Carlo I. Tocco

Carlo I. Tocco

Carlo I. Tocco (* um 1370; † 4. Juli 1429) aus der italienischen Familie Tocco war Pfalzgraf von Kefalonia 1376 bis 1429 und Despot von Epirus von 1411 bis 1429.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Carlo I. Tocco wurde um das Jahr 1370 geboren.

Er war der Sohn des Pfalzgrafen Leonardo I. Tocco von Kefalonia und der Maddalena Buondelmonti, einer Schwester von Esau Buondelmonti, dem Despoten von Epirus. Sein Großvater war Guglielmo Tocco, Gouverneur von Korfu, seine Großmutter war Margherita Orsini, Tochter von Johannes I. Orsini, dem Despoten von Epirus und Pfalzgrafen von Kefalonia. Carlo Tocco hatte somit einen Anspruch auf das Despotat Epirus sowohl von den Orsini als auch von den Buondelmonti.

Carlos Bruder war Leonardo II. Tocco, späterer Herr von Zante.

Pfalzgraf von Kefalonia

Carlo I. Tocco folgte als ältester Sohn seinem Vater Leonardo I. 1376 auf den Thron der Pfalzgrafschaft Kefalonia und Zakynthos und des Herzogtums Leukadia, während sein Bruder Leonardo II. Tocco 1399 die Insel Zakynthos als Apanage erhielt.

Schon bald gelang es ihm, bei König Ladislaus von Neapel die Abschaffung der feudalen Verbindung zum Fürstentum Achaia zu erreichen - war bisher die Pfalzgrafschaft Kefalonia dem Fürstentum Achaia als Lehen unterstellt gewesen, so war sie von nun an unabhängig von Achaia und damit gleichrangig.

Zusammen mit seinem Bruder Leonardo eroberte Carlo die Festung Glarentza auf dem griechischen Festland, wurde aber bald darauf wieder von der Familie Zaccaria und albanischen Truppen von dort vertrieben.

1388 heiratete Carlo I. Francesca Acciaiuoli, die Tochter des Herzogs von Athen Nerio I. Acciaiuoli. Als dieser Ende 1394 starb, hatte Carlo einen Anspruch auf Korinth und Megara, er erhielt schließlich in den Jahren 1402 bis 1427 Teile von Elis auf der Morea, weiterhin einige Festungen auf dem Festland, einschließlich Angelokastron.

Despot der Rhomäer

Sein Onkel mütterlicherseits, Esau Buondelmonti († 1411), wurde durch Heirat 1385 Despotes von Epirus. Nach dessen Tode eroberten Albaner große Teile des Landes, sein junger Sohn Giorgio Buondelmonti konnte diese nicht aufhalten. Die griechische Bevölkerung bat den Verwandten Carlo I. Tocco um Hilfe, auf ihre Bitte trat er die Herrschaft im Despotat Epirus an und drängte die bereits bis nach Arta vorgedrungenen Albanern militärisch zurück. 1415 wurde der byzantinische Despotes-Titel von Kaiser Manuel II. bestätigt, 1416 zog Carlo siegreich in Arta ein. Dennoch konnte er nichts gegen die ebenfalls in Griechenland einfallenden Türken unternehmen, er war sogar gezwungen, sich mit ihnen gegen die Albaner zu verbünden.

Nach Abschluss seiner Feldzüge gegen die Albaner hatte er den Großteil von Epirus unter Kontrolle gebracht, er nahm daraufhin 1418 den Titel „Despot der Rhomäer“ an. Die nächsten elf Jahre lang herrschte Carlo I. als Despot über Epirus, seine Residenz war Ioannina.

1427 kam es zum Krieg mit Byzanz: Kaiser Johannes VIII. führte, begleitet von Georgios Sphrantzes und dem Thronfolger und Despoten von Morea Konstantin, einen Feldzug, in dessen Verlauf es zu einer Seeschlacht am Eingang des Golfs von Patras kam. Bei der Schlacht wurde die Flotte des Carlo I. Tocco zerstört, dieser musste im folgenden Friedensvertrag Glarentza abgeben, des Weiteren heiratete der Thronfolger Konstantin Palaiologos Carlos Nichte Magdalena (die sich aus diesem Anlass in Theodora umbenannte) und erhielt weitere Gebiete der Familie Tocco als Mitgift.

Tod und Nachwirkungen

Im Sommer 1429 starb Carlo I. Tocco und wurde im Franziskanerkloster auf Zante beerdigt.

Er gilt als die mächtigste Persönlichkeit der Familie Tocco und als letzter Herrscher, der ganz Epirus beherrschte. Das Leben an seinem Hof ist Bestandteil der Chronik der Tocco, die gegen Ende seiner Herrschaft verfasst wurde.

Da er mit seiner Frau keine legitimen Nachkommen hatte, adoptierte er die Kinder seines früh verstorbenen Bruders Leonardo II. und vererbte dessen Sohn Carlo II. Tocco sein Reich. Jedoch hatte Carlo I. mit Mätressen mehrere uneheliche Söhne gezeugt; diese illegitimen Söhne, besonders Memnon Tocco, fochten die Nachfolge an und riefen die Osmanen zur Hilfe. Carlo II. konnte den folgenden Erbfolgekrieg nicht gewinnen, 1430 fiel Ioannina, 1449 Arta an die Osmanen.

Nachkommen

  • mit Francesca Acciaiuoli hatte Carlo I. Tocco keine Nachkommen
  • mit Mätressen hatte Carlo I. sieben uneheliche Kinder:
    • Ercole, Herr von Dragomesto
    • Torno
    • Menuno (Memnon), er focht nach dem Tod seines Vaters die Erbschaft an und rief die Osmanen zu Hilfe, wurde Sandschak-Bey von Ioannina, möglicherweise auch Pascha
    • Triano
    • Orlando, Herr von Riniassa, von den Osmanen enteignet
    • zwei Töchter
  • adoptierte Kinder seines Bruders:
    • Carlo II. Tocco, Pfalzgraf von Kefalonia, Despot von Arta
    • Magdalena (Theodora) Tocco, Ehefrau des Konstantin Palaiologos

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Giorgio Buondelmonti Despot von Epirus
Despot der Rhomäer

1411–1429
Carlo II. Tocco
Leonardo I. Tocco Pfalzgraf von Kefalonia
1376–1429
Herzog von Leukadia
1376–1429

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