Fondei

Fondei
Das Fondei mit Blickrichtung Durannapass

Das Fondei ist ein knapp 10 km langes Hochtal in der Gemeinde Langwies im schweizerischen Kanton Graubünden. Es zweigt bei Langwies vom Schanfigg ab und erstreckt sich in nordöstlicher Richtung hinauf bis zum Durannapass.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick und Erschliessung

Das Fondei um 1928

War das Fondei wie das benachbarte Sapün und Medergen ursprünglich Alpgebiet im Hinterland des romanischen Peist, siedelten sich im 14. Jahrhundert deutschsprachige Walser von Davos her an. 1370 gab es im Fondei 24 Familien, die dem Churer Domkapitel zinsten. Bis zum Bau der Kirche in Langwies Platz im Jahre 1384 besuchten die Fondeier den Gottesdienst in der Talkirche St. Peter, wo rätoromanisch gesprochen wurde. Dort waren auch die Verstorbenen beizusetzen. Man benutzte dabei den Weg über das Blackter Fürggli (mittlerer Meniweg). Das Fondei gehörte zu der sich um 1400 konstituierenden Gerichtsgemeinde Langwies. Hauptsiedlung ist Strassberg, das bis anfangs des 20. Jahrhunderts ganzjährig besiedelt war und bis 1903 über eine eigene Schule verfügte. Aus dem Fondei stammte die einflussreiche Familie Sprecher von Bernegg mit ihrem bekanntesten Vertreter Theophil Sprecher von Bernegg. Strassberg kann über einen Fahrweg von Langwies (seit 1887) oder über den Schanfigger Höhenweg erreicht werden. Ein Fusspfad führt über den Durannapass nach Fideris.

Das Skigebiet Parsenn-Fondei

Ehemaliges Skigebiet Barga-Kreuzweg/Parsenn

Nachdem man bereits 1953 zusammen mit der AG Aroser Verkehrsbetriebe (AVB, heute: Arosa Bergbahnen) den Bau eines Skiliftes von Langwies nach Pirigen und von dort weiter aufs Mattjisch Horn (Mattlishorn) geprüft hatte, wurde Anfang der 1960er-Jahre von Langwieser Interessenkreisen die Gesellschaft Ski-Lift Parsenn-Fondei gegründet. Diese erstellte in der Folge zwei grosse Skilifte bei den Barga im Innerfondei (Pkt. 1994): Der eine führte in nordwestlicher Richtung auf das Strassberger Fürggli (Pkt. 2308). Die Talstation, eine bunkerähnliche, futuristisch anmutende Betonkonstruktion befand sich unmittelbar bei den Barger Alpgebäuden. Der zweite, längere Lift führte unter den Reckholdern durch in östlicher Richtung zum Kreuzweg in der Nähe der Parsennfurgga. Die unebene Topographie machte einige Trassierungsarbeiten notwendig. Die Bergstation befand sich nördlich von Pkt. 2365 auf dem Grat, die Talstation lag etwas südöstlich auf der linken Seite des Fondeierbaches. Aufgrund fehlender Elektrifizierung wurden die Anlagen mit Dieselöl betrieben. Mangels Zufahrt von Langwies her und ohne Möglichkeit der Kooperation mit den Parsennbahnen stand das Unternehmen jedoch schon bald vor grossen Schwierigkeiten und musste 1967 schliesslich Konkurs anmelden; der Maschinenpark wurde versteigert, die Liftruinen blieben jedoch noch längere Zeit stehen.

Moorgebiet Barga und Projekt Parsenn 2000

Blick von der Blackter Alp

Im Rahmen eines neuen kantonalen Richtplanes prüfte man 1981 wiederum die Machbarkeit einer Skigebietsverbindung zwischen dem Schanfigg und Davos via Fondei-Barga. 1991 wurde das Moorgebiet bei den Barga in das Bundesinventar der Hochmoore nationaler Bedeutung aufgenommen. 1996 kauften die Parsennbahnen das Berghaus Fideriser Heuberge und planten unter dem Namen "Parsenn 2000" eine Verbindung Parsenn-Heuberge über das innere Fondei. Dieses Projekt der Erschliessung von Fondei und Heubergen wäre ein erster Schritt zur Angliederung der Fideriser Heuberge und damit – via Arflina Furgga/Schanfigger Bergwiesen/Mattjisch Horn – eventuell auch des Skigebiets Hochwang-St. Peter an das Davoser Skigebiet gewesen.

