Friedrich Klausener

Friedrich Klausener

Friedrich Klausener (* 11. Januar 1818 in Burtscheid[1]; † 28. Mai 1880 ebenda[2]; vollständiger Name: Caspar Friedrich Klausener, auch Gaspard-Friedrich Klausener) war ein Burtscheider Baumeister und beigeordneter Bürgermeister von Burtscheid.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Abstammend von der im 18. Jahrhundert aus Flirsch nach Burtscheid ausgewanderten Familie Klausener war Friedrich Klausener der Sohn von Johann Theodor Klausener (1777–1824) und der Maria Katharina Biekers (Beckers), sowie Neffe des Trappistenmönchs und Abtes der Abtei Oelenberg Petrus Klausener und war verheiratet mit Wilhelmine Kremers (* 28. Juni 1823; † 8. Oktober 1897 Burtscheid). Sein Patrizier-Haus befand sich in der Neustraße 23. Die Neustraße zweigt vom Krugenofen ab und führt zum Altdorf in Burtscheid. Sie wurde 1466 als Raederstraße, danach als Rader- und Krugenofengasse bezeichnet. Nach ihrer Pflasterung 1745 hieß sie Neue Steinweg Straße[3] und schließlich Neustraße. Im 19. Jahrhundert reichte der Klausener-Garten von der Altdorfstraße 23/25 bis zur heutigen Eupener Straße und zählte zu den großen Aachener Privatgärten.[4] Laut Bodo von Koppen legte ein Franz Klausener (1739–1789)[5], Nachkomme von Paul und Franz aus Tirol, „hinter seinem Wohnhaus in der Neustraße einen Park an“, der im Rappard Plan zu erkennen ist.[6] Heute ist von dem Anwesen das Gesindehaus erhalten. Friedrich Klausener hatte mindestens zwei Töchter und zwei Söhne, darunter den späteren Burtscheider Bürgermeister Alfons Klausener.

1883 wohnte die Witwe von Friedrich Klausener in der Neustraße 23. Sie war Teilhaberin der Firma Geschwister Kremers. 1910 war der Inhaber ihr Sohn Eugen Klausener. Es handelte sich um eine Seiden- und Weißwaren-Manufaktur auf dem Kapuzinergraben 8 und in der Elisabethstraße 9. Die Werkstätten für angewandte Kunst befanden sich in der Hochstraße 54.[7]

Das Grabdenkmal der Familie Fr. Klausener befindet sich auf dem Burtscheider Heißbergfriedhof. Zu der Gestaltung gehört eine über 3 m hohe Stele bekrönt mit einem Kreuz und Bronzekorpus. Die Stele befindet sich auf einem quadratischen zweistufigen Sockel. Sie wird mit Ädikulen und Fialen geschmückt. Auf der Rückseite erfolgt der Eingang in die Krypta durch eine Eisentür.[8]

Friedrich Klauseners Sohn Eugen Klausener ließ 1910 die Villa Klausener von Georg Frentzen gegenüber dem Aachener Stadttheater erbauen.

1848 absolvierte Carl Rhoen seine Volontärzeit in dem Bauunternehmen von Friedrich Klausener, während dieser Zeit legte Rhoen seine Prüfung zum Mauermeister ab. In seinen Lebenserinnerungen[9] erwähnt er die hilfreiche Benutzung der Bibliothek im Hause Klausener und die Einführung in die Aachener Gesellschaft. Carl Rhoen schildert Friedrich Klausener folgendermaßen:

„Hier war ich an der rechten Stelle etwas lernen zu können. Wenn auch Klausener keine gediegene architectonische Bildung besaß, so war er doch ein Mann, der vieles im Baufach gesehen hatte und es zu verwerten wußte. Es kam mir dieses auch zugut, denn da er es liebte, mit mir zusammen die Projekte auszuarbeiten, so konnte ich seine Erfahrungen zu meinem Besten verwerten. Ich leitete für Klausener die Bauten am Casino und für Frl. Grand Ry in Eupen, zu welchen ich mit ihm die Zeichnungen gemacht hatte.“[10]

Da Friedrich Klauseners Vetter Bernhard Klauser das Tentamen des Maurermeisterexamens nicht schaffte, übertrug Friedrich Klausener sein Bauunternehmen 1852 seinem Vetter Bernhard/Bernward Klausener[11] und Carl Rhoen.

