Friedrich Bernhard von Wickede

Friedrich Bernhard von Wickede
Friedrich Bernhard von Wickede, eigenhändiger Schattenriß und Unterschrift, um 1780

Friedrich Bernhard von Wickede, auch: Bernhardt (* 31. Dezember 1748 in Lübeck; † 24. November 1825 in Kopenhagen) war ein deutscher Pädagoge, Schriftsteller und Silhouettenschneider.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Friedrich Bernhard von Wickede entstammt der Lübecker Patriziatsfamile von Wickede, die über mehrere Jahrhunderte Ratsherren und Bürgermeister gestellt hatte. Er war der einzige Sohn des Bürgermeisters Bernhard von Wickede. Im Alter von 20 Jahren wurde Friedrich Bernhard 1768 in die Zirkelgesellschaft aufgenommen, die aufgrund rigider Aufnahmebedingungen eigentlich nur noch ein Familienverband der Familien Brömbsen und Wickede war und durch geänderte Verhältnisse sehr an Bedeutung verloren hatte. Er entwickelte großes Interesse daran, die Gesellschaft als Adelsorden neu aufleben zu lassen, und wurde die eigentliche Seele der Gesellschaft[1] Er zog als Mieter in das Gesellschaftshaus in der Königstraße 21, das die Gesellschaft 1777-1779 aufwendig im Zopfstil erneuern ließ, sorgte für die Renovierung der Zirkelbrüderkapelle in der Katharinenkirche, ließ die gemeinschaftliche Feier des Trinitatisfestes als Stiftungsfest der Gesellschaft wieder aufleben und erreichte 1778 eine Bestätigung der kaiserlichen Privilegien durch Joseph II. und eine Verbesserung ihrer Insignie.

Augusta von Wickede, Schattenriß von Friedrich Bernhard von Wickede, ca. 1780, aus dem Stammbuch Friedrich Münters

Er war zunächst ab 1774 verheiratet mit Magdalena Augusta Dorothea, geb. Vanselow (1751-1786). Sie war eine Freundin von Christian Hieronymus Esmarch und korrespondierte mit Klopstock. Das Paar lebte abwechselnd in Lübeck und Kopenhagen, wo Auguste der damals 14jährigen Friederike Münter, später verheiratete Brun, eine enge Freundin und Mentorin wurde. Nach ihrem Tod ließ Friedrich Bernhard von Wickede sie auf dem Friedhof der St. Lorenzkirche vor der Stadt beisetzen und setze ihr ein schlichtes klassizistisches Grabmal.[2] Ihr Grab war das erste einer Standesperson auf dem bis dahin nur als Armenfriedhof genutzten Gelände; es gab den Anstoß zu einer weitreichenden Friedhofsformbewegung.[3]

In zweiter Ehe heiratete er 1787 Margrethe Elisabeth, geb. Haake, verwitwete Noodt, verwitwete Dehnke/Deneke (1754-1800). Sie war eine Tochter des Predigers an der Lübecker Burgkirche Johann Haake und Witwe zunächst des Pastors Carl Christian Noodt (1745-1780), der 1779 aus Wesenberg an die Deutsche Kirche in Stockholm berufen worden war, aber schon 1780 verstarb, und dann des Kaufmann Johann Balthasar Dehnke/Deneke (1742-1784) in Stockholm.[4]

Von Wickedes Plan war, im renovierten Gesellschaftshaus nach Dessauer Vorbild ein Philanthropin einzurichten, in das er zwölf junge Leute aufnehmen und nach den pädagogischen Vorstellungen Johann Bernhard Basedows erziehen wollte. Die Gesellschaft gab dazu nur ungern ihre Zustimmung; das Internat fand keinen Zuspruch, und 1790 musste Wickede Konkurs anmelden. Er musste das Haus räumen und ging zunächst nach Plön, wo ihn August Adolph von Hennings unterstützte. 1794 veröffentlichte er in der von Hennings herausgegebenen Zeitschrift Der Genius der Zeit seinen Plan und Methode der Erziehungs-Anstalt in Plön. In der Plöner Neustadt eröffnete er wieder ein Philanthropin, für das seine Frau ein großes Haus in der Johannisstraße 8 angekauft hatte. Es wollte jedoch nicht gedeihen, und sein Wirken wurde von einem Unglücksfall überschattet, bei dem Johann Carl Deneke, einer seiner Stiefsöhne, im Alter von neun Jahren von einem Spielkameraden erschossen wurde.[5]

