Gabrielle Giffords

Gabrielle Giffords
Gabrielle Giffords (März 2010)

Gabrielle Dee Giffords (* 8. Juni 1970 in Tucson, Arizona) ist eine US-amerikanische Politikerin. Seit 2007 vertritt die Demokratin den achten Kongresswahlbezirk des Bundesstaates Arizona im US-Repräsentantenhaus. Ihre derzeitige Amtszeit läuft bis zum 3. Januar 2013.

Am 8. Januar 2011 wurde sie bei einem Attentat auf ihre Person, das sechs Todesopfer forderte, lebensgefährlich verletzt.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Ausbildung

Giffords wurde in Tucson, Arizona als Tochter von Spencer und Gloria Giffords geboren.[1] Sie besuchte bis 1988 die dortige University High School, machte 1993 ihren Bachelor-Abschluss am Scribbs College in Claremont, Kalifornien in Lateinamerikanischer Geschichte und Soziologie und studierte mit einem Fulbright-Stipendium ein Jahr im mexikanischen Chihuahua. 1996 erwarb sie einen Master Degree an der Cornell Universität in Ithaca, New York in Regionalplanung.[2]

Giffords Großvater, Akiba Hornstein, Sohn eines litauischen Rabbiners, ließ sich in den 1940er Jahren in Arizona nieder, wo er seinen Namen änderte und das Familienunternehmen „El Campo Tire“ gründete, das Autoreifen verkaufte. Giffords, deren Mutter der Christian-Science-Kirche angehört, versteht sich als Jüdin und ist Mitglied einer jüdischen Reformgemeinde in Tucson.[3] Sie ist seit 2007 mit Mark E. Kelly verheiratet, einem Militärpiloten und Astronauten, der für die NASA arbeitet und an mehreren Space-Shuttle-Missionen beteiligt war.[2]

Berufliche und politische Karriere

Giffords war für das Dienstleistungsunternehmen PricewaterhouseCoopers in New York tätig bevor sie 1996 nach Tucson zurückkehrte und die Leitung des Autoreifengeschäfts ihrer Familie übernahm, das sie im Jahr 2000 an Goodyear verkaufte und danach ihre eigene Kapitalanlagefirma gründete.

Sie war mit 18 der Republikanischen Partei beigetreten. 1999 trat sie wegen deren konservativen sozialen Positionen aus und trat der Demokratischen Partei bei.[4] Ein Jahr später wurde sie ins Repräsentantenhaus von Arizona, im Jahr 2002 in den Senat von Arizona gewählt, dem sie als jüngstes weibliches Mitglied in dessen Geschichte bis 2005 angehörte.[2]

Bei den Kongresswahlen des Jahres 2006 wurde Giffords für den achten Distrikt von Arizona mit 54 % der Wählerstimmen in das US-Repräsentantenhaus in Washington gewählt. Zwei Jahre später setzte sie sich bei ihrer Wiederwahl mit 56,2 % gegen den republikanischen Gegenkandidaten durch. Bei den Wahlen des Jahres 2010 wurde sie mit 49 % der Stimmen und einer Mehrheit von lediglich gut 4000 Stimmen wiedergewählt.[5] Ihr Gegenkandidat, der Republikaner Jesse Kelly, einer der Top Ten Tea Party Kandidaten,[6] erhielt 47 % der Stimmen.[2]

Giffords hatte zu den zwanzig demokratischen Abgeordneten gehört, deren Wiederwahl Sarah Palins politisches Aktionskomittee gezielt zu verhindern suchte. Auf einer USA-Karte hatte Palin die entsprechenden Wahlbezirke mit Fadenkreuzen, wie sie im Zielfernrohr von Feuerwaffen erscheinen, markiert.[4] Giffords hatte Palins Fadenkreuze damals mit den Worten kommentiert: „Wenn man so etwas macht, muss man wissen, dass das Folgen haben kann.“[7] Giffords war eine von nur zwei der von der Tea-Party-Bewegung derart aufs Korn genommenen Kandidaten, die wiedergewählt wurden.[5]

Giffords ist Mitglied der New Democrat Coalition und zählt zur sogenannten Blue Dog Coalition der Demokratischen Partei, die konservative Demokraten vereinigt. Sie ist Mitglied im Streitkräfteausschuss, im Auswärtigen Ausschuss und im Wissenschafts- und Technologieausschuss. Sie setzt sich für erneuerbare Energien, insbesondere die Sonnenenergie ein und für das Recht auf Besitz von Waffen für Privatpersonen. Sie unterstützt das Militär und den Einsatz in Afghanistan, war jedoch gegen den Irakkrieg und forderte den Abzug der Truppen, stimmte aber für die Erhöhung des Militärhaushalts. Giffords trat als engagierte Unterstützerin der Gesundheitsreform von US-Präsident Barack Obama auf und befürwortet die embryonale Stammzellenforschung.[5]

Attentat

Hauptartikel: Attentat von Tucson

Am 8. Januar 2011 hielt Giffords vor einem Supermarkt in Casas Adobes, einem Vorort von Tucson, einen öffentlichen „Congress on Your Corner“. Dabei schoss der 22-jährige Jared Lee Loughner der Politikerin aus nächster Nähe in den Kopf und anschließend auf weitere Personen.[8] Giffords überlebte das Attentat mit lebensgefährlichen Verletzungen.[9] Sechs Menschen starben, darunter ein neunjähriges Mädchen und der Bundesrichter John McCarthy Roll. Neben Giffords wurden noch 13 weitere Menschen verletzt.[10] Der mutmaßliche Täter wurde während der Tat von Zuschauern überwältigt und von der Polizei in Gewahrsam genommen.[11]

