Königreich Griechenland

Königreich Griechenland
Βασίλειον τῆς Ἑλλάδος
Vasílion tīs Elládos
Königreich Griechenland
1832 – 1924 und 1935 – 1973
Flagge Griechenlands
Wappen Griechenlands
Flagge Wappen
Wahlspruch: Ελευθερία ή Θάνατος (Eleuthería í Thánatos, dt.: Freiheit oder Tod)

Wahlspruch der Könige: Ἰσχύς μου ἡ ἀγάπη τοῦ λαοῦ
(dt.: Meine Kraft ist die Liebe des Volkes).

Amtssprache Griechisch
Hauptstadt Athen
Staatsform Konstitutionelle Monarchie
Regierungsform Parlamentarische Monarchie
Staatsoberhaupt König
Otto (1832–1862)
Georg I. (1863-1913)
Konstantin I. (1913-1917 und 1920-1922)
Alexander (1917-1920)
Georg II. (1922-1924 und 1935-1947)
Paul (1947-1964)
Konstantin II. (1964-1973)
Regierungschef Ministerpräsident
siehe Liste der griechischen Premierminister
Fläche 131.957 (1947-1973)[1] km²
Einwohnerzahl 8.768.641 (1971)[2]
Bevölkerungsdichte 66,451 Einwohner pro km²
Währung Griechische Drachme
Gründung 1822
Unabhängigkeit 1830
Nationalhymne Ymnos is tin Eleftherian
Nationalfeiertag 25. März (1821, Beginn der Griechischen Revolution)
Lage des Königreiches Griechenland (1947 – 1973)
Lage des Königreiches Griechenland (1947 – 1973)

Vorlage:Infobox Staat/Wartung/Navigation

Das Königreich Griechenland (Griechisch: Βασίλειον τῆς Ἑλλάδος, Vasílion tís Elládos) bestand von 1832 bis 1924 und von 1935 bis 1973 auf dem Gebiet der heutigen Republik Griechenland. Das Königreich war der erste griechische Staat der Moderne und wurde von den deutschen Herrscherhäusern Wittelsbach beziehungsweise Oldenburg regiert.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Jahr 1821 begann die Griechische Revolution gegen das Osmanische Reich, die von den anderen europäischen Großmächten unterstützt wurde. Am 20. Oktober 1827 kam es zur entscheidenden Schlacht von Navarino, in der die Griechen mit Hilfe Frankreichs, Russlands und Großbritanniens die Oberhand gegenüber den Türken erlangten. 1828 wurde Ioannis Kapodistrias zum provisorischen Staatsoberhaupt bestimmt, jedoch bereits 1831 ermordet. Zu seinem Nachfolger wurde sein Bruder Augustinos Kapodistrias bestimmt, der bis 1832 regierte.

König Otto (1832–1862)

Nachdem Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, der spätere König der Belgier, die ihm angetragene griechische Krone abgelehnt hatte, wurde 1832 auf der Londoner Konferenz von 1832, auf der die Unabhängigkeit Griechenlands international anerkannt wurde, der Wittelsbacher Prinz Otto von Bayern, Sohn König Ludwigs I., zum König Griechenlands bestimmt. In den Londoner Protokollen wurden der zukünftige Status des neuen Staates und die Grenzen zum Osmanischen Reich festgelegt. Als Hauptstadt wurde Athen ausgewählt, das 1822 von den Osmanen erobert wurde.

Nach der griechischen Revolution gegen die Herrschaft des Osmanischen Reiches erwachte das griechische Interesse an der Wiedereinführung der Olympischen Spiele. Die von Evangelos Zappas ins Leben gerufenen Olympien gelten als wichtigster Vorläufer der modernen Olympischen Spiele und durch eine königliche Verfügung von Otto I. als eine nationale Aufgabe von hohem Rang angesehen, die auch internationale Beachtung erfuhr. Die erste der Olympien fand 1859 im Stadtzentrum Athens und weitere fanden bis 1889 im eigens dafür errichteten Panathinaikon-Stadion statt.[3] Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit wurden 1896 in Athen abgehalten und erwiesen sich als großer Erfolg. Obwohl die Teilnehmerzahl mit nur rund 250 Athleten gering war, waren sie das größte sportliche Ereignis, das seit der Antike stattgefunden hatte.[4] Nach den beiden weit weniger erfolgreichen Zwischenspielen von 1900 in Paris und 1904 in St. Louis standen bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen die sportlichen Wettkämpfe wieder im Vordergrund, die als Rettung der olympischen Idee angesehen werden.[5]

