Friedenskirche (Küsten)

Friedenskirche (Küsten)
52.97643311.065233
Südseite der Friedenskirche Küsten, Ansicht vom Kirchhof

Die evangelisch-lutherische Friedenskirche ist eine neogotische Kirche in Küsten im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg der Landeskirche Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche steht – typisch für Kirchen im Wendland – abseits der Hauptstraße am Eingang zum Rundling und ist Teil des Kirchhofes mit Gemeindehaus, Kindergarten und Pfarrhaus.

Geschichte

1375 wird die Kirche erstmalig urkundlich erwähnt.[1] 1528 wurde in der Region die Reformation umgesetzt.[2] Im Lüneburgischen Pfründenregister von 1534 ist für Küsten der Pastor Jürgen Pegelow vermerkt. In den Jahren vor 1639 brannten Kirche und Pfarrhaus ab; bis 1651 wurde die Gemeinde mit vom Pfarramt Zebelin versehen. Die heutige Kirche ersetzte 1865 eine baufällige Feldsteinkirche mit Holzturm, nachdem bereits 1851 die Glocke herunterfiel.[3] 1968 erhielt die Kirche an Stelle des Harmoniums eine Orgel.

Architektur und Ausstattung

Die Friedenskirche ist eine einschiffige neugotische Backsteinkirche mit halbrunder Apsis. Mehrere Veränderungen wurden innen und außen vorgenommen, wobei die Kirche von fast allen neugotischen Stilelementen befreit wurde. Die Turmuhr ist nur aufgemalt. Die Glocke läutet dreimal am Tag zum Gebetsläuten. Die Innenausstattung stammt größtenteils von dem Künstler Jürgen Goertz, der in Küsten aufwuchs.

Chorraum

Chorraum mit Altar, Kanzel und Taufe
Blick von der Orgelempore auf den Chorraum mit Altar, Kanzel und Taufe

Im durch Jürgen Goertz gestalteten Chorraum steht das bleiverglaste regenbogenfarbene Kreuz auf dem Altar im Mittelpunkt.

Das Ensemble für den Chorraum enthält drei Elemente: den Altar, die Kanzel und einen Sockel für das Taufbecken bzw. eine Vase. Alle Teile bestehen aus Metall: der Altar aus Bronze, die Kanzel und der Sockel aus gebürstetem Aluminium, das Taufbecken und die Vase aus patinierter Bronze.[4]

Im Zentrum steht der Altar, an dessen Vorderseite sich ein auf dunkelblauem Rund nach unten blickendes Christusbildnis befindet. Das Brot links vom Kreuz ist in Eisen gegossen. Zwölf Scheiben sind angeschnitten. Der umgedrehte Kelch aus Bronze dient als Kerzenständer.

Blickpunkt ist das Kreuz aus bleiverglastem Buntglas. Farben und Form verbinden den Regenbogen und das Kreuz (als Zeichen für den neuen Bund). Die Form des Kreuzes stimmt mit den vier außen an der Kirche eingelassenen gelben Steinkreuzen überein.[5] Über dem Kreuz schwebt eine kreisrunde vergoldete Scheibe, in der die Umrisse des Christuskopfes unten am Altar ausgeschnitten sind.

Reliefs an den Kirchenwänden

Die Wände rechts und links im Kirchenschiff zeigen zwei jeweils dreiteilige von Jürgen Goertz gestiftete Reliefzyklen.

Der Reliefzyklus „Auf dem Wege zu Gott“ teilt sich in die drei Themen „Anfang des Lebens“, „Mitte des Lebens“ und „Ende des Lebens“. Das Kind in „Anfang des Lebens“ stellt Eva, die Tochter des Künstlers, dar. Mit dem umschlungenen Paar in der „Mitte des Lebens“ hat sich Jürgen Goertz mit seiner Frau Christa selbst dargestellt. Die im Sterbebett liegende Frau am „Ende des Lebens“ ist seine Mutter.

Die eigens für die Kirche geschaffene auf der rechten Seite befindliche Reihe „Vertreibung aus dem Paradies“ besteht aus den drei Reliefs „Sündenfall“, „Ausrottung“ und „Apokalypse“.

Orgel

Orgel und Orgelempore

Im Jahre 1967 erbaute die Orgelbaufirma Alfred Führer, Wilhelmshaven, eine neue Orgel mit Schleifladen und mechanischer Traktur.