Haus Erckens

Stammhaus Erckens, Burtscheid

Das große Haus von Erckens wurde laut Arnold von dem Architekten Friedrich Klausener erbaut. Arnold beschrieb den viergeschossigen, fünf zu dreiachsigen unterkellerten Bau mit Dachluken folgendermaßen:

„Es ist ein mächtiger Kubus, durch ein hohes Kellergeschoß über die Straße gehoben, die Rundbogenfenster des Erdgeschosses aus der einfachen Quaderung herausgeschnitten, in den Obergeschossen nur Fensterreihung, im ersten mit Verdachung. Ein flaches Walmdach überdeckt das ganze, das durch eine unorganisch angefügte, aber reizvolle Vortreppe (an der rechten Seite) eine malerische Note erhält. Auffallend ist die überstarke Sima am Gurtgesims, die genau ebenso wiederkehrt an den zwei auch durch ihre Quaderung verwandten Häusern Jakobstraße 105/107, inschriftlich 1812, einem Doppelhaus mit fast ganz in Fenstern aufgeteilter Fassade, und dem Hause Rennbahn 1 (dem sogenannten burgundischen Kreuz), für den Seifensieder Steenarts errichtet, die also dem gleichen Meister zuzuweisen sein dürften.“[12]

Vermutlich hatte sich Klausener von den Bauten bei seiner Sima Formulierung inspirieren lassen. Unter der Dachkante setzt er ein neoantikes Triglyphen-Metopenfries. Sein Auftraggeber war wahrscheinlich der sechs Jahre jüngere Tuchfabrikant Oskar Erckens.[13] In dem Gebäude befand sich ein elf Meter langer Festsaal. Aus dem Raum gelangte man durch hohe Fenstertüren in den Garten. Die „weißen Bälle“ in Burtscheid fanden hier statt. Später mietete der städtische Musikdirektor Fritz Busch dieses Haus und stattete den Saal mit zwei Flügeln aus. Teile der Stützmauer sind im Burtscheider Stadtbild erhalten.[14] Der Name Dammstraße nimmt Bezug auf den Erd-Damm, der den kalten und warmen Bach trennte. Der warme Bach wurde von überlaufendem Quellwasser erwärmt. Seit dem 18. Jahrhundert begann man die Bäche zu überwölben, die Kanalisierung war 1820 vollständig geschehen.[15]

Sein Werk in der Dammstraße weist Friedrich Klausener als in Burtscheid tätigen Baumeister aus.

Klausener Straße

Die Burtscheider Klausener Straße wurde 1898 nach der Familie Klausener benannt. Freitag, den 22. Juli 1898 beschloss die Aachener Stadtverordnetenversammlung die Namensgebung der „Klausener Straße“ in Burtscheid nach der Burtscheider Familie Klausener. Die öffentliche Bekanntgabe erfolgte Mittwoch, den 22. August 1898.[16] Die kurze (ca. 120 m Länge) schmale Klausener Straße zweigt von der Neustraße ab und führt auf die Benediktiner Straße vor der Rehaklinik Schwertbad in Burtscheid.

Werk

  • Das große Haus Erckens[17] viergeschossig, fünfachsig, unterkellert, Rustika in Parterre, traufständig, mit Dachgiebel.
  • Bauten am Casino[18]
  • Arbeiten für Frl. Grand Ry in Eupen[19]

Literatur

  • Eduard Philipp Arnold: Das alt Aachener Wohnhaus. Aachener Geschichtsverein, Aachen 1930.
  • Bruno Lerho: Alt-Aachener Wohnbauten. Ihre Geschichte, Einrichtungen und Bewohner. Helios, Aachen 1998.
  • Rosa-Marita Schrouff: Das Porträt von Henry Lambertz. epubli, Berlin.

