GUTi (Verkehrskonzept)

GUTi (Verkehrskonzept)
Logo des GUTi

GUTi ist die Abkürzung für „Gästeservice Umweltticket“. Mit diesem ist in verschiedenen Gemeinden des Bayerischen Waldes die Nutzung von Bus und Bahn mit Kurkarten kostenlos möglich [1]. Es ist Teil des Nationalpark-Verkehrskonzept Bayerischer Wald.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Erste Bestrebungen um kostenlosen Bus- und Bahnverkehr gab es in den Gemeinden Spiegelau, Neuschönau und St. Oswald-Riedlhütte im Frühjahr 2009. Diese schlossen mit dem Busbetreiber RBO einen Vertrag, das ab Beginn der Sommersaison am 1. Mai 2009 die von ihnen ausgegebenen Kurkarten auch als Fahrscheine in den Igelbussen des Rachel-Lusen-Gebietes gelten. Der Preis für die Kurkarten wurde aus diesem Grund angehoben. Spiegelau und St. Oswald-Riedlhütte hoben die Preise von 80 Cent auf 1,30 Euro pro Tag an, Neuschönau von 55 Cent auf 1 Euro pro Tag an[2] [3].

Im Laufe des Jahres 2009 und Frühjahr 2010 wurde aus diesen Anfängen das sogenannte "Gästeservice-Umweltticket GUTi" entwickelt. Es sollten 31 Cent pro Tag der Kurtaxe in die Umlage abgeführt werden. 30 Cent fließen den Verkehrsunternehmen zu, ein Cent dem Nationalparkverkehrskonzept Bayerischer Wald[4]. Ab dem 1. Mai 2010 galten mit diesem die Kurkarten in den Kommunen Grafenau, Spiegelau, Schönberg, St. Oswald-Riedlhütte, Bayerisch Eisenstein, Frauenau, Neuschönau und Hohenau als Fahrschein im Tarifgebiet des Bayerwald-Tickets. Die Stadt Zwiesel führte diesen Service ab dem 1. Juni 2010 ein. Im Juli 2009 lehnte die Gemeinde Bodenmais die Einführung aus Kostengründen ab. Lindberg trat zum 1. August 2010 bei. Mauth, ab dem 1. November 2010 und die Stadt Regen, ab dem 1. Dezember 2010, haben ebenfalls beschlossen das GUTi einzuführen[5]. Zunächst sollte ein Beitritt weiterer Gemeinden in der Pilotphase nach dem 1. Januar 2011 abgelehnt werden um Vergleichsdaten für ein ganzes Jahr zu bekommen. [6] Allerdings beschloss bereits Ende September 2010 die Gemeinde Lam zum 1. Juli 2011 das GUTi einzuführen. Mit dieser Gemeinde trat erstmals eine Gemeinde des Landkreises Cham bei. Damit soll der Geltungsbereich auch auf diesen Landkreis ausgedehnt werden.

Durch die Einführung des GUTi kam es im Mai 2010 zu einer Verdreifachung der Fahrgastzahlen im Vergleich zum Vorjahresmonat.[7] Auf der Bahnstrecke Zwiesel–Grafenau stieg die Auslastung nach der Einführung des GUTis bei bestimmten Zügen auf 80 - 100%. [8] Im Gegenzug ging der Verkauf des Bayerwald-Tickets um ein Drittel zurück[9].

In Folge dieser Entwicklung wurden die Verkehrszeiten der Winter-Igelbusse der Saison 2010/11 im Rachel-Lusen auf täglichem Betrieb von Dezember bis Mai ausgeweitet und im Falkensteingebiet wurde das Fahrtenangebot verdichtet.

Zum 1. Januar 2011 führen die Gemeinden des Zweckverbandes Nationalparkgemeinden Bayerischer Wald mit Ausnahme von Freyung die sogenannte Nationalpark-Card ein. Diese baut auf das GUTi auf und vereinheitlicht die Leistungen der einzelnen Gästekarten in allen diesen Kommunen.

Am 15. Januar 2011 führte die Gemeinde Langdorf das GUTi-Ticket ein. Damit haben nun, mit einer Ausnahme, alle Gemeinden der beiden Landkreise Regen und Freyung-Grafenau entlang der drei Waldbahnstrecken das GUTi-Ticket eingeführt.

