Gundowald

Gundowald

Gundowald, auch Gundobald, Gundovald oder Gondovald (französisch Gombaud; † 585) war um 584 oder 585 als Usurpator König von Aquitanien; er wurde im Jahr 585 von König Guntram I. aus dem Geschlecht der Merowinger in Comminges gefangen genommen und getötet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Familiengeschichte

Gundowald behauptete, der uneheliche Sohn von König Chlothar I., dem 561 verstorbenen letzten König des Gesamtreichs, zu sein, was er und seine Mutter durch Zeugen zu belegen versuchten. Von Chlothar jedoch zu Lebzeiten verleugnet und öffentlich seines Königsanspruches durch Abschneiden der Haare beraubt,[2] floh er über Italien nach Konstantinopel, wo ihm der oströmische Kaiser Asyl gewährte.

Aufstand gegen Guntram

581 kam es im Frankenreich zu inneren Wirren, so dass eine Gruppe von Adligen beim Kaiser um die Entsendung Gundowalds bat. Mit finanzieller Unterstützung durch Kaiser Maurikios, der hoffte, auf diese Weise wieder Einfluss in der einstigen Provinz Gallien gewinnen zu können, kehrte Gundowald 582/83 als Prätendent ins Reich Guntrams zurück. Gundowald nahm mit seinem Heer einige Städte im südlichen Gallien ein und ließ sich schließlich zum König erheben. Doch inzwischen hatten sich innere Veränderungen ergeben, und die meisten Adligen versagten dem Usurpator die Unterstützung. Guntram, als legitimer Sohn Clothars König von Burgund, zog nun gegen Gundowald, den er als angeblichen Müller-Sohn "Ballomer" verunglimpfte, um zu betonen, dass der Prätendent in Wahrheit gar kein echter Merowinger sein. Gundowald floh nach Comminges, wo ihn seine verbliebenen Anhänger im Angesicht der Übermacht des Heeres von Guntram übergaben. Gundowald wurde hingerichtet, Guntram hatte seine Königswürde erfolgreich verteidigt, und der letzte dokumentierte Versuch des oströmischen Kaisers, in Gallien Einfluss zu nehmen, war gescheitert.

Literatur

  • Bernard S. Bachrach: The Anatomy of a Little War. A Diplomatic and Military History of the Gundovald Affair (568–586). Boulder 1994, ISBN 0-8133-1492-5.
  • Walter Goffart: Byzantine Policy in the West under Tiberius II and Maurice. The pretenders Hermenegild and Gundovald (579-585). In: Traditio 13, 1957, S. 73-118.
  • Martina Hartmann: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-484-6.
  • Marc Widdowson: Merovingian Partitions. A „Genealogical Charter“? In: Early Medieval Europe 17, 2009, S. 1–22.
  • Constantin Zuckerman: Qui a rappelé en Gaule le Ballomer Gundovald?. In: Francia 25, 1998, S. 1-18.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gregor von Tours: Historiae. VII, S. 14, 26-28, 30-38.
  2. Vgl. allgemein F.-R. Erkens (Hrsg.): Das frühmittelalterliche Königtum. Ideelle und religiöse Grundlagen. Berlin/New York 2005.

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