Gebirgsjägertruppe (Bundeswehr)

Gebirgsjägertruppe (Bundeswehr)
Bergmütze mit Edelweiß und silberner Biese. Die silberne Biese identifiziert den Träger als Offizier unterhalb der Generalität.

Die Gebirgsjägertruppe ist eine Truppengattung im Heer der Bundeswehr. Die deutsche Gebirgsjägertruppe zählt zu den Kampftruppen des Heeres und bildet mit der Fallschirmjäger- und der Jägertruppe die Infanterie des Heeres. Die Gebirgsjägertruppe bildet den infanteristischen Kern der deutschen Gebirgstruppe. Besonders ausgerüstet und ausgebildet ist die Gebirgsjägertruppe für den Kampf gegen Infanterie in schwierigem Gelände (insbesondere im Gebirge) und unter ungünstigen klimatischen Bedingungen.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die Gebirgsjägertruppe wird im Grunde ähnlich wie die Jägertruppe eingesetzt und ist ähnlich ausgerüstet. Sie unterscheidet sich von den Jägern durch die Besonderheiten, die sich aus dem Einsatzraum ergeben. Gebirgsjäger sind befähigt, den Kampf unter extremen Bedingungen, wie extremer Witterung (mit Schwerpunkt Winter), im schwierigen und im urbanen Gelände, sowie den Einsatz im Gebirge und im Hochgebirge, in der Wüste und im arktischen Gelände zu führen. Im skizzierten Umfeld führt die Gebirgsjägertruppe den infanteristischen Kampf gegen feindliche Infanterie, bedingt mittels Panzerabwehrwaffen auch gegen gepanzerte Fahrzeuge. Die Versorgung erfolgt abhängig von Gelände, Witterung und Feindlage durch Kraftfahrzeuge, Hubschrauber oder auch Tragtiere, besonders Maultiere. Die Gebirgsjäger können durch die Heeresflieger auch in unwegsamem Gelände gelandet werden. Die Soldaten der Hochgebirgszüge sind für den Einsatz im Hochgebirge ausgebildet und ausgerüstet. Sie sind erfahrene Alpinisten und führen allein oder in Kleingruppen ohne weitere Unterstützung Spezialaufträge durch. Aufgrund ihrer besonderen Kenntnisse beraten und unterstützen sie die übrigen Gebirgsjäger bei Einsätzen und der Bergrettung im schwierigen alpinen Gelände.[1]

Geschichte

Nach der Gründung der Bundeswehr kam es 1956 zur Aufstellung der 1. Gebirgsdivision, weil die NATO damals einen deutschen Großverband mit Gebirgskampfbefähigung verlangte. Zu ihr gehörten aber auch mechanisierte und gepanzerte Kräfte im großen Umfang, z. B. die Panzerbrigade 24 und die 1981 zur Panzergrenadierbrigade 22 umgerüstete Gebirgsjägerbrigade 22. Von Anfang an gehörten zu dieser Division aber auch Truppenteile der Gebirgsjägertruppe. 2001 wurde die Division in Garmisch-Partenkirchen aufgelöst. 2008 wurde das Gebirgsjägerbataillon 571 der Jägerbrigade 37 in Schneeberg aufgelöst, das das letzte Bataillon der Gebirgsjägertruppe im Erzgebirge war. Die Gebirgsjägertruppe ist damit wie vor dem Beitritt der ostdeutschen Länder zur Bundesrepublik 1990 wieder vollständig in Bayern stationiert. Die Gebirgsjägertruppe ist seitdem in der Gebirgsjägerbrigade 23, dem letzten Großverband der Gebirgstruppe, zusammengefasst.

Angehörige der Gebirgsjägertruppe werden wie auch andere Angehörige der Gebirgstruppe für ihre Verbindungen zum umstrittenen Kameradenkreis der Gebirgstruppe kritisiert.

Ausbildung

Gebirgsjäger der Bundeswehr bei einer Kletterübung in Mittenwald

Die grundlegenden infanteristischen Fähigkeiten werden den Gebirgsjägern an der Infanterieschule in Hammelburg vermittelt. Besondere Lehrgänge für den Kampf im besonderen Einsatzumfeld der Gebirgsjägertruppe führt die Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald durch. Die Gebirgs- und Winterkampfschule untersteht der Infanterieschule. Deren Kommandeur ist der General der Infanterie. Der General der Infanterie ist in besonderer Weise für die Ausbildung und die Weiterentwicklung der Truppengattungen Jäger-, Fallschirmjäger- und Gebirgsjägertruppe verantwortlich.