Ende Mai 2011 unterzeichneten acht Gemeinden des Landkreises Cham eine Vereinbarung mit der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Cham zur Nutzung der Kurkarten als Fahrscheine. Zum 1. Juli 2011 können Feriengäste in Grafenwiesen, Hohenwarth, Lohberg, Miltach und Neukirchen beim Heiligen Blut mit ihrer Kurkarte im Landkreis Cham mit Bussen und Bahnen fahren. Zum 1. Januar 2012 können dies auch Feriengäste in Arrach und Blaibach. Die Gemeinde Lam wählte aus ihrer geographischen Nähe zum Landkreis Regen eine Verbindung aus GUTi- und VLC-Ticket. Die Feriengäste dieser Gemeinde können ab 1. Juli 2011 in den Landkreise Freyung-Grafenau, Regen und Cham kostenlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren[10].

Durch den Beitritt der Gemeinde Lam am 1. Juli 2011 erweiterte sich der Gültigkeitsbereichs des GUTi auf den Landkreis Cham. Die Kurkarten der Gemeinde Lam und der in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen gelegenen GUTi-Gemeinen ist somit in den drei Landkreisen im Bus und Bahnverkehr, sowie bis Bodenwöhr und Schwandorf im Zugverkehr gültig.

Insgesamt haben damit bis ein Jahr nach Einführung des GUTi-Tickets 22 der 88 Gemeinden aus den Landkreisen Cham, Freyung-Grafenau und Regen sich dem System angeschlossen.

Geltungsbereich

Der Geltungsbereich entspricht heute dem des Bayerwald-Tickets und dem Tarifgebiet der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Cham (VLC). Dieses umfasst die Landkreise Regen, Freyung-Grafenau und Cham. Darüber hinaus werden die Tickets bei Zugfahrten nach Bodenwöhr und Schwandorf anerkannt. Nach Tschechien wird das Ticket in Busverbindungen des Unternehmen Ostbayernbus aus den Landkreisen Regen und Cham und in den Zügen der Waldbahn nach Špičák anerkannt.

Zwischen Mai und August 2010 wurde das Ticket nicht in Tschechien anerkannt. Erst Nachverhandlungen mit der Tschechischen Bahn führten zur Gültigkeit in Tschechien seit 1. September 2010.

Zum 1. Juli 2011 erweiterte sich das Tarifgebiet durch Beitritt der Gemeinde Lam auf den VLC.

Explizit nicht gültig ist das Ticket auf folgenden drei Bahnstrecken: Gotteszell–Viechtach (Wanderbahn im Regental), Passau–Freyung (Ilztalbahn) und Gotteszell-Plattling. Erstere beiden sind privat betriebene Sonderzuglinien mit eigenem Tarif. Hier gibt es lediglich teilweise Rabatt auf die Fahrkarten. Letztere Bahnstrecke ist zwar im Waldbahnsystem enthalten, liegt jedoch im Landkreis Deggendorf. Eine dem „Bayerwald-Ticket Plus“ entsprechende Variante, die diese Strecke enthalten würde, ist beim GUTi nicht erhältlich. Somit müssen hier Fahrkarten zum Nahverkehrstarif der Deutschen Bahn gelöst werden um diese Strecke fahren zu dürfen.

Umlage

Die Einnahmen des GUTi ließen zusammen mit den Einnahmen des Bayerwald-Tickets in einen gemeinsamen Topf. Diese werden dann je nach gefahrenen Fahrzeugkilometern unter den Unternehmen der Tarifgemeinschaft aufgeteilt. [11]

Ausstellung des Tickets

Grundlage für die Ausstellung des Tickets ist ein elektronisches Meldewesen. Vermieter die an das elektronische Meldewesen ihrer Gemeinde angeschlossen sind, können ihren Gästen das Ticket vor Ort ausdrucken. Hierbei wird als Sicherheitsmerkmal für jeden Gast ein individueller Strichcode auf das Ticket gedruckt. Für Gäste die bei Vermieter, die nicht an das elektronische Meldewesen angeschlossen sind, übernachten wird das Ticket bei den örtlichen Touristinfos ausgestellt.

