Carschhaus

Carschhaus
Carsch-Haus mit Musikpavillon des Wilhelm-Marx-Hauses
Carsch-Haus bei nächtlicher Beleuchtung

Das Carsch-Haus ist ein Kaufhaus in Düsseldorf, das insbesondere durch seine aufwändige Versetzung Anfang der 1980er Jahre überregionale Bekanntheit erlangte.

Inhaltsverzeichnis

Der Bau

Seinen Namen verdankt das Carsch-Haus dem jüdischen Kaufmann Paul Carsch, der am 23. Mai 1911 der Stadt Düsseldorf anbot, einen Häuserblock in der Altstadt an der Alleestraße – der heutigen Heinrich-Heine-Allee – mit einem einheitlichen Geschäftshaus zu bebauen. Das Gebäude sollte die Fläche zwischen der Flinger-, der Allee- und der Neubrückstraße sowie dem Stadtbrückchen ausfüllen. Die Stadt war von diesem Vorhaben so sehr angetan, dass bereits nach acht Tagen die Zustimmung erfolgte.

So beauftragte Carsch den im Kaufhaus- und Geschäftshausbau erfahrenen Architekten Otto Engler (1861–1940) mit der Planung eines fünfgeschossigen Baus mit neoklassizistischer Sandstein-Fassade. Im April 1913 wurde der Bauantrag gestellt und noch im selben Jahr genehmigt. Nach zweijähriger Bauzeit fand am 10. März 1915 die feierliche Eröffnung des Gebäudes statt. Aus einem Inserat: „Gustav Carsch & Co. Düsseldorf. Am Hindenburgwall, der Grenze zwischen Altstadt und Neustadt gelegen. Das Haus für vornehme Herren- und Knabenkleidung, Sport- und Livree-Kleidung + Herren-Mode-Artikel.“

Für die Düsseldorfer wurde der Name Carsch-Haus schnell zu einem festen Begriff. Das konnten auch die Machthaber des Nationalsozialismus mit deren Umbenennung in „Modehaus des Westens“ und des Zwangsverkaufs an Carschs Prokuristen Fritz Seiffert im Rahmen der Arisierung nicht ändern. Paul Carsch konnte der Deportation noch rechtzeitig entkommen und emigrierte im April 1939 nach Amsterdam.

Bei den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude im Juni 1943 stark beschädigt. Die Eisenbeton-Skelettkonstruktion des Gebäudes erwies sich allerdings als sehr robust, sodass die Besatzungsmächte nach dem Krieg dafür sorgten, dass die Volkshochschule und das internationale Bildungszentrum „Die Brücke“ mit einer umfangreichen fremdsprachlichen Bibliothek einziehen konnten. Ein weiterer Nutzer wurde bis 1967 das private Theater „Kammerspiele“ unter der Leitung von Hans-Jörg Utzerath. Danach wurde das Gebäude wieder einige Jahre als Kaufhaus genutzt.

Die Versetzung

Im Jahr 1974 wurde vom Düsseldorfer Baudezernenten Dr. Rüdiger Recknagel ein Planfeststellungsverfahren beantragt, um das Gebäude für den Bau der U-Bahn und des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee abzureißen. Daraufhin wurde im April 1976 vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege eine Versetzung des Carsch-Hauses vorgeschlagen, der dabei von der Horten AG als Finanzier unterstützt wurde und für lange kommunalpolitische Diskussionen sorgte. Die beiden Düsseldorfer Architekturbüros Hentrich-Petschnigg & Partner und Rhode-Kellermann-Wawrowsky + Partner wurden mit der Planung des Vorhabens beauftragt und schlossen sich dafür zur „Architekturgemeinschaft Carsch-Haus“ zusammen. Innerhalb der sechs Jahre dauernden Planungsphase wurden mehr als 2500 Baupläne erstellt und es wurde beschlossen, das Gebäude um 23 Meter nach Westen zu versetzen.

Am 5. Juli 1979 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen, bei denen 4800 Fassadensteine nummeriert und katalogisiert werden mussten. Diese wurden in Düsseldorf-Volmerswerth zwischengelagert und restauriert, eine verhältnismäßig geringe Zahl wurde durch neue Steine ersetzt. Parallel zu den Restaurierungsarbeiten wurde mit dem Wiederaufbau begonnen und im März 1983 konnte der letzte Stein der alten Fassade verbaut werden.

Durch den Neubau des am 27. September 1984 feierlich wiedereröffneten Carsch-Hauses entstanden 10.500 m² Verkaufsfläche auf sechs Etagen. 2200 m² davon entfallen auf den unterirdischen Gourmet-Bereich „Delikatessa“, der auch einen direkten Zugang zum U-Bahnhof ermöglicht. Im Rahmen der umfangreichen Baumaßnahmen wurde gemeinsam mit dem benachbarten Wilhelm-Marx-Haus auch eine Tiefgarage eingerichtet.

Bei seiner Wiedereröffnung war das Carsch-Haus das bundesweit einzige Horten-Kaufhaus, das einen eigenständigen Namen führte und sich auch mit dem etwas exklusiveren Produktsortiment von den anderen Kaufhäusern der Kaufhauskette abhob. Daran änderte auch die Übernahme durch die Galeria Kaufhof nichts, die damit heute über zwei Kaufhäuser in unmittelbarer Nachbarschaft verfügt.

Carsch-Haus Wiesbaden

Das 1967 gegründete Kaufhaus Horten in Wiesbaden trug von 1985 bis zur Neugestaltung als „Galeria Kaufhof“ 1997 ebenfalls den Namen „Carsch-Haus“. Ein direkter Bezug zum historischen Carsch-Haus ist nicht feststellbar.

Literatur

  • Eberhard Grunsky: Otto Engler. Geschäfts- und Warenhausarchitektur 1904–1914. Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland. Bd 28. Rheinland-Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0415-3
  • Theo Lücker: Düsseldorf – rund um die Karlstadt. Verlag der Goethe-Buchhandlung, Düsseldorf 1990, ISBN 3-924331-21-9

Weblinks

51.2252361111116.77605277777787Koordinaten: 51° 13′ 31″ N, 6° 46′ 34″ O


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