Hans-Eugen Schulze

Hans-Eugen Schulze
Dr. Hans-Eugen Schulze

Hans-Eugen Schulze (* 10. April 1922 in Eickel, ab 1926 Wanne-Eickel, jetzt Herne) ist ein deutscher Jurist. Er war von 1963 bis 1985 Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schulze ist seit frühester Kindheit blind und besuchte von 1928 bis 1936 die Blindenschule Soest mit anschließender Ausbildung zum Stuhl- und Mattenflechter, Telefonisten und Stenotypisten.

Dem Volontariat als Stenotypist beim Westfälischen Blindenverein in Dortmund folgte mit Kriegsbeginn die Tätigkeit als Justizangestellter am dortigen Landgericht und nach 1944 der Besuch der (heutigen) Carl-Strehl-Schule − der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg. Nach dem dort erworbenen Abitur unterrichtete Schulze bis zur Wiederöffnung der Philipps-Universität in Marburg Kriegsblinde im Lesen der Blindenschrift.

Von Januar 1946 bis Juni 1948 studierte er Rechtswissenschaft und Staatswissenschaften an der Philipps-Universität in Marburg.

Nach Bestehen der ersten 1949 und 1951 der zweiten juristischen Staatsprüfung promovierte er im Mai 1951 an der Universität Münster.

Von Dezember 1951 bis Juli 1955 war er als Richter am Landgericht Bochum, danach am Oberlandesgericht Hamm tätig. Ab März 1963 bis Dezember 1985 war er Bundesrichter im II. Zivilsenat (u. a. Gesellschafts- und Vereinsrecht) des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe.

Ehrenämter und Auszeichnungen

Seit 1961 berät Schulze die Christoffel-Blindenmission und ist seit 2002 Ehrenmitglied ihres Missionsrates[1]

Seit 1963 gehört er dem Trägerverein der Deutschen Blindenstudienanstalt an.

Von 1973 bis 2007 war er Beauftragter für Blinden- und Sehbehindertendienst der Evangelischen Landeskirche in Baden. Dafür wurde er anlässlich seines siebzigsten Geburtstages - und wurde später auch seine Frau wegen ihrer ständigen Mithilfe - mit dem Goldenen Kronenkreuz des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgezeichnet.

Von 1994 bis 2000 hat er den Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten (DVBS) in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertreten und war von 2000 bis 2010 der Beauftragte für Seniorenangelegenheiten dieses Vereins.[2] Von 2001 bis 2010 vertrat er den DVBS im Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit und 2010 auch im Netzwerk Vision 2020 Deutschland.

2002 verliehen ihm die Deutsche Blindenstudienanstalt und der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf in Marburg die nach ihrem Gründer Carl Strehl benannte Plakette, die an Persönlichkeiten vergeben wird, die sich um Blinde verdient gemacht oder als Betroffene mit eigenen Leistungen erheblich zum Ansehen Nichtsehender beigetragen haben.[3]

Marga Schulze Stiftung

Im Jahre 1997 hat das Ehepaar Schulze die gemeinnützige Marga Schulze Stiftung mit Sitz in Karlsruhe gegründet. Stiftungszweck ist die Förderung blinder und sehbehinderter Mädchen und Frauen in Afrika und Asien. Beide bringen alles Geld, das sie für sich nicht benötigen, ein und werden seit 2003 durch seine Schwester Gertrud Schulze in gleicher Weise unterstützt.

Die Stiftung fördert über die Christoffel-Blindenmission das Training in Alltagsfertigkeiten, Orientierung und Mobilität, Computerfertigkeiten und Selbstverteidigung und bietet den Teilnehmerinnen gleichzeitig Vorträge über frauenspezifische Themen an. Diese Vorträge liegen inzwischen zusammengefasst in einem „Handbook for Women with Visual Impairment“ in Blindenschrift vor, das die All India Confederation of the Blind in asiatischen und afrikanischen Ländern verbreitet.

Über die Christoffel-Blindenmission und die Inter-Mission Industrial Development Association unterstützt die Stiftung blinde und sehbehinderte Mädchen und junge Frauen während ihrer Ausbildung an weiterführenden Schulen, Hochschulen sowie in Computerkursen in Indien. Zusätzlich verbreitet sie über die United Bible Societies Literatur in Blindenschrift zur AIDS-Prophylaxe.

Der Marga Schulz Award wird an Menschen vergeben die sich für den zu fördernden Personenkreis einsetzen und wurde erstmalig 2006, mit der Dotierung von 5000 €, Mr. J.L. Kaul als Generalsekretär der All India Confederation of the Blind und der Asian Blind Union, verliehen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christoffel-Blindenmission: Missionsräte – Dr. Hans-Eugen Schulze (Ehrenmitglied)
  2. Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf: Seniorenberatung
  3. Deutsche Blindenstudienanstalt: Vom Stuhlflechter zum Bundesrichter




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