Gisi Fleischmann

Gisi Fleischmann

Gisi Fleischmann (Gisela Fischer) (* 1894 in Bratislava; † 18. Oktober 1944 in Auschwitz) war eine slowakische Frauenrechtlerin und Widerstandskämpferin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren und aufgewachsen ist Gisi Fleischmann in einer orthodoxen jüdischen Familie als älteste von drei Kindern von Julius Fischer (1866–1936) und Jetty Elinger (1871–1945). Ihre Eltern betrieben ein Hotel und ein Restaurant in Preßburg. Bereits als junge Frau schloss sie sich der zionistischen Bewegung an. Sie heiratete 1915 den Kaufmann Josef Fleischmann, mit dem sie zwei Töchter hatte: Alice (1917–1996) und Judith (1920–1997).

Sie wurde zu einer führenden Funktionärin der slowakischen zionistischen Frauenbewegung als Präsidentin der slowakischen Sektion der Women's International Zionist Organization WIZO. Ab 1933 strandeten in der Slowakei zunehmend mehr Personen, die aus Deutschland wegen der rassistischen Verfolgungen geflohen waren, die aber eigentlich nach Palästina auswandern wollten. Als Mitglied des Zentralkomitees der Juden in Bratislava übernahm Gisi Fleischmann das Auswanderungsreferat der Ústredňa Židov. 1939 reiste sie nach London zu Henry Bunbery, um Möglichkeiten für die Alija zu organisieren.

1941 wurde sie zur zentralen Koordinatorin in dem Netzwerk der Hechaluz von Nathan Schwalb und Saly Mayer mit dem Ziel, die slowakischen Juden vor der Deportation zu bewahren und ihnen die Flucht aus dem von den Nazis kontrollierten Ländern Europas zu ermöglichen.

Nach anfänglichem Zögern und nachdem bereits 80.000 slowakische Juden nach Polen deportiert worden waren, unterstützte sie den Verhandlungsplan der Pracovná Skupina des Rabbiner Michael Dov Weissmandel, die versuchen wollten, die noch in der Slowakei verbliebenen 20.000 Juden durch Geldzahlungen vor der Deportation zu bewahren. Es gelang ihr und ihren Mitkämpfern des slowakischen Judenrats mit Unterstützung der Jewish Agency, mehrere Hundert bereits deportierter Kinder aus Polen zurückzuholen und in Sicherheit zu bringen.

Während der Razzien nach dem slowakischen Nationalaufstand wurde sie am 28. September 1944 festgenommen und zunächst ins Arbeitslager Sereď deportiert. Weil sie sich weigerte, andere zu verraten, wurde sie im Oktober 1944 mit dem Gestapo-Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ nach Auschwitz deportiert und dort sofort nach ihrer Ankunft ermordet.

Zitat: „Ich bleibe, um zu helfen.“[1]

Literatur

  • Joan Campion: In the Lion's Mouth: Gisi Fleischmann & the Jewish Fight for Survival. Lanham 1987 ISBN 0-59500153-X
  • Joan Campion: Gisi Fleischmann and the Jewish fight for survival. Miami 1983
  • Peter Heumos: Die Emigration aus der Tschechoslowakei nach Westeuropa und dem Nahen Osten 1938–1945. Oldenbourg Verlag: München/Wien
  • Yirmeyahu Oskar Neumann: Gisi Fleischmann. Die Geschichte einer Kämpferin. WIZO (Women’s International Zionist Organization) Tel Aviv 1970
  • Yirmeyahu Oskar Neumann: Im Schatten des Todes. Ein Tatsachenbericht vom Schicksalskampf des slovakischen Judentums. Tel-Aviv 1956
  • Yehuda Bauer: Rudolf Vrba und die Auschwitz-Protokolle. Eine Antwort auf John S. Conway; In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45-2 (1997), Seite 297–308
  • Yehuda Bauer: American Jewry and the Holocaust: The American Jewish Joint Distribution Committee, 1939-1945: The American Jewish Joint Distribution Committee, 1939-45; 1981 ISBN 0814316727
  • Yehuda Bauer: Rethinking the Holocaust. 2002 ISBN 0300093004
  • Yehuda Bauer: „Onkel Saly“ − die Verhandlungen des Saly Mayer zur Rettung der Juden 1944/45 (pdf, 5,9 MB) In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 25 (1977), Seite 188–219
  • Yehuda Bauer: Die dunkle Seite der Geschichte - Die Shoah in historischer Sicht. Interpretationen und Re-Interpretationen. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag: Frankfurt am Main 2001 ISBN 3633541705
  • Saul Friedländer: Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. Beck-Verlag: München 2006 ISBN 3-406-54966-7
  • Ladislav Lipscher: Die Juden im Slowakischen Staat 1939-1945. Oldenbourg-Verlag: München/Wien 1979
  • Aron Grünhut: Katastrophenzeit des Slowakischen Judentums – Aufstieg und Niedergang der Juden von Pressburg. Tel-Aviv 1972
  • Katarína Hradská: Der deutsche Berater und die "Lösung der Judenfrage" in der Slowakei.
  • Katarína Hradská: Listy Gisely Fleischmannovej (1942-1944). Snahy Pracovnej skupiny o záchranu slovenských a európskych Židov.
  • Dalia Ofer & Lenore J. Weitzman: Women in the Holocaust. New Haven 1998 ISBN 0-300-07354-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://science.orf.at/science/news/136304

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