Hans Eideneier

Hans Eideneier

Hans Eideneier (* 21. Mai 1937 in Stuttgart) ist ein deutscher Byzantinist, Neogräzist, literarischer Übersetzer und war von 1994 bis 2002 Professor für byzantinische und neugriechische Philologie an der Universität Hamburg.

Leben und Werk

Eideneier studierte Klassische Philologie und Byzantinistik und wurde 1966 in München mit einer Dissertation über sogenannte christliche Tabuwörter im Griechischen promoviert (Eideneier widerlegt die These, nach welcher die altgriechischen Wörter ἄρτος, οἶνος, ἰχθύς und ὕδωρ aufgrund ihrer christlichen Bedeutung im späteren Griechisch durch die entsprechenden Wörter ψωμί(ον), κρασί(ν), (ὀ)ψάρι(ον) und νερό(ν) ersetzt worden sein sollen) und 1974 in Köln mit einer textkritischen Edition samt Kommentar zu dem satirischen Gedicht über den Typus des Bartlosen, den Spanos, habilitiert. In der Folge hatte er zunächst eine Professur für byzantinische und neugriechische Philologie an der Universität Köln inne, bevor er 1994 an die Universität Hamburg berufen wurde, an welcher er bis zu seiner Emeritierung 2002 tätig war. Er beschäftigt sich wissenschaftlich hauptsächlich mit den Anfängen der volkssprachlichen neugriechischen Literatur in byzantinischer und nachbyzantinischer Zeit und ist Herausgeber der Reihe Neograeca Medii Aevi.

Der 1982 gegründete Romiosini Verlag, in dem diese Reihe wie zahlreiche seiner Veröffentlichungen erschienen sind, wird von seiner Frau Niki Eideneier-Anastassiadi betrieben. Mit ihr zusammen hat er auch ein vielbenutztes Sprachlehrwerk für die neugriechische Sprache verfasst.

Eideneier war zudem von 1983 bis 2008 Vorsitzender der Πολιτιστική Ομάδα Πρωτοβουλίας — Initiativgruppe Griechische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland e. V.[1]

Für seine Verdienste um die byzantinische und neugriechische Literatur und Kultur wurde Eideneier im Jahr 2005 mit einer Ehrenprofessur der Aristoteles-Universität Thessaloniki und mit der Ehrenmedaille der Stiftung für griechische Kultur, Berlin, geehrt.[2]

Einzelnachweise

  1. Siehe bogdanou.com, April 2008 [1] (PDF), sowie [2], Mai 2010
  2. Siehe das-kulturforum.de, Juni 2005 [3] (PDF)

Veröffentlichungen

Texteditionen und -kommentare

  • Spanos. Eine byzantinische Satire in der Form einer Parodie. Einleitung, kritischer Text, Kommentar und Glossar (Supplementa Byzantina, Texte und Untersuchungen 5), Berlin/New York 1977 (Habilitationsschrift), ISBN 3-110-06606-8; Google Bücher [4]; griechische Ausgabe: Athen 1990
  • Ptochoprodromos. Einführung, kritische Ausgabe, deutsche Übersetzung, Glossar. Von Hans Eideneier. Köln 1991 (Neograeca Medii Aevi V), ISBN 978-3-92372-894-7
  • Krasopateras. Kritische Ausgabe der Versionen des 16.-18. Jahrhunderts. Besorgt von Hans Eideneier. Köln 1988 (Neograeca Medii Aevi III), ISBN 978-3-92372-892-3