Auf dem Bargaboden sollten neben Sesselbahnen ein Restaurant und eine Maschinenhalle zu stehen kommen. Die Parsennbahnen hätten die Fläche ihres Skigebiets 284 Hektaren auf 615 Hektaren ausdehnen können. Allerdings stemmte sich eine ad hoc gebildete Arbeitsgruppe "Für ds Fondei" um vier Fondeier Frauen zusammen mit einigen Umweltschutzverbänden vehement gegen diese Pläne: Mit 67 zu 60 Stimmen wurde die vom Bundesrat vorgenommene Verkleinerung des Moorgebietes – und damit die abstimmungsfähige Vergrösserung der Langwieser Wintersportzone im Innerfondei – abgelehnt. Das Projekt war somit zunächst blockiert. Bereits 1998 stimmte die Gemeinde Langwies jedoch wieder einer neuen Wintersportzone mit Korridor im Moorgebiet Barga zu. Dies, obwohl der Bundesrat – wenn auch gegen den Widerstand der Bündner Regierung – soeben auch das Moor im Gebiet Triemel-Cunggel (Hochwang) unter Schutz gestellt hatte. Im Vordergrund standen wirtschaftliche Überlegungen des von Abwanderung und Finanzknappheit geplagten Bergdorfes; zudem hätten mit der Realisierung des Vorhabens rund ein Dutzend Arbeitsplätze für Langwies (allerdings ohne wintersicheren direkten Zugang vom Ort aus) geschaffen werden können.

Die vier Frauen und mit ihnen knapp die Hälfte der Gemeinde Langwies setzten sich weiter für ihr Anliegen ein: Pro Natura, der Schweizer Alpen-Club (SAC), der Akademische Alpen-Club Zürich (der eine Hütte im Fondei besitzt), die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und der WWF erhoben Beschwerde bei der Bündner Regierung gegen die neue Zonenordnung. Die Verbände stellten die Kartierung der Moore in Frage. Die Grenzen verliefen ihrer Ansicht nach zum Teil mitten durch die Moore hindurch, genau so, dass ein Korridor für das Skigebiet offen blieb. Im Jahr 2000 wies die Regierung die Beschwerde der Verbände ab. Inzwischen hatten die Parsennbahnen aus wirtschaftlichen Gründen von ihren Ausbauplänen Abstand genommen. Das Verfahren lief jedoch weiter, und die Verbände zogen den Regierungsentscheid ans Verwaltungsgericht Graubünden weiter. Sie verlangten, dass sich ein unabhängiger Moorschutzexperte der Sache annehme und die Abgrenzung der Moorlandschaft neu festlege. Auch der vermeintliche Korridor sei Bestandteil der gemäss Bundesverfassung zu schützenden Landschaft. Nach einem Augenschein vor Ort gab das Verwaltungsgericht am 12. Juli 2001 den Gegnern des Projekts schliesslich Recht. Die Neulancierung eines derartigen Vorhabens ist damit für die nährere Zukunft praktisch ausgeschlossen.

Heutige Situation

Im Jahr 2002 baute die Schweizer Armee in einer Goodwill-Aktion die alten Liftanlagen bei den Barga zurück. Im Fondei pflegt man seither nur noch den sanften Tourismus. Wegen der in der Vergangenheit erfolgten Abholzung besteht oft Lawinengefahr. Mit den 5 Alpen und den ertragreichen Heuwiesen ist die einheimische Landwirtschaft heute noch auf das Fondei angewiesen.

Quellen

  • Alpinwandern Graubünden Nord, SAC-Verlag Bern, 1. Auflage 2008, S. 313 ff.
  • Vom Überlebenskampf eines Bündner Dorfes: Umweltverbände und vier Frauen gegen Skianlagen in einem Hochtal, in: Neue Zürcher Zeitung (NZZ) vom 11. Oktober 2008.
  • Hans Danuser: Arosa - wie es damals war (1996-2003), Bd. 7, Eigenverlag Danuser, Arosa 2004, S. 16, 41, 55.
  • Hans Danuser: Arosa - wie es damals war (1979-1995), Bd. 6, Eigenverlag Danuser, Arosa 2002, S. 42.
  • Hans Danuser: Arosa - wie es damals war (1962-1978), Bd. 5, Eigenverlag Danuser, Arosa 2001, S. 95.
  • Hans Danuser: Arosa - wie es damals war (1947-1961), Bd. 4, Eigenverlag Danuser, Arosa 2000, S. 96.
  • Hans Danuser/Walser-Vereinigung Graubünden (Hrsg.): Alte Wege im Schanfigg, Verlag Walser-Vereinigung Graubünden, Splügen 1997, S. 55 ff.
  • Beat Fischer: 500 Jahre Bergkirchli Arosa (mit vielen Hinweisen zur Ortsgeschichte), Eigenverlag Beat Fischer, Chur 1992, S. 10 ff.
  • Paul Zinsli: Walser Volkstum, 6. Auflage, Verlag Bündner Monatsblatt, Chur 1991, ISBN 3-905241-17X, S. 34, 243, 326, 336, 380.
  • Albert Frigg: Die evangelische Talschaftskirche zu St. Peter im Schanfigg - Eine Chronik, Eigenverlag Frigg, St. Peter 1989.
  • Hans Danuser, Ruedi Homberger: Arosa und das Schanfigg, Eigenverlag Danuser/Homberger, Arosa 1988, S. 150 f.
  • Fritz Maron, Ferdinand Zai: Das alte Eggahaus in Arosa - Ein Heimatmuseum für das Tal Schanfigg, Eigenverlag Verein für Naturschutz und Heimatkunde Arosa, Arosa o.J. (um 1930).
  • http://www.zalp.ch/archiv/zalps/ten/te_fo.html

Weblinks

 Commons: Fondei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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