Besonders geeignete und speziell ausgebildete Bergsteiger/Kletterer und Skiläufer sind in drei Hochgebirgsjägerzügen zusammengefasst, von denen jeweils einer bei der Stabs- und Versorgungskompanie des Gebirgsjägerbataillons eingegliedert ist. Der Gebirgsdienst und die Ausbildung im Gebirge werden wesentlich durch die Heeresbergführer der Bundeswehr geprägt. Heeresbergführer sind Offiziere und Unteroffiziere der Gebirgstruppe, die in Zweitverwendung für den Dienst im Gebirge eine besondere bergsteigerische und skiläuferische Ausbildung an der Gebirgs- und Winterkampfschule erhalten. Sie stehen den Kommandeuren und Einheitsführern bei Ausbildung und Einsatz im Hochgebirge als Berater zur Seite.

Organisation

Einordnung

Die Gebirgsjägertruppe zählt zu den Kampftruppen des Heeres und bildet mit der Fallschirmjägertruppe und der Jägertruppe die Infanterie des Heeres. Die Gebirgsjägertruppe bildet den infanteristischen Kern der deutschen Gebirgstruppe, wobei diese Zugehörigkeit eine Kategorisierung jenseits der offiziellen Truppengattungen des Heeres ist. Von der Neuausrichtung der Bundeswehr bleibt die Gebirgsjägertruppe als einzige Truppengattung unbetroffen. Alle Standorte bleiben erhalten.

Aktive Truppenteile

Bezeichnung Ort Verband Kräftekategorie
Internes Verbandsabzeichen des Gebirgsjägerbataillons 231 Gebirgsjägerbataillon 231 Bad Reichenhall Gebirgsjägerbrigade 23 Stabilisierungskräfte
Internes Verbandsabzeichen des Gebirgsjägerbataillons 232 Gebirgsjägerbataillon 232 Bischofswiesen-Strub Gebirgsjägerbrigade 23 Stabilisierungskräfte
Internes Verbandsabzeichen des Gebirgsjägerbataillons 233 Gebirgsjägerbataillon 233 Mittenwald Gebirgsjägerbrigade 23 Stabilisierungskräfte

Außer Dienst gestellte Truppenteile

Ausrüstung

Hauptwaffensystem

Ein deutscher BV 206S der ISAF im Einsatz als Sanitätsfahrzeug

Als infanteristische Truppengattung verfügt die Gebirgsjägertruppe über vergleichsweise wenig Großgerät. Als Waffenträger dient der Wiesel. Als Transportfahrzeug im Gebirge dient unter anderem der BV 206 Hägglund. Das Gebirgsjägerbataillon 231 ersetzt für den Mannschafttransport den Transportpanzer Fuchs durch den GTK Boxer.

Uniformen

Dienstanzug eines Gebirgsjägers: Berganzug mit Bergmütze und Bergstiefeln

Die Waffenfarbe der Gebirgsjägertruppe, gezeigt beispielsweise als Farbe der Litzen und Kragenspiegel, ist (Jäger-) Grün. Die Waffenfarbe teilt sich die Gebirgsjägertruppe mit anderen infanteristischen Truppengattungen sowie der Panzergrenadiertruppe. Wie die meisten Angehörigen der Gebirgstruppe in der Gebirgsjägerbrigade 23 tragen die Gebirgsjäger eine besondere Uniform. Dienstanzug ist der Berganzug mit Skibluse, Keilhose und Bergstiefel. Als Kopfbedeckung zum Dienstanzug, außerhalb des Gefechtsdienstes häufig auch zum Feldanzug, wird statt dem Barett die graue Bergmütze mit dem Edelweißanstecker getragen. Ein Barett und ein Barettabzeichen gehören nicht zur Uniform der Soldaten in den Gebirgsjägerbataillonen. Nur Offizieranwärter der Gebirgsjägertruppe in den Offizieranwärterbataillonen tragen blaue Baretts mit Edelweiß und dem Barettabzeichen der Jägertruppe.

Taktisches Zeichen

Das taktische Zeichen der Gebirgsjägertruppe besteht dem allgemeinen NATO-Schema folgend aus dem Andreaskreuz und einem kleinen Dreieck am unteren Rand. Das Dreieck im unteren Feld ist ein stilisierter Berg als Hinweis auf das Operationsgebiet im Gebirge. Die meisten taktischen Zeichen der Truppenteile der Gebirgstruppe zeigt dieses Symbol. Das Andreaskreuz ist das Grundzeichen aller Infanterietruppenteile der NATO. Es steht für gekreuzte Gewehre, Schwerter oder Bandeliers.

Dienstgradbezeichnungen

Die Bezeichnung der Dienstgrade entspricht den üblichen Bezeichnungen im Heer. Niedrigster Dienstgrad in Gebirgsjägerbataillonen ist der Jäger. Er entspricht dem Dienstgrad Schütze, Funker, Panzergrenadier, usw. anderer Truppengattungen.

Literatur

  • Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, 2007, ISBN 3613025922.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Infanterie. Bundesarchiv, abgerufen am 10. Oktober 2010.

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