Carl von Ghega

Carl von Ghega
Carl von Ghega, Lithografie von Joseph Kriehuber 1851

Carl Ritter von Ghega (* 10. Jänner 1802 als Carlo Ghega in Venedig; † 14. März 1860 in Wien) war ein österreichischer Ingenieur und der Erbauer der Semmeringbahn von Gloggnitz bis Mürzzuschlag.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carlo Ghega wurde in Venedig von Eltern albanischer Herkunft geboren. Ursprünglich sollte er wie sein Vater Marineoffizier werden, allerdings zeigte sich früh, dass seine mathematische Begabung größer als seine Liebe zum Meer war. Nach dem Besuch des k. k. Militärkollegiums ging er mit 15 Jahren zum Studium an die Universität Padua, wo er bereits nach einem Jahr sein Diplom als Ingenieur und Architekt erhielt und ein weiteres Jahr später, bereits mit 17 Jahren den Doktortitel für Mathematik erhielt.

Seine Ingenieurlaufbahn begann er mit Straßen- und Wasserbauten in Venetien. Unter Anderem trug er zum Bau der „Strada d’Alemagna“, der Straße von Treviso nach Cortina d’Ampezzo, bei. Bereits 1833 veröffentlichte er sein erstes Fachbuch. In der Zeit von 1836 bis 1840 war er Bauleiter für die Teilstrecke Lundenburg bis Brünn der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn. Während dieser Zeit (1836–1837) studierte er auch das Eisenbahnwesen in England und anderen Europäischen Staaten. Im Jahr 1842 wurde Ghega Gesamtplanungsleiter der zukünftigen südlichen Staatseisenbahn, weshalb er eine Studienreise nach Amerika unternahm. Seine Erkenntnisse dieser Reise flossen nicht nur in Planung und Bau der Semmeringbahn, sondern auch in zwei Publikationen. Ghega veröffentlichte die meisten seiner Schriften parallel zur deutschen auch in identischen italienischen und französischen Ausgaben.

Ehrengrab von Carl Ritter von Ghega am Wiener Zentralfriedhof (32A-24)

Nach seiner Rückkehr zu den Staatseisenbahnen wurde er mit der Planung für die Errichtung der Bahnlinie Richtung Süden, von Gloggnitz über Mürzzuschlag und Graz bis nach Triest beauftragt. Die Bahnüberquerung des Semmerings wurde von vielen seiner Zeitgenossen als technisch aufwändig bis hin zu ‚nicht möglich‘ angesehen. Aber bereits 1844 legte er einen Plan für die Überwindung des Semmerings vor, der den Betrieb mit normalen Lokomotiven vorsah, unter Verzicht auf Zahnstangen oder den Seilebenen-Betrieb. Noch bevor der Bau überhaupt beschlossen wurde, begann Ghega bereits die Konstruktion von Lokomotiven, die derartige Steigungen überwinden können, voranzutreiben. Der Baubeginn für die Semmeringbahn war 1848. Noch vor der Fertigstellung 1854 wurde der Ingenieur in den Ritterstand erhoben (1851). Carl Ritter von Ghega entwarf in den Jahren 1853/1854 ein Eisenbahnnetz für die gesamte Habsburger Monarchie und wurde in den darauf folgenden Jahren mit dem Entwurf für Eisenbahnstrecken in Siebenbürgen beauftragt, jedoch konnte er dieses Projekt nicht mehr zu Ende führen, da er bereits 1860 in Wien an Lungenschwindsucht starb. 1858 wurde die letzte Eisenbahn in der Donaumonarchie privatisiert, ein halbes Jahr später wurde auch die Dienststelle Ghegas aufgelöst. Sein in der Öffentlichkeit weitgehend unbekanntes Leben war Stoff für fünf Romane und zahlreicher Mythen.

Ehrungen

Carl Ritter von Ghega auf der 20-Schilling Banknote (1967)
  • Ehrenbürgerrecht der Stadt Triest (1857) [1]
  • Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof
  • Sein Konterfei ist auf der 20-Schilling Banknote von 1967 zu sehen.
  • Ghegadenkmal im Bahnhof Semmering
  • Benennung der "Ghegastraße" im 3. Wiener Gemeindebezirk
  • Benennung der "Ghegastraße" in Marchtrenk
  • Benennung der "Ghegagasse" im 4. Grazer Stadtbezirk

Werke

  • Die Baltimore-Ohio Eisenbahn über das Alleghany-Gebirg mit besonderer Berücksichtigung der Steigungs- und Krümmungsverhältnisse. – Wien: Kaulfuß Prandel, 1844
  • Dell' Ottanto a diottra: Stromento geodetico per tracciare in pianta l’andamento delle curve circolari. – Venedig: Merlo, 1833
  • Malerischer Atlas der Eisenbahn über den Semmering. – Wien: Gerold, 1854
    • Bd. 1: Text
    • Bd. 2: Atlas
  • Über nordamerikanischen Brückenbau und Berechnung des Tragvermögens der Howe'schen Brücken. – Wien: Kaulfuss Prandel, 1845.
  • Uebersicht der Hauptfortschritte des Eisenbahnwesens in dem Jahrzehende 1840–1850, und die Ergebnisse der Probefahrten auf einer Strecke der Staatsbahn ueber den Semmering in Oesterreich. - Wien: Sollinger, 1853

Literatur

  • Ghega, Karl von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 436 f. (Direktlinks auf S. 436, S. 437).
  • Günter Dinhobl: Die Semmeringbahn: der Bau der ersten Hochgebirgseisenbahn der Welt. – Wien: Oldenbourg, 2003, ISBN 3-486-56743-8 (Reihe Österreich-Archiv)
  • Herbert Grasinger: Auf den Spuren von Ghego entlang der historischen Semmeringbahn: Wanderführer. – Ternitz: Höller, 1998, ISBN 3-85226-073-6
  • Alfred Niel: Carl Ritter von Ghega: ein Leben für die Eisenbahnen in Österreich. – Wien: Pospischil, 1977
  • Wolfgang Pap: UNESCO Weltkulturerbe Semmeringbahn: zum Jubiläum 150 Jahre Semmeringbahn 1854–2004. – Semmering: Tourismusregion NÖ Süd, 2003
  • Aldo Rampati: Carlo Ghega: il cavaliere dei alpi. – Triest: Italo-Svevo-Publ., 2002
  • Wolfgang Straub: Carl Ritter von Ghega. Der geniale Pionier des Eisenbahnzeitalters im profunden Porträt; Graz: Styria, 2004, ISBN 3-2221-3138-4

Einzelnachweise

  1. Innsbrucker Nachrichten vom 29. Juli 1857, p.1340

Weblinks

 Commons: Carl Ritter von Ghega – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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