Einzelnachweise

  1. Auszug aus familysearch
  2. Lebensdaten laut Grabinschrift.
  3. Arnold, S.48.
  4. Arnold, S.196.
  5. Franz Adolf Joseph/Franziskus Adolphus Josephus Klausener wurde in Burtscheid geboren. Er war im Alter von Jakob Couven. Das Plankonvolut von Vater und Sohn Couven enthält eine von F.J.K. signierte Plan-Zeichnung Der Branderhof. Dies lässt auf seine Mitarbeit in Couvens Büro schließen. Im Gegensatz zu Couven findet sich bei Klauseners Entwurf keine strenge Systematik aller Hofzugänge. Zudem führte er die Beschriftung in Schreibschrift aus, Couven in Druckschrift. Drei parallelgeführte Federzüge markieren den Maßstab, unter der Skala vermerkte Zahlen und Pfeile markieren die Dezimaleinheiten. Anke Kappler: Johann Jospeh Couven (1701–1763) Architekturentwürfe für Stadt, Adel und Kirche. Landschaftsverband Rheinland Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2009, S.35, 37ff., inkl.digitalen Katalog der Plansammlung; Klausener Stammbaum StAA W+St92, ebd.S.44, Anm.168.
  6. Bodo von Koppen: „Alt Aachener Gärten.“ Georgi, Aachen, 1987, S.104.
  7. Adressbuch Aachen. 1883; 1910.
  8. Ein weiterer Klausener, Bernhard (* 1825), ein Vetter von Friedrich, betrieb von 1852 bis 1873 zusammen mit Carl Rhoen das gemeinsame Bauunternehmen B. Klausener & Rhoen. Darüber hinaus war Bernhard zweiter beigeordneter Bürgermeister in Burtscheid. Er wohnte nach dem Adressbuch Aachen 1858 in der Neustraße 139. Sein Grab befand sich auf dem Heißbergfriedhof, am Hauptweg. Der Grabstein bestand aus Blaustein, seitlich waren die Namen der Verstorbenen zu lesen. Die Grabstätte befand sich auf dem Hauptweg in Flur 9, Grab Nr.35-36. Bernhard Klausener wurde 56jährig dort 1881 beigesetzt. Leonhard Klausener erwarb in diesem Jahr dieses Grab, wurde dort aber nicht beerdigt. Frdl.Ausk.v. Miriam Schieren, Aachener Stadtbetrieb, Abteilung Friedhofsverwaltung.
  9. Die Familienchronik befindet sich bei der Gesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart e.V. Dieter Detiège, Helmut Doerenkamp: Carl Rhoen Zum 100.Todestag 1822–1899. Begleitbuch zu einer Ausstellung. Eigenverlag Gesellschaft Burtscheid, Aachen-Burtscheid 1999, (Carl Rhoen 1822–1899) S.87.
  10. Carl Rhoen 1822–1899, S.24f.
  11. Techniker Bernhard Klausener wohnte 1850 in der Adlerbergstraße 90 in Burtscheid. Bernward Klausener wurde ebenfalls auf dem Heißbergfriedhof Burtscheid/Aachen beerdigt. Sein Grab befand sich auf dem Hauptweg. Adressbuch Aachen-Burtscheid. 1850.
  12. Zwar weist Arnold die Bauten Haus Eich in der Jakobstr.186 (1817; zweigeschossig) und Zum Drachen (1819), Kleinkölnstraße 5, dreigeschossiges Dreifensterhaus, giebelständig, Flachgiebel mit halbkreisförmigem Fenster, klassizistisch, Blau- und Backstein, unter Vermutung Klausener zu, seine Lebensdaten sprechen jedoch dagegen. Arnold, S.287f.; Abb.77, S.214: Dammstraße 5; Lerho, S. 34ff.
  13. Oskar Erckens wohnte 1850, 1858 Dammstraße 209; 1868, 1887 Dammstraße 31. Adressbuch Aachen-Burtscheid der betr.Jahre. Dammstraße 209 ist bei der Kürze dieser Straße unklar. Dammstraße 31 entspricht von der Größe und Lage des Grundstücks der Abbildung vom Stammhaus, dem Haus Erckens. Nach dem Fluchtlinienplan Nr.201 aus dem Jahr 1884 war Dammstraße 5 ein zu kleines Grundstück. Frdl.Einsichtnahme v. Krzysztof Krzyowski, Fachbereich Geoinformation und Bodenordnung, Stadt Aachen.
  14. Holger A. Dux: „Burtscheid – wie es früher war.“ Wartberg, Gudensberg-Gleichen, 2001, S.21.
  15. Arnold, S.47.
  16. Straßenakte 79/9, Bd.14, S.148 Stadtarchiv Aachen, Adressbuch Aachen. 1939. Frdl. Ausk. v. Frau Claudia Keulen, Stadt Aachen, Fachbereich Geoinformation und Bodenordnung, Lagerhausstr.20.
  17. Arnold, S.287, Abb.77.
  18. Carl Rhoen 1822–1899, S.24f.
  19. Ebd.

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