Guérewol

Guérewol
männliche Teilnehmer des Guérewol in Niger
Yaake-Demonstration

Guérewol (var. Geerewol, Guerewol, Gerewol), (vb. yeera = umherschauen) ist ein von den Wodaabe, einem westafrikanischen Nomadenstamm, gefeiertes „Brautschaufestival“. Wodaabe, auch Fulbe Bororo, gehören zur ethnischen Gruppe der Fulbe und leben im Niger, in Nigeria, im Tschad und in Kamerun.

Inhaltsverzeichnis

Das jährliche Fest

Im September, zum Ende der Regenzeit, kehrt alljährlich ein Spektakel wieder, das den Höhepunkt des Jahres bezeichnet und als Guérewol bekannt ist. Sieben Tage lang finden sich bis zu tausend Männer ein, um eine Mehrzahl von Tanzwettbewerben auszutragen. Begutachtet werden die balzend-rituellen Schönheitswettbewerbe von Frauen. Sie suchen sich die schönsten Männer aus und berühren sie sanft am Rücken, um auf sich aufmerksam zu machen und sich als Ehefrauen und Liebhaberinnen selektieren zu lassen. Ein Wodaabe-Mann darf bis zu vier Ehefrauen unterhalten, wobei allein die erste von seinen Eltern ausgesucht ist und aus verwandtschaftlicher Linie (Cousine) zu stammen hat. Bei dem Fest kommt es zu zahlreichen sexuellen Kontakten. Die Woodabe sind überregional für ihre außergewöhnliche Schönheit bekannt.[1]

Das Guérewol-Fest umfasst drei prägende Tänze. Eröffnet wird mit dem Willkommenstanz (ruume). Der nächtliche Verführungstanz (yaake) ist dem Charme und der Persönlichkeit der Anwesenden vorbehalten. Das Wetteifern um den Titel des Schönsten ist Inhalt des eigentlichen Guérewol (geerewol). Beim Guérewol soll das Geburtsrecht auf Schönheit, das von den Vorfahren stammt am besten ausgedrückt werden können, einzigartig für eine afrikanische Gesellschaft.

Ruume

Das Willkommensfest (ruume) eröffnet die Festivitäten. Sorgfältig geschminkt und mit weißem Turban auf dem Haupt tanzen die Männer entgegen dem Uhrzeigersinn im Kreis. Im Gleichklang wird gesungen und in die Hände geklatscht. Besungen werden weibliche Anmut und Begehrlichkeit. Die Wiederholungen zielen zunehmend in einen Zustand der Trance. Hier kommt es bereits zu intimen Annäherungen zum weiblichen Geschlecht.[2]

Yaake

Das eigentliche Tanzgroßereignis wird Yaake genannt. Weniger bekannte Elemente des Festes, wie der Austausch der Aussteuer (Mitgift), diverse Wettbewerbe und Kamelrennveranstaltungen ziehen sich parallel über Tage hin. Die Männer heben ihre männlichen Schönheitsideale durch üppige Make-ups hervor. Dabei wird auf Symmetrie und Gleichmäßigkeit der aufgetragenen Kosmetik geachtet. Straußenfedern, Kaurischnecken, Ledergurte und zeremonielle Äxte sowie stilvolle Tracht kleiden die Teilnehmer. Betont werden die den Idealen entsprechenden Vorzüge, wie eine schlanke und muskuläre Statur. Zum Schönheitsideal gehört auch eine hochgewachsene Statur. Weitere Markenzeichen sind strahlend weiße Zähne. Durch Augenrollen wird imponierendes Augenweiss vorgetragen. Getanzt wird in einem langsamen, stampfenden Rhythmus, der von Trommelschlägen begleitet wird. Dabei stehen die Männer in einer Linie, Schulter an Schulter. Die Frauen stehen gegenüber und begutachten. Tanz- und Gesamtdarbietung finden Berücksichtigung bei der nachträglichen Beurteilung und führen zu Lob und Anerkennung. Die Frauen dürfen die genannten Merkmale eingehend würdigen. Ihnen obliegt später die Entscheidung über den Sieger.[3] Die Teilnehmer nehmen häufig fermentierte Baumrindengebräue zu sich, die das Durchhaltevermögen bei den Tänzen steigern und zudem über einen halluzinogenen Effekt verfügen.[4]

Guérewol

Da das Yaake ein Ausscheidungswettkampf ist, nähert sich die Festivität dem Höhepunkt. Die letzten Konkurrenten werden mit Roßschweifen ausgestattet und bilden die letzte Tanzreihe für das große Finale. Drei unverheiratete Mädchen bilden das Schiedsgericht und werden den Ältesten vorgestellt. In knieender Haltung und mit sittsam gesenktem Blick wird die Vorführung der Männer begutachtet. Nach einer Weile geht jede der drei Richterinnen auf ihren Favoriten zu und signalisiert mit anmutigem Armschwung ihre Entscheidung. Der Lohn des Sieges ist rein immateriell, steigert aber Stolz und Bewunderung.[5]

Cure Salée in Ingall

Besonders bekannt ist das Guérewol in Ingall im nigrischen Sahel. In Ingall findet das Fest als Cure Salée (Fest der Nomaden) statt. Neben Wodaabe versammeln sich hier auch Tuareg (Berber-Stamm). Die nigrische Regierung sponsert das Fest seit den 1990er Jahren und legt den genauen Termin und die Dauer der Festivitäten fest, um Würdenträger und Künstler einladen zu können und Touristen anzuziehen. Weiterhin können viele Bewohner der Region so erreicht werden, um beispielsweise über Gesundheitsmaßnahmen aufgeklärt zu werden.

Einzelnachweise

  1. Derrick J. Stenning (International African Institute), Savannah nomads: a study of the Wodaabe pastoral Fulani of Western Bornu rovice Northern Region Nigeria
  2. Beckwith, Fisher, Afrika, S. 178 f. (s. Lit.)
  3. Kariamu Welsh, Elizabeth A. Hanley, Jacques D'Amboise African Dance
  4. Beckwith, Fisher, Afrika, S. 181-192 (s. Lit.)
  5. Beckwith, Fisher, Afrika, S. 193 ff. (s. Lit.)

Literatur

  • Carol Beckwith, Angela Fisher, Afrika, Kulte • Feste • Rituale, Band 1, C.J. Bucher-Verlag München, ISBN 3-7658-1243-9
  • Mette Bovin: Nomads who cultivate beauty: Wodaabe dances and visual arts in Niger. Nordiska Afrikainstitut, Uppsala 2001, ISBN 91-7106-467-2

Weblinks

 Commons: Guérewol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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