Forum Mittelrhein

Forum Mittelrhein
Modell des „Forum Mittelrhein“ auf dem alten Warenhaus
Basisdaten
Standort:	Koblenz
Eröffnung:	Herbst 2012
Verkaufsfläche:	20.000 m²
Geschäfte:	ca. 80-90
Eigentümer:	ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG
Website:	Forum Mittelrhein
Verkehrsanbindung
Schnellstraßen:
Parkplätze:	750
Technische Daten
Bauzeit:	2010–2012
Architekten:	Benthem Crouwel
Baukosten:	ca. 180 Mio. Euro

Das Forum Mittelrhein ist ein im Bau befindliches Einkaufszentrum und Kulturgebäude auf dem Zentralplatz in Koblenz. Nach Fertigstellung 2012/2013 werden hier das Mittelrhein-Museum und die Stadtbibliothek Koblenz ein neues Zuhause finden. Gleichzeitig wird die ECE Projektmanagement, die in Koblenz auch das Löhr-Center besitzt, ein neues Einkaufszentrum betreiben.

Zentralplatz

Der Zentralplatz ist kein historisch gewachsener Platz in der Altstadt, sondern wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt Koblenz geschaffen. Vor dem Krieg befand sich hier ein Bereich, der dicht mit Fachwerkhäusern bebaut war, der aber durch die schweren Luftangriffe auf Koblenz völlig verwüstet wurde. Bis zur Kriegszerstörung stand hier auch das 1827 errichtete Haus der Koblenzer Casinogesellschaft. Ein Aufbauplan von 1957 sah die Schaffung eines Zentralplatzes vor, als Mittelpunkt einer aufstrebenden Großstadt. Bis zum Abriss in den 1960er Jahren, um eine Tiefgarage unter dem Platz zu errichten, verlief auch noch ein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer über den Zentralplatz.

Südlich des Zentralplatzes entstand in den 1950er Jahren ein Gebäudekomplex, der zunächst von der französischen Besatzungsarmee genutzt wurde. Diese Gebäude wurden 1957 an die Bundeswehr übergeben und als „Haus der Begegnung“ sowie als Poliklinik genutzt. Zusätzlich entstand in einem Gebäudeteil das Residenz-Kino. Aus der Poliklinik entwickelte sich 1962 das Ernst-Rodenwaldt-Institut, dem Institut für Wehrmedizin und Hygiene der Bundeswehr. Am östlichen Ende des Platzes wurde 1968 ein Warenhaus mit Tiefgarage errichtet, das zunächst von Quelle, seit 1993 von Hertie, genutzt wurde.

Nachdem das Ernst-Rodenwaldt-Institut 1998 nur noch die Bezeichnung Zentrales Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr tragen durfte und im selben Jahr in die Rhein-Kaserne nach Koblenz-Lützel umzog, wurde der Gebäudekomplex am Zentralplatz Ende 2005 vollständig abgerissen. Nach Schließung des Hertie-Warenhauses 1996 zogen in das Gebäude nur noch kleinere Geschäfte ein, größtenteils stand es leer. Der Zentralplatz wurde kaum noch von Menschen besucht und verwahrloste. Im Zuge der Neugestaltung des Platzes begannen auf dem Gelände des ehemaligen Instituts im Jahr 2007 die Ausschachtungsarbeiten für eine Baugrube, dabei entdeckte man am 6. November 2007 eine amerikanische 500 kg schwere Fliegerbombe.^[1] Doch die Umsetzung der Bebauungspläne für eine Neugestaltung zogen sich aufgrund von Widerständen in der Bevölkerung und der Uneinigkeit im Koblenzer Stadtrat hin. Neben dem Platz klaffte zwischen 2007 und 2010 eine tiefe Baugrube, ohne dass die Politik in der Verwirklichung der Bebauungspläne weiter kam. Die Befürworter des Projekts „Forum Mittelrhein“ konnten sich aber schlussendlich durchsetzen. Im August 2010 begannen die Bauarbeiten, nun wurde auch das Warenhaus zusammen mit der Tiefgarage abgerissen.

Der Zentralplatz in Koblenz 2005, in der Mitte das Warenhaus, rechts das Ernst-Rodenwaldt-Institut

Planungen

Luftbild der Koblenzer Innenstadt 2003, im Bereich des Zentralplatzes entsteht 2010-2012 das Forum Mittelrhein

Aufgrund der Veränderungen in den 1990er Jahren auf dem Zentralplatz, viele Gewerbeflächen lagen brach, Gebäude standen leer und es gab Baulücken, regte das rheinland-pfälzische Ministerium des Innern und für Sport 2001 erstmals eine Neuordnung des Platzes an. Der Koblenzer Stadtrat legte am 30. Januar 2003 das Sanierungsgebiet „Zentralplatz und angrenzende Bereiche“ fest. Dabei sollte nicht nur der Platz selbst neu gestaltet werden, sondern auch die angrenzenden Verkehrsflächen. Die Stadt Koblenz konnte das Gelände des ehemaligen Ernst-Rodenwaldt-Instituts aufkaufen. Ende 2005 wurde der Gebäudekomplex abgerissen, Ende 2007 begann man mit der Auskofferung des Geländes.