Monographien

  • Zur mittelalterlichen Vorgeschichte der neugriechischen Diglossie. Hamburg: Sonderforschungsbereich 538 Mehrsprachigkeit 2000
  • Von Rhapsodie zu Rap. Tübingen: Gunter Narr Verlag 1999, ISBN 3-823-35202-4, Rezension von: Martin Hinterberger, in: Göttingische gelehrte Anzeigen 255, 2003, 234-241, Google Bücher: [5]; griechische Ausgabe: 2004
  • Ärmellos in Griechenland. Griechisch-Deutsche Sprachfindigkeiten, Köln: Romiosini 2009, ISBN 3-929889-86-2
  • Sprachvergleich Griechisch - Deutsch (Teil Phonetik von Hans Ruge), Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann 1976, 2. Aufl. 1979, ISBN 3-590-14609-5
  • Neu-Griechisch wie es nicht im Wörterbuch steht. Scheffler 1978, ISBN 3-797-30035-2; 6. Aufl., Bergisch Gladbach: Lübbe 1996 (Bastei-Lübbe-Taschenbuch, Bd. 63072), ISBN 3-404-63072-6
  • Sogenannte christliche Tabuwörter im Griechischen. München: Institut für Byzantinistik und Neugriechische Philologie der Universität 1966 (Miscellanea Byzantina Monacensia, 5), zugleich Dissertation München 1966; Anzeige von Henry Chadwick, in: Classical Review n.s. 19 (1969) 110 [6]
  • Neugriechisch für Humanisten. München: Verlag Ernst Heimeran 1965, 2. Aufl. 1969

Herausgeberschaften

  • Neograeca Medii Aevi. Köln: Romiosini Verlag 1987ff.
  • (Hg., mit Niki Eideneier): Thessaloniki. Bilder einer Stadt. Köln 1992
  • (Hg.): Graeca Recentiora in Germania. Deutsch–griechische Kulturbeziehungen vom 15. bis 19. Jahrhundert (Wolfenbütteler Forschungen, 59), Wiesbaden: Harrassowitz 1994, ISBN 3-447-03632-X

Artikel

  • Tou Ptochoprodromou. In: Martin Hinterberger, Elisabeth Schiffer (Hgg.): Byzantinische Sprachkunst: Studien zur byzantinischen Literatur gewidmet Wolfram Hörandner zum 65. Geburtstag. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2007, Ss. 55-76 (Byzantinisches Archiv, Bd. 20), ISBN 3-110-19501-1, online
  • Neugriechisch in Deutschland (Von der Zweisamkeit der deutschen Neogräzistik). In: Folia Neohellenica (Amsterdam) 9, 1999, 164-189
  • Ist der Diaskevast ein sprechsingender Schreiber?. In: Lesarten. Festschrift für Athanasios Kambylis. Berlin-New York 1998, 240-247, online
  • Η πεζογραφία της βενετοκρατούμενης Κρήτης. In: Cretan Studies 6 (1998) 335-344
  • Byzantinische volkssprachliche Schriftkoine und mündliche Überlieferung. In: Μαντατοφόρος 33 (1991) 7-10
  • Ptochoprodromos’ Tafelfreud und Tafelleid. In: Günter Prinzing, Dieter Simon (Hgg.): Fest und Alltag in Byzanz. München: C.H.Beck 1990, S. 77-90, ISBN 3-406-34326-0, online
  • KAI als Auftakt zur (rhythmischen) Phrase. Zur verbalisierten Pausenmarkierung im Mittel- und Neugriechischen. In: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 39 (1989) 179-200
  • Sinnvolles Verhören im Ptochoprodromos III. In: Ελληνικά (Thessaloniki) Bd. 36 (1985), S. 78-101, online (PDF)
  • Leser- oder Hörerkreis? Zur Byzantinischen Dichtung in der Volkssprache. In: Ελληνικά (Thessaloniki) Bd. 34, 1982-83, 119-150
  • Ein byzantinisches Kalendergedicht in der Volkssprache. In: Ελληνικά (Thessaloniki) Bd. 31.2, 368-419, online (PDF)

Sprachlehrwerk

  • Hans und Niki Eideneier: Neugriechisch ist gar nicht so schwer
    • Teil 1. Ein Lehrgang mit vielen Liedern, Illustrationen, Fotos sowie Karikaturen von Kostas Mitropulos. 5., verbesserte Auflage, Wiesbaden: L. Reichert 1993, ISBN 3-88226-595-7 (Lösungsschlüssel, Sprech- und Musikkassette sind verfügbar)
    • Teil 2. Ein Lehrgang mit vielen Liedern, Illustrationen, Fotos sowie Karikaturen von Kostas Mitropulos. Wiesbaden: L. Reichert 1991, ISBN 978-3-88226-510-1 (Lösungsschlüssel, Sprech- und Musikkassette sind verfügbar)
    • Teil 3: 100 Texte von leicht bis schwer. Wiesbaden: L. Reichert 1998, ISBN 978-3-89500-080-5
    • Grundwortschatz. Grundgrammatik. Wiesbaden: L. Reichert 1986, ISBN 978-3-88226-284-1

Übersetzungen aus dem Neugriechischen

  • Odysseas Elytis: Lieder der Liebe. Neugriechisch und deutsch. Mit acht Collagen des Autors. Suhrkamp, Frankfurt a.M., 1981 (Bibliothek Suhrkamp, 745).
  • Alexandros Kotzias: Jaguar. Köln 1991.