Teilnehmende Gemeinden

  • Neuschönau (seit 1. Mai 2009 Igelbus, seit 1. Mai 2010 GUTi)
  • Sankt Oswald-Riedlhütte (seit 1. Mai 2009 Igelbus, seit 1. Mai 2010 GUTi)
  • Spiegelau (seit 1. Mai 2009 Igelbus, seit 1. Mai 2010 GUTi)
  • Bayerisch Eisenstein (seit 1. Mai 2010)
  • Frauenau (seit 1. Mai 2010)
  • Grafenau (seit 1. Mai 2010)
  • Hohenau (seit 1. Mai 2010)
  • Schönberg (seit 1. Mai 2010)
  • Zwiesel (seit 1. Juni 2010)
  • Lindberg (seit 1. August 2010)
  • Mauth (seit 1. Dezember 2010)
  • Regen (seit 1. Dezember 2010)
  • Langdorf (seit 15. Januar 2011)
  • Lam (seit 1. Juli 2011)
  • Grafenwiesen (seit 1. Juli 2011, nur VLC)
  • Hohenwarth (seit 1. Juli 2011, nur VLC)
  • Lohberg (seit 1. Juli 2011, nur VLC)
  • Miltach (seit 1. Juli 2011, nur VLC)
  • Neukirchen Hl. Blut (seit 1. Juli 2011, nur VLC)
  • Rinchnach (geplant)
  • Arrach (ab 1. Januar 2012, nur VLC)
  • Blaibach (ab 1. Januar 2012, nur VLC)

Die Kurkarten der teilnehmenden Gemeinden haben verschiedene Gültigkeitsbereiche. Vom 1. Mai 2010 bis 30. Juni 2011 hatten die GUTi-Tickets den Geltungsbereich des Bayerwald-Tickets. Seit 1. Juli 2011 den des Bayerwald-Tickets und der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Cham (VLC). Ist bei Gemeinden "nur VLC" angegeben, so gelten diese nur bei der VLC als Fahrschein.

Ziele

Die Ziele zur Einführung des GUTis sind auf Seiten der Feriengäste durch den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr an die Region Bayerischer Wald gebunden werden und innerhalb der Naturparke und des Nationalparks sich umweltfreundlicher bewegen. Die Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs versprechen sich dadurch eine gesicherte finanzielle Grundversorgung. Von Seiten der Gemeinden besteht die Hoffnung das sich die Meldemoral steigert und das sich mehr Vermieter an das elektronische Meldewesen anschließen. Neben der Bindung ihrer Gäste an die Region erhoffen sich die Vermieter eine Steigerung der Attraktivität durch den ermöglichten größeren Aktionsradius ihrer Kunden.

Übernachtungszahlen

Ein zentraler Aspekt, der in den Diskussionen um die Einführung des GUTis in Gemeinden geführt wurde, ist die Steigerung der Übernachtungszahlen. Nach den Zahlen des statistischen Landesamtes entwickelten sich die Übernachtungszahlen in den teilnehmenden Gemeinden im Vergleich zu den Vorjahreszahlen in den ersten fünf Monaten positiv. Es waren 3.320 Übernachtungen von Mai bis September 2010 mehr zu verzeichnen. In den Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen gingen im Vergleichszeitraum die Übernachtungszahlen um 42.101 zurück. Somit entwickelten sich die Zahlen in den teilnehmenden Gemeinden um 4,0% besser als in den nichtteilnehmenden Gemeinden der beiden Landkreise. Der Anteil der Übernachtungen in GUTi-Gemeinden an den gesamten Übernachtungen der beiden Landkreise betrug 28,8%, gegenüber 28,0% im Vorjahr[12].

Sonstiges

  • Das Akronym GUTi ist eine Anlehnung an das bairische Wort für Bonbon.

Einzelnachweise

  1. Bayerwald-Ticket
  2. Grafenauer Anzeiger 21. Februar 2009: "Kurkarte als Busticket"
  3. Grafenauer Anzeiger 14. März 2003 "Spiegelauer Alleingang macht Schule"
  4. Passauer Neue Presse Ausgabe F 14. April 2010: "Ein „GUTI“ für die Bayerwaldtouristen"
  5. Bayerwald Bote 15. Juli 2010: "Auch die Regener Gäste bekommen das GUTi"
  6. Bayerwald Bote 29. Juli 2010: GUTi: Letzter Beitrittstermin ist der 1. Januar 2011
  7. Passauer Neue Presse Ausgabe F 21. Juli 2010: „Die Bahnreaktivierung kommt Zug um Zug näher “
  8. Bayerwald Bote 29. Juli 2010: GUTi: Letzter Beitrittstermin ist der 1. Januar 2011
  9. Bayerwald Bote Regen 30. Oktober 2010: „GUTi-Erfolg überrollt die Bahn“
  10. Mittelbayerische Zeitung:"Acht Gemeinden bieten Gästen freie Fahrt" - 20. Mai 2011
  11. Passauer Neue Presse Ausgabe F 11. August 2010: „GUTi: Erfolgskonzept mit Raum zur Weiterentwicklung“
  12. Bayerisches Landesamt für Statistik: Statistik 45511 Monatserhebung Tourismus
  13. Gäste-Ticket des Landkreises Cochem-Zell

Website

www.guti.by Offizielle Homepage


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