne. Gamper wurde wegen Unterstützung des „Katalanismus“ für drei Monate des Landes verwiesen, der Sportplatz wurde für ein halbes Jahr geschlossen. Darüber hinaus wurde Gamper jeglicher Kontakt mit dem FC Barcelona verboten, was ihn schwer traf, da er sein Lebenswerk als zerstört ansah.[8]

In Folge der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren verlor Gamper all sein Geld. Von Depressionen geplagt, erschoss er sich am 30. Juli 1930 in seinem Haus in der Carrer de Girona Nr. 4 in Barcelona. Tausende folgten dem Trauerzug.

Sonstiges

Zu Ehren Gampers organisiert der FC Barcelona jedes Jahr ein Turnier um die Joan-Gamper-Trophäe.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dietrich Schulze- Marmeling, Barça oder Die Kunst des schönen Spiels, Verlag Die Werkstatt GmbH, Göttingen 2010, Seite 21
  2. Basler Zeitung über den Mythos der rot-blauen Farbgebung
  3. Dietrich Schulze- Marmeling, Barça oder Die Kunst des schönen Spiels, Verlag Die Werkstatt GmbH, Göttingen 2010; Seite 26
  4. a b FCBarcelona.cat: JOAN GAMPER
  5. FCBarcelona.cat: FC Barcelona Records
  6. Dietrich Schulze- Marmeling, Barça oder Die Kunst des schönen Spiels, Verlag Die Werkstatt GmbH, Göttingen 2010, Seite 30
  7. a b Dietrich Schulze- Marmeling, Barça oder Die Kunst des schönen Spiels, Verlag Die Werkstatt GmbH, Göttingen 2010, Seite 31
  8. Dietrich Schulze- Marmeling, Barça oder Die Kunst des schönen Spiels, Verlag Die Werkstatt GmbH, Göttingen 2010, Seite 41

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