Friederike Bruns Ehemann, der spätere dänische Geheime Konferenzrat Konstantin Brun, der selbst gebürtiger Rostocker war, verschaffte ihm und seiner Familie Unterkunft und Auskommen als Inspektor auf seinem landwirtschaftlichen Mustergut Antvorskov in Slagelse auf Seeland. Er hatte 1799 die Ländereien dieses ehemaligen Klosters erworben, in vier Gutsparzellen aufgeteilt und diese mit erheblichem Gewinn weiter verkauft.

Aus seiner ersten Ehe hatte er sieben Töchter und den Sohn Friedrich Bernhard August von Wickede (1774-1822), der dänischer Offizier und Regierungsrat in Tranquebar wurde. Aus seiner zweiten Ehe hatte er eine Tochter und zwei Söhne, darunter Johann Wilhelm (1788-1881), der dänischer Oberst wurde und der letzte männliche Spross der dänischen Linie war.

Friedrich Bernhard von Wickedes Stammbuch mit 125 Eintragungen aus den Jahren 1767–1793, darunter Widmungen von Friedrich Gottlieb Klopstock und Christian Fürchtegott Gellert, befindet sich heute als Teil der Stiftung der Gebrüder Linel in der Buchkunst- und Graphiksammlung des Museums für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main.[6]

Schriften

  • Plan und Methode der Erziehungsanstalt in Ploen, in: Der Genius der Zeit 1 (1794), S. 383

Literatur

  • Berend Kordes: Lexicon der jetzlebenden Schleswig-Holsteinischen und Eutinischen Schriftsteller. Schleswig 1797, S. 385
  • Carl Friedrich Wehrmann: Das Lübeckische Patriziat. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 5 (1888), S. 293-392. (Digitalisat)
  • Wilhelm Brehmer: Verzeichnis der Mitglieder der Zirkelkompagnie nebst Angaben über ihre persönlichen Verhältnisse. In: ZVLGA 5 (1888) (Digitalisat), S. 393-454
  • Christa Pieske: Aus der Arbeit der Silhouetteure in Lübeck. In: ZVLGA 44 (1964), S. 59-84
  • Vello Helk: Wickede, Friedrich Bernhard von, in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Band 7, Neumünster: Wachholtz 1985, S. 324-326; ebenso in: Alken Bruns (Hrg.):Lübecker Lebensläufe aus neun Jahrhunderten. Neumünster: Wachholtz 1993 ISBN 3-529-02729-4, S. 418-421

Weblinks

Einzelnachweise

  1. .Wehrmann S. 367f
  2. Das Grabmal wurde später auf den Vorwerker Friedhof versetzt, wo es bis heute erhalten ist.
  3. Sylvina Zander: "Mögten wir doch einen ländlichen Gottesacker haben!". Die "Gemeinnützige" und die Vision einer neuen Begräbniskultur um 1800. In: Der Wagen 2006, S. 273-288, hier S. 279.
  4. Nach Erich Wege, Doris Walser-Wilhelm, Anhaltische Landesbücherei Dessau (Hrg.): Das Stammbuch Friedrich von Matthissons: Transkription und Kommentar zum Faksimile. Wallstein Verlag 2007 ISBN 9783835300026, S. 363; Deneke nach Brehmer (Lit.), S. 444 und Helk (Lit.), S. 418
  5. Siehe die Eintragung im Totenbuch der Plöner Johanniskirche, nach Gerhard Kay Birkner: Totenbuch, Vortrag vom 29. März 2007, abgerufen am 13. Juli 2010
  6. Eintrag im Repertorium Alborum Amicorum: Internationales Verzeichnis von Stammbüchern und Stammbuchfragmenten in öffentlichen und privaten Sammlungen, abgerufen am 13. Juli 2010

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