Territoriale Entwicklung

König Georg I. (1863-1913)

Im Jahr 1864 trat die Republik der Ionischen Inseln dem Königreich bei, das inzwischen nach einem unblutigen Aufstand gegen König Otto von Georg I. aus dem Haus Oldenburg regiert wurde. Die Ionischen Inseln standen zuvor unter dem Schutz des Vereinigten Königreiches. 1881 eroberte Griechenland Thessalien vom Osmanischen Reich. Als 1896 ein griechischer Aufstand gegen die türkischen Herrscher auf Kreta ausbrach, unterstützte das Königreich die Aufständischen gegen das Osmanische Reich, was zum Türkisch-Griechischen Krieg führte, der 1897 mit einer weitreichenden Autonomie des Kretischen Staates unter dem Protektorat des griechischen Prinzen Georg II. endete. Kreta war seit 1898 faktisch unabhängig und erklärte 1908 einseitig die Vereinigung mit Griechenland, welche im Oktober 1912 vom Königreich und 1913 international anerkannt wurde.

Territoriale Entwicklung Griechenlands
Gebietsansprüche bis 1922 (Megali Idea)

Unmittelbar nach der Übernahme Zyperns durch das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland 1878 erfolgte die erste Forderung der Zyprioten nach Vereinigung mit Griechenland. Im Zweiten Balkankrieg von 1913 eroberte Griechenland Südepirus und Makedonien vom Königreich Bulgarien, welche im Frieden von Bukarest Griechenland zugesichert wurden. Im gleichen Krieg konnte Griechenland Kreta endgültig und den östlichen Dodekanes vom Osmanischen Reich erobern.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Griechenland auf der Seite der Alliierten gegen das Königreich Bulgarien und das Osmanische Reich. 1916 landeten britische und französische Truppen zur Unterstützung Griechenlands in Thessaloniki. Dennoch drangen 1917 die Mittelmächte bis nach Griechenland vor, woraufhin Konstantin I. das Land verlassen musste. Im September 1918 starteten die Alliierten eine neue Offensive gegen die Mittelmächte bei Thessaloniki und zwangen diese zur Kapitulation.

Von 1918 bis 1923 besetzte Griechenland das albanische Nordepirus und während des Griechisch-Türkischen Krieges von 1919 bis 1923 besetzte Griechenland ab 1920 die türkischen Gebiete Ostthrakien und Izmir und eroberte 1923 Westthrakien. 1920 forderte das Königreich die „Rückgabe“ Istanbuls, um es als Erinnerung an das mittelalterliche Konstantinopel zur Hauptstadt zu machen. Nach dem Verlust der türkischen Gebiete wanderten viele dort lebenden Griechen in das Kernland ein und die Megali Idea zur Wiederherstellung des Byzantinischen Reiches wurde aufgegeben.[6]

1923 versuchte Benito Mussolini vergeblich, Korfu zu erobern. Nach der Pariser Friedenskonferenz 1946 erhielt Griechenland 1947 die italienischen Ägäis-Inseln. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges forderten die Zyperngriechen erneut den Anschluss an Griechenland und das Königreich unterstützte ab 1954 deren Forderung. Daraufhin erhob ab 1956 die Türkei Ansprüche auf Zypern, was zur Ausweitung des Zypernkonfliktes führte. In den Zürcher und Londoner Abkommen vom 19. Februar 1959 wurde für Zypern der Status als unabhängiger Staat vorgesehen und am 16. August 1960 erfolgte die Unabhängigkeit Zyperns.

Krisen der Monarchie

König Konstantin I. (1913-1917 und 1920-1922)

1862 wurde König Otto I. durch einen Militärputsch vertrieben; woraufhin er in seine bayerische Heimat zurückkehrte. An seiner Stelle bestimmten die Großmächte Prinz Wilhelm von Dänemark aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, den Sohn des späteren dänischen Königs Christian IX., zum König. Prinz Wilhelm übernahm am 6. Juni 1863 unter dem Namen Georg I. die Regierung in Griechenland.

