Gerfried Göschl

Gerfried Göschl
Gerfried Göschl am K2

Gerfried Göschl (* 3. Oktober 1972 in Schladming, Steiermark) ist ein österreichischer Bergsteiger. Er hat zahlreiche Alpin-Projekte als Initiator, Organisator und Leiter vorbereitet und erfolgreich umgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nanga Parbat - Austro Canadian NW Buttress

Göschl ist Diplompädagoge für Hauptschulen (Mathematik, Geschichte und Sport), Erlebnispädagoge und Jugend- und Familienberater. Als staatlich geprüfter Instruktor für Hochtouren ist er als Leiter von Bergfahrten und Expeditionen für den Österreichischen Alpenverein tätig. Er ist außerdem Mitglied beim Alpinen Rettungsdienst Gesäuse und lebt mit seiner Familie in Liezen.

Göschls Leidenschaft für das Bergsteigen wurde schon in seiner Kindheit geweckt. Sein Vater, Rainer Göschl, war ein erfolgreicher Höhenbersteiger. Ihm gelangen gemeinsam mit Hanns Schell u.a. die Erstbesteigung der Siebentausender Akher Tsagh (7017 m) und Diran (Minapin, 7266 m) in den Jahren 1966 und 1968.[1] In seiner Jugend bestieg Gerfried Göschl zahlreiche Gipfel auch auf schwierigen Routen in den heimatlichen Bergen im Gesäuse. Seine Laufbahn als Extrem- und Höhenbergsteiger begann 1999 mit der Expedition zum Momhil Sar (7342 m), bei der er gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder Rainer Wolfgang eine Erstbegehung versuchte. Zwei Jahre später gelang ihnen die Begehung des Muzthag Ata auf Ski.

Bergsteigerische Leistungen

  • In den Jahren 2002 und 2003 war Göschl mit seinem Bruder Rainer Wolfgang an den Achttausendern Cho Oyu und Gasherbrum erfolgreich.[2]
  • Internationale Aufmerksamkeit erregte Göschl 2005 durch seine Besteigung des Mount Everests ohne zusätzlichen Sauerstoff. [3] Er war dabei der erste Österreicher der den Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff und ohne Trägerhilfe bestieg. 29 Tage zuvor erreichte Göschl den Gipfel des Shisha Pangma. Dies war die erstmalige Besteigung beider Gipfel innerhalb einer Saison.
  • Im Juli 2007 erreichte Göschl den Gipfel des Broad Peak. Beim anschließenden Versuch im August 2007, den K2 zu besteigen, scheiterte er auf 7700 m wegen zu viel Schnees und zu großer Lawinengefahr.
  • 2009 beging Göschl den Nanga Parbat über den Nord-West-Pfeiler, einem sogenannten Königsweg (alpine Bezeichnung für Erstbegehung einer neuen Route) im Alpinstil, gemeinsam mit seinen Partnern Günther Unterberger, Louis Rousseau, Hans Goger und Sepp Bachmair. Bei dieser Expedition kam Wolfgang Kölblinger beim Abstieg vom Gipfel, den er am 10. Juli 2009 über die "Kinshofer-Route“ erreichte, durch einen Absturz ums Leben.[4] Ein weiterer Versuch Göschls, den K2 zu besteigen, scheiterte ebenfalls im Sommer 2009, wiederum an den Schneemassen und hoher Lawinengefahr, diesmal auf 8300 m Höhe.

8000er Besteigungen

Datum Gipfel Höhe Route Anmerkung / Partner
03.05.2002 Cho Oyu 8188 m Westflanke mit Bruder Rainer Wolfgang Göschl
04.07.2003 Gasherbrum II 8034 m Südwest-Sporn mit Bruder Rainer Wolfgang Göschl
03.05.2005 Shisha Pangma 8027 m Nordgrat/Chinesentraverse mit Günther Unterberger, Hans und Georg Wenzl
01.06.2005 Mount Everest 8848 m Nordsattel/Nordostgrat Erste österreichische Besteigung ohne Flaschensauerstoff und Trägerhilfe
20.07.2007 Broad Peak 8051 m Westflanke mit Günther Unterberger, Louis Rousseau, Hans und Georg Wenzl, Wolfgang Kölblinger
11.07.2009 Nanga Parbat 8125 m Nord-West-Pfeiler Routen-Erstbegehung mit Sepp Bachmair, Hans Goger, Louis Rousseau, Günther Unterberger
13.07.2011 Hidden Peak 8080 m

Expeditionsleitungen

Jahr Land Gipfel Beschreibung – Teilnehmer Anmerkung
2005 Tibet Shisha Pangma 11 Teilnehmer, 7 Teilnehmer am Zentralgipfel
2005 Tibet Mount Everest Solo-Expedition Erste österreichische Besteigung ohne Trägerhilfe und künstlichen Sauerstoff.
2007 Pakistan Broad Peak OeAV Jubiläumsexpedition, 26 Teilnehmer, 8 am Hauptgipfel, 4 Teilnehmer und 4 pakistanische Bergretter am Vorgipfel Der angeschlossene Expedition unter Georg Kronthaler gelang die Bergung des 2006 unterhalb des Hauptgipfels verstorbenen Markus Kronthaler.
2007 Pakistan K2 OeAV Expedition, 9 Teilnehmer Umkehr auf 7700 m wegen zu großer Schneemassen
2009 Pakistan Nanga Parbat OeAV Expedition, 20 Teilnehmer, 9 Teilnehmer am Gipfel Tödlicher Absturz von Wolfgang Kölblinger
2009 Pakistan K2 OeAV Expedition, 12 Teilnehmer Umkehr auf 8300 m wegen zu großer Schneemassen und zu großer Lawinengefahr

Soziales Engagement

Anlässlich der Erdbeben-Katastrophe 2005 in Kaschmir, hat Göschl gemeinsam mit seinem Vater eine Pakistanhilfe gegründet. Nach einer ersten, durch Spendengelder finanzierten Akuthilfe, engagieren sie sich für den Bau von Schulen. Aktuell wird eine von ihnen gegründete Schule im kleinen Bergdorf Lahore nahe Besham von vier auf sechs Klassen erweitert. Göschl, der selbst als Pädagoge tätig ist und durch zahlreiche Expeditionen die Bedürfnisse der pakistanischen Bevölkerung kennt, sieht in der Bildungsförderung die beste Möglichkeit um den Menschen ein Entkommen aus Armut, Elend und den Folgen des herrschenden Fundamentalismus zu ermöglichen.

Filme

  • Atemlos. 2005, Regie: Hubert Rieger. Dokumentarfilm über Göschls Doppel-Besteigung von Shisha Pangma und Mount Everest
  • Spuren für die Ewigkeit - Neuroute am Nanga Parbat. 2009, Regie: Hubert Rieger. Dokumentarfilm über die Expedition auf den Nanga Parbat 2009, Erstbegehung der Route “Austrio-Canadian North-West Buttress on Nanga Parbat”

Auszeichnungen

  • Landessportehrenzeichen in Gold des Landes Steiermark
  • Best of ExplorersWeb 2009 Awards: New Route on Nanga Parbat

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diran Erstbesteigung durch Rainer Göschl, everestnews.com, abgerufen am 22. August 2010.
  2. Gerfried Göschl for Shisha Pangma and Everest w/o O2, mounteverest.net abgerufen am 24. August 2010.
  3. Gerfried Göschl summits without oxygen: The report, everestnews.com abgerufen 24. August 2010.
  4. Victory and Tragedy on Nanga Parbat, gripped.com abgerufen 24. August 2010.

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