Genesung

Giffords wurde 38 Minuten nach dem Kopfschuss von einem Militärarzt im Stadtkrankenhaus von Tucson operiert. Dabei wurde ein Teil ihrer Schädeldecke entfernt, um einer Gehirnschwellung Platz zu geben. Weil die Kugel eine geringe Mündungsgeschwindigkeit hatte und keine zentralen Gehirnbereiche durchschlug, überlebte sie.[12] Sie wurde in ein künstliches Koma versetzt, konnte aber bei gelegentlichem Erwachen einfache Kommandos befolgen, etwa einen Finger heben und beide Arme bewegen.[13] Am 11. Januar konnte sie wieder selbstständig atmen. Ein hinzugezogener Neurologe der US-Armee erklärte, aufgrund des günstigen Verlaufs des Schusskanals habe sie eine über 50-prozentige Chance, ihre Bewegungsfähigkeit zu erhalten.[14] Experten rechneten mit ihrer vollständigen Erholung innerhalb eines Jahres oder länger.[15]

Gabrielle Giffords bei ihrer Rückkehr ins Repräsentantenhaus am 1. August 2011

Am 12. Januar öffnete Giffords kurz nach einem Besuch von US-Präsident Barack Obama erstmals ihre Augen.[16] Am 17. Januar wurde eine beschädigte Augenhöhle, über der die Kugel ausgetreten war, operativ repariert.[17] Sie konnte beide Körperhälften benutzen und signalisieren, dass sie Besucher höre und sehe.[18] Am 21. Januar wurde sie in ein Rehabilitationszentrum in Houston, Texas, verlegt, wo sie Physiotherapie erhielt.[19] Dort erlangte sie bis zum 9. Februar ihre Sprechfähigkeit wieder.[20] Im Juni 2011 wurde sie aus der stationären Behandlung entlassen.

Am 1. August 2011 erschien Giffords erstmals seit dem Attentat wieder im Kongress und nahm an der Abstimmung des Repräsentantenhauses über das Maßnahmenpaket zur Überwindung der Haushaltskrise teil.[21]

Im November 2011 erschienen ihre Memoiren unter dem Titel Gabby: A Story of Courage and Hope.[22]

Werke

Einzelnachweise

  1. Stephanie Innes: Giffords is 1st female Jew elected from Ariz.. Arizona Daily Star, 4. März 2007, (englisch), abgerufen am 10. Januar 2011
  2. a b c d Matt Schudel: Gabrielle Giffords: Congresswoman seen as rising Democratic star. The Washington Post, 8. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 10. Januar 2011
  3. Ron Kampeas: Giffords known for her openness and Judaism. JTA, Jewish Journal, 9. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 10. Januar 2011
  4. a b Anschlagsopfer Gabrielle Giffords: Im Fadenkreuz des Hasses. Stern.de, 10. Januar 2011, abgerufen am 25. Februar 2011
  5. a b c James Rowley: Giffords Is Centrist Who Defies Political Labels, Bloomberg Businessweek, 10. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 25. Februar 2011
  6. Kasie Hunt: Top 10 'Tea Party' Candidates to Watch, AZCentral.com, 21. September 2010, (englisch), abgerufen am 25. Februar 2011
  7. Attentat in Arizona: Im Fadenkreuz von Sarah Palin Stern.de, 9. Januar 2011, abgerufen am 25. Februar 2011
  8. Craig Kanalley: Jared Lee Loughner Identified As Gabrielle Giffords Shooter. The Huffington Post, 8. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 9. Januar 2011
  9. Rep. Giffords shot, judge and 5 others killed at Tucson event. Arizona Daily Star, 8. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 9. Januar 2011
  10. Reports: Judge Roll Received Death Threats cbsnews.com, 8. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 9. Januar 2011
  11. Marc Lacey: Evidence Points to Methodical Planning. The New York Times, 9. Januar 2011, (englisch), abgerufen am 10. Januar 2011)
  12. Holger Dambeck (Der Spiegel, 10. Januar 2011: Anschlagsopfer: Wie Ärzte um Gabrielle Giffords' Leben kämpfen
  13. MSNBC, 11. Januar 2011: Doctor: Giffords has '101 percent chance' of surviving
  14. David Brown (The Washington Post, 11. Januar 2011): Bullet path may decide Giffords's fate
  15. Elizabeth Landau (CNN, 11. Januar 2011): Giffords in key period after brain injury
  16. CBS News, 12. Januar 2011: Obama: Rep. Giffords „Opened Her Eyes“ Today
  17. CNN, 17. Januar 2011: Giffords undergoes successful operation to repair eye socket
  18. Der Spiegel, 17. Januar 2011: Blutbad von Tucson: Abgeordnete Giffords auf dem Weg der Besserung
  19. CNN, 21. Januar 2011: Giffords arrives in Houston
  20. Der Spiegel, 9. Februar 2011: Gabrielle Giffords: Verletzte US-Abgeordnete kann wieder sprechen
  21. Haushaltsstreit: Repräsentantenhaus stimmt Sparkompromiss zu, Spiegel Online, 2. August 2011, abgerufen am 2. August 2011
  22. Qualvoller Kampf zurück ins Leben. In: Spiegel Online vom 15. November 2011

Weblinks

 Commons: Gabrielle Giffords – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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