Unter seinem Sohn Konstantin I. entstand während des Ersten Weltkriegs 1915 eine tiefgehende Kontroverse mit dem mit Großbritannien sympathisierenden Ministerpräsidenten Eleftherios Venizelos, die dazu führte, dass das Land 1916/1917 in einen venizelistischen (Makedonien, die ostägäischen Inseln und Kreta) und einen royalistischen Teil (Südroumeli und Peloponnes) gespalten und von zwei Regierungen mit zwei Armeen regiert wurde, bis König Konstantin das Land verließ und ihm sein zweitgeborener Sohn Alexander nachfolgte. Nach dessen Tod 1920 rief eine Volksabstimmung Konstantin I. wieder zurück, bereits 1922 wurde er durch einen von dem venizelistischen Offizier Plastiras geführten Putsch wieder gestürzt.

König Georg II. (1922-1924 und 1935-1947)
König Alexander (1917-1920)

Sein Sohn König Georg II. wurde alsbald zunächst in Urlaub geschickt, bis im März 1924 in einer Volksabstimmung die Abschaffung der Monarchie beschlossen wurde. Von 1925 bis 1926 regierte der General Theodoros Pangalos diktatorisch und setzte die Verfassung außer Kraft. 1930 begann die Normalisierung der Beziehung zur Türkei, indem beide auf gegenseitige Gebietsansprüche verzichteten.

Nachdem 1935 die Royalisten wieder an die Macht kamen, kehrte Georg II. nach Griechenland zurück und erneuerte die Monarchie; durch die Unterstützung der Diktatur von Ioannis Metaxas brachte er sie jedoch alsbald beim Volk in Misskredit. Im Zweiten Weltkrieg schlug die griechische Armee 1940 eine italienische Offensive zurück und drang bis nach Südalbanien vor.

Besatzungszonen in Griechenland
(Mai 1941 bis Oktober 1944)
Rot: Deutsches Reich,
Blau: Italien, Grün: Bulgarien

Von 1941 bis 1944 wurde Griechenland von den Achsenmächten Königreich Italien und dem Dritten Reich besetzt, der König ging mit der Exilregierung nach Kairo. Anschließend wurde Griechenland in eine deutsche, eine italienische und eine bulgarische Besatzungszone aufgeteilt. Ab 1942 kämpften Royalisten und Kommunisten gegen die Besatzer, die sich 1944 zurückzogen. Nach Kriegsende wurde die Frage des Fortbestands der Monarchie zunächst zurückgestellt, der König ernannte Erzbischof Damaskinos an seiner Stelle zum Regenten, bis die Verfassungsfrage durch eine Volksabstimmung im September 1946 geklärt wurde. Unter dem Einfluss der Spaltung der Nation durch den Bürgerkrieg votierten bei der unter irregulären Bedingungen stattfindenden Abstimmung 1946 78 Prozent für die Monarchie.[7]

König Paul (1947-1964, rechts)

Am 18. Februar 1952 trat Griechenland zusammen mit der Türkei der NATO bei und 1961 wurde mit der Europäischen Gemeinschaft ein Assoziierungsabkommen geschlossen.

1963 lösten sich mehrere rechtsgerichtete Regierungen ab und anschließend errang die Zentrumsunion unter Georgios Papandreou einen Wahlsieg. 1967 ging der letzte griechische König Konstantin II. nach einem missglückten Versuch, die Griechische Militärdiktatur zu stürzen, ohne Abdankung ins Exil. Die herrschende Militärjunta berief den Generalmajor Georgios Zoitakis zum Regenten. Dieser fungierte in Abwesenheit des Königs als Staatsoberhaupt, formell blieb weiterhin der König Staatsoberhaupt. Erst am 1. Juli 1973 wurde die Monarchie abgeschafft.

