Fliegersprache

Fliegersprache
Sprechender Fluglotse im Kontrollturm

Die als Fliegersprache bezeichnete Fachsprache umfasst Begriffe und Formulierungen, die hauptsächlich von Piloten, aber auch von dem übrigen Luftfahrtpersonal benutzt werden. Die Fliegersprache dient insbesondere auch der sicheren Kommunikation zwischen Piloten und dem Fluglotsen der Flugsicherung oder im Kontrollturm.

Inhaltsverzeichnis

Anwendungsbereich der Fliegersprache

Die Fliegersprache bezieht sich auf den gesamten Bereich der Luftfahrt, wobei es auch spezifische Begriffe gibt, die jeweils nur im Bereich der zivilen Luftfahrt oder der militärischen Luftfahrt (mit Überlappungen zur Soldatensprache) benutzt werden. Da diese Bereiche jeweils auch ein gesellschaftliches Milieu mit eigener Kultur darstellen, ist die Fliegersprache neben einer Fachsprache auch ein Soziolekt.

Elemente der Fliegersprache

Neben den luftfahrtspezifischen Fachausdrücken gehören zur Fliegersprache auch unter Piloten verwendete scherzhafte Bezeichnungen. Eine umfangreiche Liste dieser Ausdrücke ist im Wiktionary zu finden, siehe unter Weblinks.

Zur Fliegersprache gehört auch das Fliegeralphabet, das auch als Internationale Buchstabiertafel und als ICAO-Alphabet bezeichnet wird, da es von der International Civil Aviation Organization (ICAO) bereits 1956 eingeführt wurde. Um bei dem oftmals gestörten Sprechfunk-Verkehr dennoch eine gute Verständlichkeit zu erreichen, benutzen Piloten im Funkverkehr diese Buchstabiertafeln und zusätzlich eine etwas veränderte Aussprache, siehe Abschnitt Sprache und Aussprache im Artikel Flugfunk. Damit lassen sich beispielsweise schwer verständliche Wörter oder Buchstaben eindeutig weitergeben.[1]

Abgrenzungen

In der Luftfahrt werden viele Fachbegriffe abgekürzt. Diese werden nur teilweise auch in der gesprochenen Fliegersprache verwendet und können in der Liste der Abkürzungen in der Luftfahrt nachgelesen werden. Nicht zu verwechseln ist die Fliegersprache mit dem Fliegerlatein.

Die Handzeichen des Marshallers als Unterstützung beim Landen oder Einparken eines Flugzeugs oder Helikopters werden Aircraft Marshalling bzw. Helicopter Marshalling genannt.

Die Übertragung von Standard-Nachrichten im Funkbetrieb allgemein aber auch speziell im Flugfunk kann mit dem Q-Schlüssel erfolgen.

Trivia

Am 22. Oktober 1959 stürzte ein schwerer Jagdbomber Republic F-84F Thunderstreak der deutschen Luftwaffe über dem Gebiet der damaligen ČSSR (auf heutigem Staatsgebiet Tschechiens) ab. Nachdem die beiden Piloten im Dezember 1959 an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze freigelassen wurden, fand am nächsten Tag eine Pressekonferenz statt. Um in der Zeit des Kalten Krieges die Sache möglichst klein zu halten, wurden die Piloten von Oberstleutnant Gerhard Schmückle, Leiter des Pressestabes des Verteidigungsministers Franz-Josef Strauss, angewiesen, „möglichst die Fliegersprache oder den bayerischen Dialekt zu verwenden.“ Danach berichtete die Presse: „Zuerst verstanden die Journalisten keinen Satz. Die beiden Piloten berichteten im Nato-Kauderwelsch.“ [2] [3]

Literatur

  • Matthias Gebhardt: Wortbildung in der Sprache der Segelflieger. GRIN Verlag, München 2007, ISBN 978-3-638-71147-0
    auszugsweise bei Google Books verfügbar: Digitalisat
  • Margrit Hausner: Verbale Fehlleistungen unter Stress. Interdisziplinäre Pilotstudie von Fliegersprache in simulierten Notfällen. Technische Universität Braunschweig, Braunschweig 1986 (Braunschweig, Techn. Univ., Diss., 1986).
  • Urs Weidmann: Fliegersprache, Vergleichende Betrachtung des Inhalts englischer Fachausdrücke aus der Verkehrsfliegerei. Verlag A. Franke, Bern 1975 (Schweizer anglistische Arbeiten 85, ISSN 0080-7214).

Einzelnachweise

  1. Sprache und Kommunikation im Luftverkehr: Fliegersprache (PDF, 266 kB) aus: Erlebnis Wissen Luftverkehr – Materialien für den Unterricht, herausgegeben von der Deutschen Lufthansa AG
  2. Absturz über "feindlichem Gebiet" Artikel auf www.luftwaffe.de vom 27. März 2007
  3. Irrflug in den Osten: Piloten verwechselten die Funkfeuer. Artikel in den Nürnberger Nachrichten vom 2. Februar 2010

Weblinks


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