Im Jahr 2007 folgte ein Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des Platzes, den im März 2008 das Architekturbüro Benthem Crouwel mit ihrem Modell eines „Forum Mittelrhein“ gewann. Das Modell beinhaltet eine gemischte Nutzung des Zentralplatzes von Kultur und Einzelhandel. Der Plan sah als Baubeginn Dezember 2008 und die Fertigstellung des Projekts im Herbst 2010 vor, noch rechtzeitig vor Beginn der Bundesgartenschau 2011. In der Sitzung des Koblenzer Stadtrats vom 6. März 2008 wurden alle Pläne wegen Meinungsverschiedenheiten auf Eis gelegt („Zentralplatzschlacht“), aber entschieden mit dem Architekturbüro Benthem Crouwel weiterzuarbeiten. Die folgende Zeit war gekennzeichnet von kontroversen Diskussion in der Bevölkerung über die Art der Bebauung. Zur Debatte standen das Forum Mittelrhein (Einkaufszentrum) oder die Schaffung einer Parkanlage (Casino-Park).

Der Koblenzer Stadtrat beschloss am 15. Mai 2009 die Realisierung des Projekts „Forum Mittelrhein“ auf dem Zentralplatz und erteilte am 24. Juni 2010 die Baugenehmigungen. Am 1. Juli 2010 wurden zwischen der Stadt Koblenz, der ECE und der Strabag Real Estate die letzten Verträge geschlossen, zuvor wurden noch die Eigentumsverhältnisse und die Finanzierung geklärt. Mit den Bauarbeiten konnte im August 2010 begonnen werden.^[2]

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  Bauarbeiten am Zentralplatz, Abriss des Hertie-Gebäudes (09/2010)

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  Bauarbeiten am Zentralplatz, Fundamentlegung des Einkaufszentrums (11/2010)

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  Bauarbeiten am Zentralplatz, Fundamentlegung des Kulturgebäudes (02/2011)

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  Bauarbeiten am Zentralplatz (05/2011)

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  Bauarbeiten am Zentralplatz (07/2011)

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  Bauarbeiten am Zentralplatz (09/2011)

Architektur

Das Modell „Forum Mittelrhein“ sieht auf einer Baufläche von über 30.000 m² die Schaffung zweier Gebäude, einem Kulturbau und einem Einkaufszentrum, mit einer Freifläche dazwischen vor. Das Areal wird an die Koblenzer Fußgängerzone angeschlossen und die umliegenden Straßen saniert. Die Baukosten für das Gesamtprojekt betragen ca. 180 Mio. Euro. Die Fertigstellung des Einkaufszentrums ist für Herbst 2012 und die des Kulturbaus im Frühjahr 2013 vorgesehen.^[3]

Kulturbau

Der 32 m hohe Kulturbau entsteht mit einer Nutzfläche von 12.250 m² am nördlichen Ende des Zentralplatzes. Der Kulturhybrid bietet dabei einen neuen Platz für das Mittelrhein-Museum (2.500 m² + 425 m² für Wechselausstellungen) und die Stadtbibliothek (4.100 m²) sowie für ein Tourismus-Zentrum (1.350 m²) zum Thema UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Damit werden die bisher auf verschiedene Häuser verteilten Kultureinrichtungen der Stadt an einem zentralen Ort zusammengefasst und ermöglichen nun einen barrierefreien Zugang. Der Bau wird ein gemeinsames 550 m² großes Foyer mit Lichthof und Kulturcafé haben. Eine mit 900 m² öffentlich zugängliche Dachterrasse wird über einen verglasten Panoramaaufzug erreichbar sein, daneben befindet sich noch eine 750 m² große nicht öffentliche Leseterrasse.

Einkaufszentrum

Das neue Einkaufszentrum hat eine Verkaufsfläche von 20.000 m² und wird von der ECE Projektmanagement betrieben werden. Auf drei Ebenen entsteht Platz für ca. 80 bis 90 Geschäfte. Darüber befindet sich ein Parkhaus mit drei Parkdecks für ca. 750 PKW´s. Die Planer rechnen damit, dass etwa 600 neue Arbeitsplätze entstehen werden und die Stadt Koblenz jährliche Steuereinnahmen (Gewerbe- und Grundsteuer) in Höhe von ca. 800.000 Euro erhalten wird. Das Einzugsgebiet umfasst über 710.000 Menschen mit einer Kaufkraft von ca. drei Mrd. Euro. Auf der Expo Real erhielt der Entwurf des Einkaufszentrums im Oktober 2009 das goldene Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen in den Kriterien Energieeffizienz und Umweltschutz.