Die klangliche Konzeption basierte auf den Vorstellungen der sogenannten „Orgelbewegung“. Das einmanualige Instrument erhielt ein angehängtes Pedal, mit dem die Manualstimmen auch vom Pedal aus spielbar sind. Ein selbstständiges Pedalregister (Subbaß 16') fehlt bis heute.

Im Sommer 2010 überarbeitete OBM Martin ter Haseborg die Orgel.[6]

Die Disposition der Orgel:

I. Manual C-g Pedal C-f'
Gedackt 8' (angehängt)
Principal 4'
Rohrflöte 4'
Waldflöte 2'
Sesquialtera 2fach (nur im Diskant)
Mixtur 3fach (1 1/3')

Umgebung der Kirche

1793 ersetzte man das baufälliges Pfarrhaus durch ein neues großzügig angelegtes Fachwerkhaus, das im Lauf der Zeit als Pfarrwohnung, Viehstall, Küsterwohnung bzw. Flüchtlingsherberge nach dem Zweiten Weltkrieg diente und heute Gemeindehaus ist. Seit 1957 gehört die Kirchengemeinde Krummasel zum Pfarramt Küsten. 1962 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut.

Seit 1972 besteht ein Kinderspielkreis im Gemeindehaus, ein typisches Vierständer-Fachwerkhaus aus dem Jahre 1793. Es ist das zweitälteste Gebäude im Ort.

1986 begann in Küsten eine Arbeitsloseninitiative des Kirchenkreises, woraus sich die „Jugendwerkstatt Küsten“ entwickelte und zunächst das Pfarrwitwenhaus renovierte.[7] 1998 wurde der Innenraum der Friedenskirche renoviert. Die Innengestaltung entwarf der Künstler Jürgen Goertz. 2002 wurde das Pfarramt der Gemeinden Küsten-Meuchefitz-Krummasel mit der Pfarrstelle der Gemeinden Zebelin und Wittfeitzen zusammengelegt. Der Pastor hat seinen Dienstsitz in Küsten. Der Kinderspielkreis wurde 2011 in einen Kindergarten umgewandelt und zog in das umgebaute Pfarrwitwenhaus.[8]

Am Eingang zum Kirchhof erinnert die Kirchengemeinde mit einem Wegweiser nach Gomel in Weißrussland an die Folgen der atomaren Verseuchung durch die Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986.

Verzeichnis der Pastoren seit der Reformation

Die Pfarrstelle Küsten-Meuchefitz ist seit 1600 fast durchgehend besetzt.[9]

