Johann August Görenz

Johann August Görenz

Johann August Görenz (auch: Goerens; * 10. Juli 1765 in Fürstenwalde; † 3. Februar 1836 in Schwerin) war ein deutscher Pädagoge und Bibliothekar.

Leben

Görenz besuchte die kurfürstliche Landesschule St. Afra in Meißen und im Anschluss immatrikulierte er sich am 12. Juni 1786 an der Universität Wittenberg. In Wittenberg hatte er die Vorlesungen von Gottfried August Meerheim, Johann Matthias Schröckh, Christian Friedrich Matthäi und Karl Daniel Freyberg besucht. So gebildet erwarb er sich am 17. Oktober 1789 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, man erteilte ihm am 7. Januar 1792 die Vorleseerlaubnis für Hochschulen als Magister legens und am 27. April 1792 wurde er als Adjunkt an die philosophische Fakultät aufgenommen.

In seiner Zeit als Wittenberger Dozent, las er über philosophische Geschichte, legte die Briefe Paulis an die Hebräer aus, erklärte die empirische Psychologie, hielt Vorlesungen über die Theorie der Künste und schönen Wissenschaften nach eigenen Sätzen, führte griechische Altertümer nach Wolf aus und entwickelte dabei eine besondere Vorliebe für griechische und lateinische Dichter, insbesondere für Cicero und Terenz. An ihm wäre vermutlich ein guter Professor der Poetik verlorengegangen. Jedoch die Aussicht auf ein akademisches Amt war in Wittenberg nicht sonderlich reichlich. Ihm wurde zwar das Amt des zweiten Bibliothekars an der Wittenberger Universitätsbibliothek im Januar 1794 übertragen, er war auch im Sommersemester 1794 Dekan der philosophischen Fakultät geworden, jedoch suchte er nach einer Herausforderung in der er mehr aufgehen konnte.

So nahm er 1795 eine Berufung als Rektor des Gymnasiums in Plauen an. Jedoch allen Elans und Energie die er in diese Aufgabe steckte, gelang es nicht, die unmoderne Anstalt weiter zu entwickeln. Es mag an altersschwachen Amtsgenossen gelegen haben, die ihn nicht unterstützten, und auch an der Stadtgemeinde. Selbst das Bemühen des jungen Rektors, diejenigen Schüler, welche für den Dienst der Volksschule sich bestimmt hatten, durch besonderen Unterricht zu fördern, – er scheint sogar an die Errichtung eines Lehrerseminars gedacht zu haben, – diente nicht zur Hebung der von ihm geleiteten Anstalt, die bei seinem Weggange in drei Classen nur 39 Schüler zählte.

Diese Widrigkeiten dürften ihn dazu bewogen haben 1800 als Rektor des Gymnasiums nach Zwickau zu gehen. Hier hatte er ähnliche Verhältnisse vorgefunden. Jedoch fand er in dem damaligen Bürgermeister Hempel und seinem Konrektor Friedemann ausgezeichnete Mitstreiter, seine Vorstellungen eines modernen Gymnasiums umzusetzen. Der Unterricht wurde verbessert, der Sängerchor gewann neue Geltung, der häusliche Fleiß der Schüler wurde geregelt und die Disziplin erhielt feste Normen. Während jener Zeit wurde Görentz auch literarisch aktiv. Jedoch die Befreiungskriege setzten seinem Wirken ein jähes Ende. Erst 1815 konnte er wieder manierliche Verhältnisse am Gymnasium einführen. Mag es Frustration auf die zerstörte bisher liebevoll geleistete Arbeit gewesen sein, oder die Bedingungen die die neuen Zeiten von ihm forderten.

Jedenfalls stellte er sich 1817 einer neuen Herausforderung, als er am 23. Dezember 1817 als Rektor an die Domschule in Schwerin ging. Die Domschule entwickelte sich unter seiner Führung zu einer Koryphäe der Bildungseinrichtungen in Mecklenburg. Dies bewog Friedrich Franz I. von Mecklenburg dazu, die Domschule in den Status eines Gymnasiums zu erheben, welches lange Zeit als Fridericianum Schwerin einen weit hin geachteten Ruf genießen sollte. Nachdem Görenz eine Berufung als Professor nach Kiel abgelehnt hatte, ernannte man ihn als 1819 zweiter Scholarch, zum Oberschulrat. 1833 bat er aus Altersgründen um Entlassung, erhielt eine beträchtliche Pension und betrieb im hohen Alter noch philosophische Studien. Denn er war als Philologe ein kritischer Bearbeiter der Schriften Ciceros.

Werke

  • Diss. Vestigia doctrinae de associtatione, quam vocant idearum libris veterum impressa. Wittenberg 1791
  • Diss. I. et II. de finibus imitationibus hodiernae Graecorum Romanorumque Historicorum regundis. Wittenberg 1791
  • Diss. de libri . . . qui inter Aristotelis scripta reperitur, auctore. Wittenberg 1792
  • Progr. de dialogistica arte Platonis, interpreti hujus rite cognoscenda et aperienda Commentatio I. Wittenberg 1794
  • Animadversiones ad Ciceronis librum I. de divinationes. Zwickau 1805
  • Progr. Tentamen criticum in loca quaedam carminum Tibullianorum. Zwickau 1806
  • Progr. cui insunt duorum codicum scriptorum lectiones in Ciceronis Catilinariam primum. Zwickau 1807
  • Progr. Ad examen publ. in Lyceo Zwiecaviensi celebrandum – invitat. Praemittuntur duorum codicum scriptorium lectiones in Ciceronis Catilinariam . . . Zwickau 1809
  • Ciceronis Philosophica omnia, ex scriptis recens collatia edidit. Vol. I. Leipzig 1809, Vol. II. Leipzig 1810 auch unter dem Titel Ciceronis de finib. Honor. Et malor. Libri V.
  • Progr. in quaedam Senecae Philosophi loca animadversiones criticae. Zwickau 1812
  • Ueber das Gregoriusfest. Zwickau 180?
  • Progr. De causis deminuti status scholarum latinarum. Zwickau 180?
  • Progr. Critica quaedam ad Xenophontis libellum de Republica Lacedaemoniorum. Zwickau 180?
  • Progr. Animadversionis ad Platonis Symposium. Zwickau 180?
  • Progr. De vi future exacti optativa. Zwickau 180?
  • Progr. Memoriam sacrorum emendationis per Lutherum secularem celebraturus actum oratorium die 1 m. Nov. habendum indicit. Schwerin 1817

Literatur

  • Georg Christoph Hamberger,Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland, oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Verlag Mayer, Lemgo, 1796 Bd. 2, S. 600, (Online); 1808, Bd. 13, S. 480, (Online), 1820, Bd. 17, S. 739 (Online), 1830, Bd. 22, 2. Lfg., S. 396, (Online)
  • Neuer Nekrolog der Deutschen. Verlag B. Fr. Voigt, Weimar, 1838, 14. Jg., 1836, 1. Teil, S. 137, (Online)
  • Conversations-Lexikon der Gegenwart. F. A. Brockhaus, Leipzig, 1839, Bd. 2, S. 458, (Online)
  • Heinrich Julius Kämmel: Görenz, Johann August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 373.
  • Fritz Juntke: Album Academiae Vitebergensis – Jüngere Reihe Teil 3. Halle (Saale), 1966, S. 184
  • Vorleseverzeichnisse im „Wittenberger Wochenblatt“ von 1792 bis 1795

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