Hamid Reza Yousefi

Hamid Reza Yousefi
Hamid Reza Yousefi im Jahr 2010

Hamid Reza Yousefi (* 1967 in Teheran) ist ein deutsch-iranischer Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1997 nahm er an der Universität Trier ein Studium der Philosophie und der Pädagogik auf, welches er 2001 mit dem Magister Artium abschloss. Im selben Jahr erhielt er ein Stipendium nach dem Landesgraduiertenförderungsgesetz Rheinland-Pfalz für seine Dissertation mit dem Titel Der Toleranzbegriff im Denken Gustav Menschings; 2004 wurde er promoviert. 2002 initiierte er die wissenschaftliche Schriftenreihe Bausteine zur Mensching-Forschung, 2004 zudem die wissenschaftliche Schriftenreihe Interkulturelle Bibliothek. Dank eines Postdoktorandenstipendiums der Fritz-Thyssen-Stiftung konnte er zwischen 2004 und 2005 sein Werk Interkulturelles Denken oder Achse des Bösen. Das Islambild im christlichen Abendland. ausarbeiten. Im Jahre 2010 habilitierte er sich an der Universität Koblenz-Landau mit der Arbeit Interkulturalität und Geschichte. Perspektiven für eine globale Philosophie.

Von 2006 bis 2010 war der Lehrbeauftragter an der Universität Koblenz-Landau, seit seiner Habilitation ist er dort Privatdozent für Interkulturelle Philosophie und Geschichte der Philosophie. Außerdem ist er Referent der Forschungsstelle für Interkulturelle Philosophie an der Universität Trier sowie Leiter des Instituts zur Förderung der Interkulturalität. Yousefi ist Herausgeber mehrerer Schriftenreihen.

Wissenschaftliche Methode

Yousefi unterscheidet zwischen interkultureller sowie vergleichender Philosophie. Seine Methode ist eine Kombination aus Hermeneutik und Empirie, ohne phänomenologische Dimensionen zu vernachlässigen. Diese Methodenauswahl soll dazu beitragen, die Kommunikation und Verständigung zwischen unterschiedlichen kulturellen und traditionellen Kontexten zu fördern. Insgesamt geht er von einem offenen Vernunftbegriff aus, dem drei Momente immanent sind: 1. Kontextgebundenheit des Vernunftansatzes, 2. Situationsgebundenheit des Vernunftansatzes, 3. Individualitätsgebundenheit des Vernunftansatzes.

Toleranztheorie

Yousefi hat eine Toleranztheorie entwickelt, die darauf ausgerichtet ist, die kulturessentialistischen Toleranzkonzepte abzulösen, weil sie einem Kulturbegriff zugrunde liegen, der von Kulturen mit konstanten Merkmalen ausgeht. Ihm geht es um ein Konzept, in dem nicht nur Kontext und Situation Berücksichtigung finden, sondern auch individuelle Haltungen. Zu komplex sind seiner Ansicht nach die jeweiligen Situationen, zu singulär die jeweils handelnden Personen und zu unterschiedlich die kulturellen und traditionellen Kontexte. Theorien, welche diese Tatsache vernachlässigen, neigen zur Hierarchisierung der Verhältnisse, die dem eigentlichen Ziel der Toleranz doch entgegen wirken.

Werke (Auswahl)

  • Sokrates' Leben und Wirken. Sokrates und die Kunst des Nichtdenkens. Teheran 2000.
  • Reformgedanken und Herausforderungen im Iran als Erbe der Aufklärung. Teheran 2002.
  • Der Toleranzgedanke im Denken Gustav Menschings. Eine interkulturelle philosophische Orientierung. Nordhausen 2004.
  • Grundpositionen der interkulturellen Philosophie. Nordhausen 2005.
  • Grundlagen der interkulturellen Religionswissenschaft. Nordhausen 2006.
  • Angewandte Toleranz. Gustav Mensching interkulturell gelesen. Nordhausen 2008.
  • Zarathustra - neu entdeckt. Theoretische und praktische Grundlegung einer verkannten Philosophie. Lit Verlag, Münster 2010. ISBN 978-3643105769
  • Interkulturalität und Geschichte. Perspektiven für eine globale Philosophie. Lau-Verlag, Reinbek 2010. ISBN 978-3941400337
  • Hrsg. mit Hermann-Josef Scheidgen und Henk Oosterling: Von der Hermeneutik zur Interkulturellen Philosophie. Festschrift für Heinz Kimmerle zum 80. Geburtstag. Bautz-Verlag, Nordhausen 2010. ISBN 978-3-880309-569-1
  • Hrsg. mit Werner Schüßler u.a.: Karl Jaspers. Grundbegriffe seines Denkens, Reinbek 2011, ISBN 978-3-941400-34-4
  • Interkulturalität. Eine interdisziplinäre Einführung (mit Ina Braun), Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2011; ISBN 978-3-534-23824-8
  • Dornenfelder, Reinbek 2011, ISBN 978-3-941400-37-5

Weblinks


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