Fürstentum Tschernigow

Fürstentum Tschernigow
Fürstentum Tschernigow (blau) vor der Mongoleninvasion 1237

Das Fürstentum Tschernigow (russisch Черниговское княжество) war ein Teilfürstentum der Kiewer Rus mit der Hauptstadt Tschernigow. Das Fürstentum entstand nach 1023 auf dem Gebiet des Stammes der Sewerjanen und wurde im Folgenden zu einem der politisch und wirtschaftlich bedeutendsten Bestandteile des Reiches. Die Fürsten von Tschernigow kämpften mehrfach um die Kiewer Großfürstenwürde, während die Herrschaft über Tschernigow lange Zeit die Angesehenste nach Kiew war.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts umfasste das Fürstentum ein weitläufiges Territorium östlich des Dneprs. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich bis nach Murom und Rjasan in Nordosten und bis zum Wilden Feld im Südosten. Zu den wichtigen Städten des Fürstentums gehörten Nowgorod-Sewerski, Starodub, Brjansk, Putiwl, Kursk, Gluchow und Gomel. Mit der Zeit löste sich Murom-Rjasan aus dem Fürstentum Tschernigow heraus.

Die Kirche der Hl. Boris und Gleb, erbaut 1097 bis 1123

Der Niedergang des Fürstentums setzte im Jahr 1239 ein, als es im Zuge der mongolischen Invasion der Rus verwüstet wurde. Nach dem Tod des Fürsten Michail Wsewolodowitsch im Jahr 1246 spaltete es sich in mehrere kleinere Teile, darunter die Fürstentümer um Brjansk, Nowosil, Karatschew und Tarussa. Das von den Mongolen zerstörte Tschernigow, lange Zeit eine der größten Städte in der ganzen Rus, konnte die Funktionen der Hauptstadt nicht mehr erfüllen, so dass diese nach Brjansk verlegt wurde. Die feudale Spaltung setzte sich auch im 14. Jahrhundert fort. Im Folgenden gelangten die Gebiete des Fürstentums in den Einflussbereich des Großfürstentums Litauen. Am Ende des 15. Jahrhunderts liefen viele orthodoxe Adlige mit ihren Ländereien zum Großfürstentum Moskau über, nachdem sie in Litauen immer mehr vom Katholizismus bedrängt wurden.

Siehe auch

Literatur

  • Голубовский Н. История Северской Земли до половины XIV ст. Київ 1882
  • Зайцев А. Черниговское Княжество, древнерусские княжества X — XIII ст. М. 1975

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