Freifläche

Zwischen den beiden Gebäuden wird eine 6.000 m² große Freifläche mit Grüninsel (390 m²) und Wasserspiel (200 m²) entstehen. Sie ermöglicht damit eine Verbindung zwischen der Altstadt und der Fußgängerzone. Die Freifläche bietet auf 1.380 m² Platz für einen Wochenmarkt mit ca. 30 Ständen und für Veranstaltungen (bestuhlt für ca. 1.450 Zuschauer, unbestuhlt für ca. 2.250 Zuschauer). Daneben gibt es Platz für Cafés und Bistros sowie Sitzelemente zum Verweilen.

Kritik

Das Bauprojekt wurde von Anfang an wegen der Dimension des Vorhabens und den Kosten heftig kritisiert. Es gab zunächst eine kontroverse Diskussion in der Bevölkerung über die Art der Bebauung (Einkaufszentrum oder Casino-Park). Die Kritiker bemängelten vor allem, dass die ECE, die in Koblenz auch das Löhr-Center betreibt, nach Fertigstellung des neuen Einkaufszentrums über 50 % der Einzelhandelsfläche in Koblenz kontrolliert. Die Kosten seien für Koblenz nicht tragbar, so muss die Stadt an den Bauherrn und Investor Züblin jährlich 1,5 Mio. Euro Miete zahlen, was ein völlig überhöhter Wert sei. Der Einzelhandel der Stadt würde sich dramatisch verändern, alteingesessene Einzelhandelsunternehmen werden aufgeben müssen und Straßen veröden. Die neu entstehende Verkehrsbelastung würde auch zu mehr Lärmbelastungen und Umweltverschmutzungen führen.^[4]

Die Streitigkeiten um die Art der Bebauung führte auch zur Gründung einer neuen Freien Wählergruppe. So erreichte die Bürgerinitiative Zukunft für Koblenz (BIZ) bei den Stadtratswahlen vom 7. Juni 2009 aus dem Stand 10,0 % der Stimmen. Das Hauptthema ihres Wahlkampfes war der Zentralplatz und dass kein zweites Einkaufszentrum in Koblenz gebaut werden soll.

Die Bebauungspläne waren ebenfalls heftig umstritten und wurden häufig von Gerichten gestoppt. Dadurch kam es zu Zeitverzögerungen in der Realisierung des von der Politik vorgesehenen Projekts. Die „Bürgerinitiative Zentralplatz“ legte bei der Europäischen Kommission 2008 Beschwerde wegen nicht stattgefundener Ausschreibung zum Bauprojekt ein, hatte aber letztendlich damit keinen Erfolg. Zuletzt rügte das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in einem Eilverfahren im März 2010 den Bebauungsplan. Die Geschossflächenzahl des Einkaufszentrums musste daraufhin reduziert werden.

ECE tritt als Projektplaner und "Investor" für den Rohbau des Kulturgebäudes auf. Immer wieder werden kritische Stimmen gegen zu hohe Kosten für die Stadt laut. Ein Ausstieg aus dem Projekt lehnte die Stadtspitze von Koblenz noch im Januar 2011 ab. Das Risiko von Kostensteigerungen sei aber zu minimieren. Finanziellen Nachforderungen seitens ECE und STRABAG müsse man entgegentreten.^[5]

Weblinks

 Commons: Forum Mittelrhein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

 Commons: Zentralplatz in Koblenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Forum Mittelrhein
• Zentralplatz - Forum Mittelrhein auf koblenz.de
• Bürgerinitiative Zentralplatz - Für eine grüne Mitte
• Webcam 1 und Webcam 2 mit Blick auf die Baustelle

Einzelnachweise

1. ↑ 10000 werden evakuiert - TuS-Spiel verlegt - Bombe legt Koblenz lahm in: Rhein-Zeitung, 8. November 2007
2. ↑ Aktuelles : Zentralplatz- Forum Mittelrhein in: koblenz.de
3. ↑ Broschüre der Stadt Koblenz zur Neubebauung des Zentralplatzes
4. ↑ Argumente der Bürgerinitiative Zentralplatz
5. ↑ Kulturbau Koblenz: Kein zurück in: Rhein-Zeitung, 18. Januar 2011

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Koordinaten: 50° 21′ 30″ N, 7° 35′ 47″ O