Literatur

  • David Holton, Tina Lendari, Ulrich Moennig, Peter Vejleskov (Hrsg.): Copyists, Collectors, Redactors and Editors: Manuscripts and Editions of Late Byzantine and Early Modern Greek Literature. Papers given at a Conference held at the Danish Institute at Athens, 23‐26 May 2002, in honour of Hans Eideneier and Arnold van Gemert. Πανεπιστημιακές Εκδόσεις Κρήτης, Herakleion 2005, 251‐273.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eideneier — ist der Name folgender Personen: Hans Eideneier (* 1937), deutscher Byzantinist und Neogräzist Niki Eideneier Anastassiadi (* 1940), deutsch griechische Übersetzerin und Verlegerin Diese Seite ist eine Begriffsklärung zu …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Peter Drögemüller — (in neugriechischer Transkription: Ιωάννης Πέτρος Ντρεγκεμήλερ; * 10. März 1932 in Hamburg) ist ein deutscher Altphilologe und Gymnasiallehrer. Nach dem Studium der Klassischen Philologie wurde Drögemüller 1956 an der Universität Hamburg mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Niki Eideneier-Anastassiadi — Niki Eideneier (auch: Eideneier Anastassiadi) Νίκη Αΐντεναερ Αναστασιάδη (* 28. Oktober 1940 in Kilkis, Griechenland) ist eine deutsch griechische Neogräzistin, literarische Übersetzerin und Verlegerin. Sie ist die Frau des Byzantinisten und… …   Deutsch Wikipedia

  • Neugriechische Sprache — Neugriechisch Gesprochen in Griechenland, Zypern, Albanien, Mazedonien, Türkei, Bulgarien, in isolierten Sprachinseln in Süditalien (Kalabrien und Apulien) und überall dort, wohin Griechen und griechische Zyprer ausgewandert sind (USA, Australien …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Moennig — (* 1961 in Wesel) ist ein deutscher Byzantinist und Neogräzist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schwerpunkte 3 Schriften 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klassischen Philologen an der Universität Hamburg — Die Liste der klassischen Philologen an der Universität Hamburg zählt namhafte Hochschullehrer auf, die an der Universität Hamburg wirkten. Das schließt alle relevanten Vertreter vom Lehrbeauftragten bis zum Professor ein. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Neograeca Medii Aevi — Die Neograeca Medii Aevi (lateinisch; auf deutsch: „Neugriechische Dinge, Gegenstände des Mittelalters“) sind eine von Hans Eideneier 1987 begründete und herausgegebene wissenschaftliche Buchreihe zur neugriechischen Literatur des Mittelalters,… …   Deutsch Wikipedia

  • Romiosini Verlag — Romiosini ist ein Kölner Verlag für zeitgenössische griechische Literatur. Gegründet wurde er im Jahre 1982, als sich um Hans Eideneier und Niki Eideneier ein Kreis von Griechenlandfreunden bildete, die griechische Literatur aus persönlicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Romiosini — ist ein Kölner Verlag für zeitgenössische griechische Literatur. Gegründet wurde er im Jahre 1982, als sich um Hans Eideneier und Niki Eideneier ein Kreis von Griechenlandfreunden bildete, die griechische Literatur aus persönlicher Begeisterung… …   Deutsch Wikipedia

  • Panagiotis Toufexis — Παναγιώτης Τουφεξής, auch mit verkürztem Vornamen Notis Νότης (* 1969 in Thessaloniki) ist ein griechischer Neogräzist und Sprachwissenschaftler. Nach einem Studium der Altphilologie an der Aristoteles Universität Thessaloniki, das Toufexis 1993… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”