Friedrich Ludwig III. Graf Truchsess zu Waldburg

Friedrich Ludwig III. Graf Truchsess zu Waldburg
Friedrich Ludwig III. Graf Truchsess zu Waldburg, Lithographie von Friedrich Oldermann nach einer Zeichnung von Franz Krüger, um 1840

Friedrich Ludwig III. Graf Truchsess zu Waldburg (* 25. Oktober 1776 in Tangermünde; † 18. August 1844 in Torre Pellice) war ein deutscher Diplomat und Politiker.

Leben

Friedrich Ludwig III. Graf Truchsess zu Waldburg wurde in Tangermünde geboren und wuchs im ostpreußischen Schloss Waldburg-Capustigall bei Königsberg auf. Von 1793 bis 1800 absolvierte in Berlin eine militärische Ausbildung bei der Garde du Corps, wurde 1801 Kammerherr am württembergischen Hof in Stuttgart und heiratete am 12. Juli 1803 Prinzessin Maria Antonia von Hohenzollern-Sigmaringen (1781–1831). Ab 1804 war er württembergischer Gesandter in Wien, ab 1806 in gleicher Funktion in Paris. Im Mai 1808 erhielt er schließlich den Posten des Oberhofmeisters von König Jérôme Bonaparte in Kassel, nachdem seine Frau schon am 1. Dezember 1807 Oberhofmeisterin von Königin Katharina geworden war.

Etwa im November 1808 berief er Ludwig van Beethoven als Kapellmeister nach Kassel. Beethoven erwog ernsthaft, diesem Ruf zu folgen, lehnte aber im März 1809 ab.

Im Mai 1809 verließen Friedrich Ludwig und seine Frau Kassel. Er hielt sich anschließend längere Zeit in Italien auf und trat 1813 im Range eines Obersts der bayerischen Armee bei, um geheime Verhandlungen mit Zar Alexander I. zu führen. Im April 1814, nun wieder in preußischen Diensten, begleitete er Napoleon ins Exil auf die Insel Elba und veröffentlichte darüber einen Bericht, der interessante Einblicke in Napoleons Persönlichkeit gewährt.[1]

1816 wurde er preußischer Gesandter in Turin am Hofe des Königs von Sardinien. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Prinzen Carlo Alberto (1798–1849), der 1831 zum König von Sardinien gekrönt wurde.[2] Seine besondere Fürsorge galt der religiösen Gemeinde der Waldenser, die in den Tälern um Turin in erschreckender Armut lebten. Bereits 1822 nutzte er eine in Verona abgehaltene Konferenz der Heiligen Allianz, um die europäischen Delegierten auf die Missstände aufmerksam zu machen. König Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I. unterstützten ihn daraufhin beim Aufbau eines Hospitals.

1827 wurde er preußischer Gesandter in Den Haag, wo seine Frau 1831 starb. Im März 1832 kehrte er nach Turin zurück. 1837 erreichte er den Rang eines Generalleutnants, 1840 verlieh ihm König Friedrich Wilhelm IV. den Roten Adlerorden erster Klasse. Am 18. August 1844 starb Graf Truchsess-Waldburg in Turin und wurde seinem Wunsch gemäß in Torre Pellice beigesetzt, dem Hauptort der Waldenser.

Literatur

  • Hans Graf zu Dohna, Waldburg-Capustigall. Ein ostpreußisches Schloß im Schnittpunkt von Gutsherrschaft und europäischer Geschichte, 2. Aufl., Limburg 2009, S. 75–88 und 235f. (Stammtafel)
  • Klaus Martin Kopitz, Beethovens Berufung nach Kassel an den Hof Jérôme Bonapartes. Eine Spurensuche, in: Die Tonkunst, Jg. 5, Nr. 3 vom Juli 2011, S. 326–335

Einzelnachweise

  1. Napoleon Buonaparte’s Reise von Fontainebleau nach Frejus vom 17. bis 29. April 1814, herausgegeben von dem zur Begleitung Nap. Buonaparte’s allerhöchst ernannten Königl. Preuß. Commissarius Grafen v. Truchses-Waldburg, Berlin 1815
  2. Vgl. Lettere di Carlo Alberto a Federico Truchsess, hrsg. von Francesco Salata und Niccolò Rodolico, Florenz 1937. – Der für die Edition benutzte Nachlass des Grafen befand sich damals auf Schloss Waldburg-Capustigall bei Königsberg, das 1945 vollständig zerstört wurde. Etwa 80 der Briefe von Carlo Alberto besitzt heute Hans Graf zu Dohna in Potsdam.

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