Gravierungen auf Megalithen der Bretagne

Gravierungen auf Megalithen der Bretagne
Multiple Bögen Gavrinis

Die Gravierungen auf Megalithen der Bretagne sind Quellen der prähistorischen Geistesgeschichte. Die Gravierungen befinden sich auf den Trag- und Decksteinen von Megalithanlagen, sowie auf Alignements und Menhiren. Beispiele aus dem Morbihan sind Kermarquer, Mané-er-Hroek, Kermario II oder Er Lannic.

Bei der Suche nach den Quellen dieser Kunst ist festzustellen, dass die bretonischen Hierogramme in Beziehung zur Iberischen Halbinsel stehen. Bei einigen Elementen ist die Verwandtschaft deutlich erkennbar. Der gemeinsame und zeitlich korrekte Ursprung kann im ostmediterranen Raum gefunden werden.

Nach Yannick Rolando ist eine Einordnung der Gravierungen möglich:

  • Schildförmige Bildzeichen sollen verschiedene Formen der Magna Mater darstellen. Mit oder ohne Kopf, mit Brüsten, oder Armen, manchmal konzentrisch vervielfältigt.
  • Beilförmige Bildzeichen sollen gestielte und ungestielte Äxte, darstellen. Ungeschäftete Äxte treten beinahe immer paarweise auf.
  • Krummstabförmige Bildzeichen bedeuten Báculos.
  • Kammförmige Bildzeichen sollen (diese Deutung ist besonders umstritten) tote heilige Tiere sein, deren Beine in die Luft gestreckt sind.
  • Andere Bildzeichen werden als Sonne, mit oder ohne Strahlen gedeutet. Es kann sich auch um Augen handeln, da auf spanischer Keramik häufig (allerdings viel später) nur die Augen der Magna Mater dargestellt wurden. Besonders stark abstrahierte Zeichen sind Darstellungen der Muttergottheit oder einer Schlange, die wiederum ein Synonym der Gottheit sein soll.

Extrem unterschiedlich sind die Deutungen im Falle Ritzung in der Allée coude (geknickt) von Luffang, Gemeinde Crach. Während S. von Cles-Reden und Yannick Rolando in der Zeichnung das Symbol der Dolmengöttin erkennen, deutet Werner Hülle sie als stilisierten Tintenfisch und meint, dass dieses Motiv schon im Rahmen der mesolithischen ostspanischen Felsbilder nachweisbar sei und vor allem in der bronzezeitlichen mykenischen Kultur gleichartig stilisierte Motive aufträten, z. B. auf Vasen und auf dem Boden des Megarons auf der Burg von Tiryns (Peloponnes).

Beim derzeitigen Stand der Wissenschaft müssen Deutungen allerdings umstritten bleiben, zumal die Symbolik in der Bretagne regionale Unterschiede aufweist und zudem Zeugnis einer zweitausendjährigen Bildtradition ist. Zu den ältesten Symbolen gehören die naturalistischen Darstellungen der Axt (auch kombiniert mit dem Pflug – Hache-Carrure), der Dolch und multiple Bögen (Gavrinis), marmiteartige Darstellungen mit einem Rostrum in der Scheitelregion (Mané-er-Hroek) und gehörnte Tiere (Table des marchands). Bei den Deutungen der abstrakten Symbole widersprechen sich dann Werner Hülle, Herbert Glöckner (der die Sonderstellung der Bretagne einräumt[1]), die z. B. auch mittel-, nordeuropäische und andere Gravierungen der Megalithkultur heranziehen, und Yannick Rolando.

Literatur

  • Herbert Glöckner: Dokumente zur Religion aus megalithischer Zeit. Zur Entwicklung aus der Kultur der westlichen Großsteingräber. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1988, ISBN 3-8204-9953-9, (Europäische Hochschulschriften 3, 356).
  • Werner Hülle: Steinmale der Bretagne. 2. Auflage. Dreves, Harburg/Rosengarten 1989, ISBN 3-924-532-00-1.
  • Yannick Rolando: La Préhistoire du Morbihan. Le Vannetais Littoral. 3e édition. Société polymathique, Vannes 1971.

Einzelnachweise

  1. „Von den (...) angeführten Formen und Zeichnungen heben sich die der Bretagne in eindrucksvoller Weise ab.“ Glöckner, S. 210

Weblinks


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