Nach dem Ende der Militärdiktatur 1974 wurde in einer Volksabstimmung die Monarchie endgültig abgelehnt, bei der nur 30 Prozent der Wählerschaft für ihre Beibehaltung stimmten. Dennoch sieht sich Konstantin II. bis heute als König von Griechenland, was seine Beziehung zur Republik belastet. Während linke Parteien die Monarchie eindeutig ablehnen, verhält sich die konservative Nea Dimokratia neutral, da sich sowohl Gegner der Monarchie als auch Monarchisten in der Anhängerschaft der Partei befinden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Griechische Botschaft
  2. World Gazetteer, Greece
  3. David C. Young, The Modern Olympics, S. 148
  4. Athen 1896 – Die Wiedergeburt der Olympischen Spiele. olympiastatistik.de, abgerufen am 1. März 2010.
  5. 1906 Olympics mark 10th anniversary of the Olympic revival. Canadian Broadcasting Corporation, 28. Mai 2008, abgerufen am 1. März 2010 (englisch).
  6. Ioannis Zelepos: Die Ethnisierung griechischer Identität, 1870-1912. Staat und private Akteure vor dem Hintergrund der „Megali idea“. Verlag Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56666-0, S. 8.
  7. Richard Clogg, Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert, Köln 1997, S. 171

Literatur

  • Richard Clogg: A Concise History of Greece. Cambridge 2002.
  • Richard Clogg: Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Köln 1997. ISBN 3-923889-13-7 (formal falsche ISBN)
  • Detlef Lotze: Griechische Geschichte. C.H.Beck, München 62004. ISBN 3-406-45014-8
  • Carl Wolfgang Paul Mendelssohn Bartholdy: Geschichte Griechenlands. Von der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 bis auf den unsere Tage. Olms, Hildesheim 2004, ISBN 3-487-12039-9 (Repr. d. Ausg. Leipzig 1870)
  • Michael Weithmann: Griechenland. Vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. (Ost- und Südosteuropa. Geschichte der Länder und Völker Band 1) Regensburg 1994. ISBN 3-7917-1425-2

Weblinks

 Commons: Griechische Monarchie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Griechenland (Begriffsklärung) — Griechenland ist: ein Staat in Südosteuropa, siehe Griechenland ein historisches Gebiet im Südosten Europas, siehe Antikes Griechenland ein ehemaliges Königreich in Südosteuropa, siehe Königreich Griechenland Siehe auch: Griechenland Rundfahrt… …   Deutsch Wikipedia

  • Griechenland — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik …   Deutsch Wikipedia

  • Griechenland (Liste der Herrscher) — Vor Alexander dem Großen bestand Griechenland aus Stadtstaaten und hatte daher noch keinen gemeinsamen Herrscher. Inhaltsverzeichnis 1 Hellenismus 1.1 Alexanderreich 1.2 Makedonisches Diadochenreich der Antigoniden 2 Römisch Byzantinische Zeit …   Deutsch Wikipedia

  • Königreich Italien (1861–1946) — Regno d’Italia Königreich Italien 1861–1946 …   Deutsch Wikipedia

  • Königreich Rumänien — Regatul României Königreich Rumänien 1881 1947 …   Deutsch Wikipedia

  • Griechenland [2] — Griechenland (Neu Griechenland, amtlich Hellas genannt, hierzu die Karte »Griechenland«), Königreich im SO. Europas, wurde 1832 gegründet, 1863 um die Ionischen Inseln (s. d.), 1880 um Thessalien und ein Stück von Epirus vergrößert und durch die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Königreich Serbien — Краљевина Србија Kraljevina Srbija 1882–1918 …   Deutsch Wikipedia

  • Griechenland [2] — Griechenland (Neue Geogr. u. Statistik), Königreich im südöstlichen Europa; erstreckt sich einschließlich der dazu gehörigen Inseln von 36° 10 bis 39°34 nördl. Br. u. von 38°20 bis 44°8 östl. Länge (von Ferro) u. ohne die Inseln von 36°22 bis… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Griechenland [4] — Griechenland (Gesch.). I. Älteste Zeit. Die älteste Geschichte G s u. seiner Bewohner ist in mythisches Dunkel gehüllt. Als Ahnen der späteren hellenischen Abkömmlinge werden verschiedene Völker u. Stämme genannt, die in Zersplitterung lebten,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Griechenland — (das alte, Hellas, Graecia), nimmt von der Halbinsel des Hämus den südl. Theil ein; es wird durch den Pindus und dessen westl. und östl. Ausläufer von Macedonien u. Illyrien geschieden u. erstreckt sich bei sehr wechselnder Breite in einer Länge… …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”