Zeit Name Anmerkungen
1534 Jürgen Pegelow Beginn und Ende der Pfarrzeit unbekannt
um 1600 Arnold
Bolte abgesetzt, genaue Pfarrzeit unbekannt
1634-1638 Nikolaus Dumsal
1638-1639 Erhard Rathmann abgesetzt
1639-1651 Schwarze Vertretung, Pastor in Zebelin
1651-1674 Joachim Krüger gestorben in Lüchow
1674-1682 Johann Heinrich Weber versetzt nach Schnackenburg
1682-1685 Johann Ernst Mack aus Celle, versetzt nach Hitzacker
1685-1688 Julius Johann Wildes aus Celle, versetzt nach Predöhl
1688-1698 Martin Baumgarten
1699-1728 Johann Joachim Wiesel aus Uelzen
1728-1742 Johann Christian Wiesel Sohn von Johann Joachim Wiesel, versetzt nach Bülitz
1742-1749 P. J. Haber versetzt nach Radegast
1749-1755 Ludolph C. Benkendorf gestorben 1755
1755-1768 Heinrich Christoph Oldekop aus Breselenz, versetzt nach Groß Solschen
1768-1781 Christian W. Danckwerts aus Lüchow, versetzt nach Isenbüttel
1781-1794 Johann Heinrich Kunze aus Bardowieck
1794-1829 Georg Karl Brenner aus Celle
1829-1837 Ernst Konrad H. Beneken geb. 1796 in Soltau, 1822-1829 Pfarrer in Thomasbruch, versetzt nach Hankensbüttel, dort 1838 verstorben
1837-1840 Heinrich August Exner geboren 18.12.1798 in Hannover, 1826-1837 Pfarrkollaborator in Bergen an der Dumme, gest. 30.08.1840
1840-1871 Georg Heinrich Wahrenburg geb. 06.09.1806 in Knesebeck, 1833-1840 Pfarrkollaborator in Predöhl, gest. 28.04.1871
1871-1890 Hermann Georg Steinhöfel geb. 01.08.1832 in Scharnebeck, gest. 06.02.1890 im Krankenhaus Dannenberg
1891-1895 Christian G. Grünewald geb. 02.11.1864 in Harburg, vorher Pastor coll. in Stelle (Lüneburg), versetzt nach Obershagen (Uetze)
1895-1932 Georg Wilhelm H. Behrens geb. 08.03.1866 in Einbeck, vorher Pastor coll. in Wittingen, gest. 01.01.1935 in Küsten
1933-1946 Julius Karl Thimme Pastor in Satemin, mit der Versehung der Pfarrstelle beauftragt
1946-1953 Otto Jablonski Vakanzvertreter, geb 1885 in Ostpreußen, vorher Superintendent in Deutsch-Eylau, versetzt nach Krummasel
1953-1958 Schulz Vakanzvertreter, geb. 01.03.1907 in Küsten, Pastor in Zebelin
1958-1964 Werner Wahnbeck geb. 04.08.1925, Pastor coll., versetzt nach Geiswald (Kreis Siegen)
1964-1966 Woldert Vakanzvertreter, Pastor in Plate
1966-1979 Richard Rose danach Pastor am Dom in Bardowick
1979-1982 Karla Schmidt-Gieseking danach Pastorin in Syke
1982-1983 Doris Schmidtke Vakanzvertreterin, Pastorin in Zebelin und Wittfeitzen, jetzt Superintendentin im Kirchenkreis Georgsmarienhütte
1983-1992 Werner Klipp vorher Pastor in Bodenteich
1992-1994 Friedemann Pannen danach Uetze (Johannes der Täufer), heute Superintendent im Kirchenkreis Osnabrück
1995-2004 Thomas Anselm Müller vorher Pastor in Altenmedingen
seit 2004 Bernd Paul

Nachweise

  1. Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland - Kirchen und Kapellen, Seite 84.
  2. Doris Schmidtke: Die Kirchen im Kreise Lüchow-Dannenberg, Seite 184.
  3. Wolfgang Jürries (Hrsg.): Wendland Lexikon Band 1 A-K, Seite 413.
  4. Kirchengemeinde Küsten: Friedenskirche Küsten, Küsten 2011.
  5. Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland - Kirchen und Kapellen, Seite 85.
  6. EJZ-Bericht über eine Orgelreise vom 17.08.2011, abgerufen am 26. August 2011.
  7. http://www.diawend.de/juweku.html, abgerufen am 15. August 2011
  8. EJZ: "Wir sind alle Kindergarten" vom 7. Februar 2011, Sitzungsvorlage SG Lüchow: Umwandlung des Spielkreises Küsten in einen Kindergarten vom 04.11.2009, EJZ: Auf dem Weg zum Kindergarten, EJZ: „Eine sinnvolle Ergänzung“ vom 12.07.2011, alle abgerufen am 15. August 2011
  9. Chronik der Kirchengemeinden Küsten und Meuchefitz seit c. 1600, Kirchengemeinde Küsten.

Literatur

  • Traude Witte: Aus Herrn Pastors Kirchenbuch, Kirchengemeinde Küsten, Küsten 1982.
  • Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland - Kirchen und Kapellen, Köhring Verlag, Lüchow 2011, ISBN 978-3-926322-50-0.
  • Kirchengemeinde Küsten: Friedenskirche Küsten, Küsten 2011. (Kirchenführer, der bei der Kirchengemeinde bezogen werden kann.)
  • Doris Schmidtke: Die Kirchen im Kreise Lüchow-Dannenberg, Seite 183-189 in Klaus Poggendorf (Hrsg.): Das Hannoversche Wendland, Landkreis Lüchow-Dannenberg (Selbstverlag), 3. Auflage, Lüchow 1985.

Weblinks

 Commons: Friedenskirche (Küsten) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

http://www.kirchenkreis-luechow-dannenberg.de/ Die Webseite des Kirchenkreises. Unter „Gemeinden“ findet sich ein kurzer Eintrag der Kirchengemeinde Küsten.


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